Comedy-Duo gewinnt Grimme-Preis Joko und Klaas trotzen ARD und ZDF
19.03.2014, 16:21 Uhr
Vier Grimme-Preisträger: Florian Panzner (l.) bekommt ihn für den Spielfilm "Mord in Eberswalde", Joko und Klaas (M.) für ihren "Circus Halligalli" und Kathrin Bühlig für ihre Doku "Restrisiko".
(Foto: dpa)
Nur ein Grimme-Preis geht in diesem Jahr nicht an ARD und ZDF. In Sachen Unterhaltung können die Privaten punkten - dank des Moderatoren-Duos Joko und Klaas. Für die öffentlich-rechtlichen Sender haben die Juroren aber nicht nur Lob übrig.
Im Jubiläumsjahr der Grimme-Preise sind die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender die großen Sieger. Sie räumen elf der zwölf Auszeichnungen ab. Fernsehfilme und Informationssendungen sind ihre uneingeschränkte Domäne. Nur bei den Unterhaltungssendungen ziehen sie den Kürzeren. In dieser Sparte holt ProSieben mit "Circus Halligalli" den renommierten Preis. Als "vorbildlich" und "wichtigste Wuntertüte in der Unterhaltung" lobten die Juroren bei der Bekanntgabe der Sieger in Düsseldorf die Show des Entertainerduos Joko und Klaas. "Vor ihnen ist nichts sicher. Nicht einmal die ProSieben-Nachrichten." Den beiden könne in der TV-Unterhaltung weit und breit niemand das Wasser reichen, urteilten sie.
Den zweiten Grimme-Preis, der in der Unterhaltung zu vergeben war, verbuchte ZDFneo mit der satirischen Late-Night-Show "Neo Magazin". Damit war bei der Preisentscheidung der Nischensender Tele 5 aus dem Rennen, der gleich dreimal nominiert war.
Die übrigen Grimme-Preise gehen alle an die Öffentlich-Rechtlichen. Da gab es zwar ausdrückliches Lob vom Direktor des Grimme-Instituts, Uwe Kammann, aber auch die jährliche Schelte. "Es gibt in Deutschland wirklich tolles Fernsehen. Es wird nur oft übersehen und missachtet. Es hätte einen Zentrumsplatz verdient." Kammann meint damit bessere Sendezeiten, die nicht kurz vor Mitternacht liegen. Dort platzieren die Sender auch hochgelobte Informations- und Kultursendungen.
Film über Sexualstraftäter
Ins Spätprogramm rutschte auch die Dokumentation "Restrisiko - Ein Leben über Menschen im Maßregelvollzug" (BR) von Katrin Bühlig. Sie hat in einer der größten Kliniken für psychisch kranke Verbrecher (in Lippstadt-Eickelborn) drei Sexualstraftäter vor die Kamera bekommen. Eigentlich wollte sie einen Film über Mütter von Mördern machen. Sie bekam die Mütter aber nicht vor die Kamera, dafür Sexualstraftäter, die sie befragte: "Haben Sie jemals versucht, darüber nachzudenken, was sie den Frauen angetan haben?" "Nein, nie", kam die Antwort von einem der drei befragten Patienten. Von Opfern bekam Katrin Bühlig für den Film negative Reaktionen. Die Jury lobte aber die unverklärte Darstellung der Realitäten der Patienten in der Klinik.
Einer der fünf Grimme-Preise in der Kategorie Fiktion, den Filmen, ging an die WDR-Produktion "Mord in Eberswalde". Ein "Juwel", wie Jurorin Anna Barbara Kurek die Aufarbeitung eines wahren Kriminalfalles von 1969 in der DDR bezeichnete. Zwei Jungen werden im Wald gefunden, brutal gequält und ermordet. Florian Panzner, der den Part von Stasimajor Stefan Witt spielt, konnte sich gut in den Fall einarbeiten. Dokumente gab es genug. Und nicht nur das. Es habe auch zu dem Fall zu DDR-Zeiten eine Folge der Krimireihe "Polizeiruf 110" gegeben. Die sei aber nicht gezeigt worden.
Einen echten und einen Zusatz-Grimme gab es für den "Tatort". Den echten Grimme erhielt die Folge "Angezählt" (rbb/ORF). Harald Krassnitzer als Kommissar Moritz Eisner ermittelt darin im Rotlichtmilieu. Schon im Vorfeld hatte der Deutsche Volkshochschulverband als Stifter des Grimme-Preises der "Tatort"-Reihe die "Besondere Ehrung" zugesprochen. Übergeben werden die Preise in Anwesenheit von Bundespräsident Joachim Gauck am 4. April im Stadttheater von Marl.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa