Fußball

Staatliche Hilfen ausgeschlossen 1860 München droht der Kollaps

Fußball-Zweitligist 1860 München kann im Kampf gegen den Finanzkollaps nicht auf staatliche Hilfe bauen. "Es gibt keine Lex 1860", heißt es zu einem Kredit der Bayerischen Landesbank. Deshalb fliegen die Fetzen zwischen Bayern-Präsident Hoeneß und Münchens Oberbürgermeister.

(Foto: dpa)

Unerbittlich tickt die Uhr - und Fußball-Zweitligist TSV 1860 München wird bei seinem Ringen ums Überleben ohne staatliche Hilfe auskommen müssen. Die von der Insolvenz bedrohten "Löwen" können weder auf Unterstützung durch die Bayerische Landesbank noch durch die Stadtsparkasse München bauen.

Die Stadtsparkasse sei wie die Landesbank, die LfA-Förderbank und das bayerische Finanzministerium zu dem Schluss gekommen, dass es den öffentlichen Kreditinstituten verwehrt sei, die Altgläubiger des TSV 1860 zu befriedigen, berichtete Münchens Oberbürgermeister Christian Ude am Montag.

Acht Millionen bis Ende März

"Wir sind Münchens große Liebe", behauptet 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer. Ob das dem Klub hilft?

"Wir sind Münchens große Liebe", behauptet 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer. Ob das dem Klub hilft?

(Foto: dpa)

Am Freitag hatten die seit Monaten gegen den finanziellen Zusammenbruch kämpfenden "Löwen" einen dramatischen Hilferuf gestartet. Bis Ende März muss der Traditionsclub acht Millionen Euro auftreiben - andernfalls droht dem deutschen Meister von 1966 die Insolvenz und der Abstieg ins Amateurlager. "Wir sind Münchens große Liebe", appellierte Geschäftsführer Robert Schäfer an mögliche Investoren. "Wir wollen ein langfristig tragfähiges Konzept und uns nicht Monat für Monat von Skandal zu Skandal hangeln."

Doch erst einmal muss auf den letzten Drücker Geld her - viel Geld. Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" schloss Oberbürgermeister Ude aus, dass die örtliche "Stadtsparkasse oder irgendeine andere Bank in öffentlicher Hand" dem Verein hilft, seine Altschulden abzulösen. Auch ein möglicher Kredit der Bayerischen Landesbank soll am Veto des bayerischen Wirtschaftsministers Martin Zeil (FDP) gescheitert sein. "Es gibt keine Lex 1860", sagte der FDP-Landtagsabgeordnete Franz Xaver Kirschner, der auch in der Kontrollkommission der BayernLB sitzt, der "Süddeutschen Zeitung".

Bayerns Wirtschaftsministerium betonte, es habe kein alleiniges Veto Zeils gegeben. Zutreffend sei vielmehr, dass der Verwaltungsrat der LfA-Förderbank "eine Förderung des Profisports generell ablehnt, da diese nicht mit der Aufgabenstellung und dem Förderauftrag der LfA vereinbar ist".

Hoeneß attackiert Ude

Bayern-Präsident Uli Hoeneß wirft Münchens OB Christian Ude vor, die 1860-Rettung blockiert zu haben.

Bayern-Präsident Uli Hoeneß wirft Münchens OB Christian Ude vor, die 1860-Rettung blockiert zu haben.

(Foto: dapd)

Am Rande des Überlebenskampfes kam es zu einem heftigen Streit zwischen Ude und Uli Hoeneß. Der Bayern-Präsident hatte dem Stadtoberhaupt vorgeworfen, in seiner Funktion als Verwaltungsratsvorsitzender der Stadtsparkasse eine von der bayerischen Staatsregierung angeblich bereits zugesagte finanzielle Rettung der "Löwen" blockiert zu haben. "Es kann nicht die Rede davon sein, dass ich irgendetwas unterbunden habe, was möglich gewesen wäre", betonte Ude in der "tz".

In einer Erklärung legte der OB nach: Hoeneß, dessen FC Bayern dem darbenden Ortsrivalen unter anderem die Stadionmiete in Millionenhöhe gestundet hat, begebe sich mit seinen Vorwürfen "nicht nur mit Anstandsregeln in Konflikt, sondern auch mit Wahrheitspflichten", sagte der SPD-Politiker.

Hoeneß versuche, "mit einem Heldenepos sowie einem Schurkenstück, die beide frei erfunden sind, die Aggressionen auf einen parteipolitischen Gegner zu lenken", kritisierte Ude. Worum es dem Präsidenten des Rekordmeisters tatsächlich gehe, habe Bayern-Finanzvorstand Karl Hopfner am Wochenende "offen und ehrlich" gesagt, erklärte Ude: "Wenn 1860 insolvent geht, ist unser Geld verloren.

Gutmenschentum auf Risiko der Steuerzahler

Der FC Bayern wollte demnach durch ein trickreiches Kreditgeschäft in den vergangenen Wochen die Pleite der Löwen verhindern, bei dem letztlich der Steuerzahler das Risiko getragen hätte. Denn das Bayern-Geld sollte nicht direkt an 1860 fließen, sondern auf Umwegen: Der FC Bayern wollte der BayernLB acht Millionen Euro leihen und diese sollte das Geld an den TSV 1860 weiterreichen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Bayern-Präsident Uli Hoeneß bestätigte die SZ-Informationen: "Wir hätten der Landesbank die acht Millionen Euro für zwei Prozent Zinsen zur Verfügung gestellt, und die Landesbank hätte das Geld dann für vier Prozent an die Löwen weiterverleihen können", sagte Hoeneß der SZ.

Besprochen hatte Hoeneß diese Lösung am 18. Februar, einem Samstag, bei Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) mit Sechziger-Chef Dieter Schneider. Telefonisch zugeschaltet waren Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) und Landesbank-Chef Gerd Häusler. "An diesem Abend war für uns die Sache durch, alles war bis ins Detail besprochen", erinnert sich Hoeneß. Gescheitert sei die Rettungsaktion seiner Einschätzung nach an Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP). Der habe erst nach dem Wochenende davon erfahren. Zeil sei "beleidigt" gewesen, sagt Hoeneß.

Andere finanzielle Hilfen für den Lokalrivalen haben die Bayern nun ausgeschlossen. "Wir werden sicher nicht acht Millionen rüberschieben", erklärte Hopfner. Das zeigt auch die Grenzen des vermeintlichen bayerischen Gutmenschentums: Denn wenn der FC Bayern den Löwen das Geld direkt leiht und der Nachbar trotzdem pleite geht, bleibt der Rekordmeister auf seinen Forderungen sitzen. Läuft der Kredit über die Landesbank, müsste letztlich Steuergeld riskiert werden, da die Rückzahlung des Bayern-Kredits dann von der Landesbank garantiert wäre.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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