Massas Unfall in der Formel 1Zyniker im Cockpit
Die gute Nachricht zuerst: Felipe Massa geht es, wenn nicht gut, so doch besser. Dem brasilianischen Formel-1-Fahrer wurde in Ungarn beinahe eine abgebrochene Dämpferfeder zum Verhängnis. Und was sagen seine Kollegen? Das gehöre halt dazu.
Ein Kommentar von Stefan Giannakoulis
Die gute Nachricht zuerst: Felipe Massa geht es, wenn nicht gut, so doch besser. Dem brasilianischen Formel-1-Fahrer wurde am Wochenende beim Großen Preis von Ungarn beinahe eine abgebrochene Dämpferfeder zum tödlichen Verhängnis.
Aber unabhängig davon, ob Felipe Massa nun Pech gehabt hat, weil er ein Opfer einer Kette von unglücklichen Zufällen wurde, oder Glück, weil er es überlebt hat - es wird Zeit, dass sich die Verantwortlichen in der Formel 1 wieder über die wirklich wichtigen Dinge unterhalten.
Seit Monaten tobt ein Machtkampf zwischen dem Automobilverband Fia und der Teamvereiningung Fota. Fast täglich erreichen uns Meldungen, wer über wen was gesagt hat und wer deswegen auf wen sauer ist. Dabei geht es um Macht, Geld und Eitelkeiten. Der Sport, wenn es denn einer ist, rückte dabei in den Hintergrund. Und das Allerwichtigste sowieso: die Sicherheit der Fahrer.
Sicherer – aber nicht sicher
In der Tat: Die Formel 1 ist in den vergangenen Jahren sicherer geworden. Das heißt aber nicht, dass sie sicher ist. Kann sie auch gar nicht sein. Wer bei Geschwindigkeiten jenseits der 300 Stundenkilometer in einem offenen Cockpit sitzt, ist in Gefahr. Das ist so offensichtlich, dass es verwundert, wenn es nun heißt, die Formel 1 stünde unter Schock. Ex-Weltmeister Niki Lauda hat nach Massas Unfall gesagt: "Das war immer so, das ist für die Formel 1 ganz normal." Das hört sich zynisch an, ist es letztlich auch. Nur: Niki Lauda hat Recht.
Und weder der Weltverband noch die Teamvereinigung machen ernsthaft den Eindruck, als wollten sie daran etwas ändern. Nicht 1994, als erst der Österreicher Roland Ratzenberger in der Qualifikation und dann der brasilianische Fahrer Ayrton Senna starben, das Rennen in Imola aber dennoch fortgesetzt wurde. Nicht am Wochenende in Budapest, als die Fahrer die Qualifikation zu Ende fuhren, bevor es überhaupt auch nur eine verlässliche Nachricht gab, wie es ihrem Kollegen Felipe Massa geht. Und nicht grundsätzlich, wenn es darum geht, die Piloten noch besser zu schützen.
Es geht verdammt noch mal besser
Immerhin hat sich die Fahrergewerkschaft GPDA mit dem Problem beschäftigt. Und erkannt, dass "der Kopf der Punkt ist, an dem wir noch am meisten in Gefahr sind", wie Williams-Fahrer Nico Rosberg sagte. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? Zwar gibt es seit längerem den Vorschlag, Kuppeln aus Panzerglas über die Cockpits zu setzen oder die Boliden mit Schutzscheiben auszustatten. Mehrheitsfähig war das bisher nicht. Und es deutet wenig darauf hin, dass sich das ändert.
Kimi Räikkönen ist Felipe Massas Teamkollege bei Ferrari. Nachdem Felipe Massa verunglückt war, hat Kimi Räikkönen gesagt : "Das ist Teil des Rennsports, wir alle wissen das." Auch er hat Recht. Es liegt in der Natur, dass der Mensch verletzlich ist. Deshalb sollte er sich schützen so gut es geht. Für die Formel 1 heißt das: Es geht verdammt noch mal besser.