Trainer: "Hand auflegen reicht nicht" Daum heizt der Eintracht ein
23.03.2011, 15:41 UhrDer Lautsprecher der Liga ist wieder da. Bei seiner Präsentation in Frankfurt gibt sich Christoph Daum aber noch zurückhaltend. Was nicht heißt, dass er nicht doch den einen oder anderen Spruch raushautLangfristig will sich Daum bei der Eintracht mit Mittelmaß nicht zufriedengeben.

"Ich will helfen, den Verein an den nationalen Spitzenbereich ranzuführen": Christoph Daum.
(Foto: dapd)
Reizfigur Christoph Daum ist zurück im Scheinwerferlicht der Fußball-Bundesliga und rief bei der kriselnden Frankfurter Eintracht sofort einen Neustart aus. Dabei sorgten zehn Kamerateams, 50 Fotografen und knapp 100 Journalisten gleich am ersten Arbeitstag des Hoffnungsträgers für einen ungewohnten Medien-Hype am Main. "Wir müssen die Saison neu beginnen. Wir wollen in den letzten sieben Spielen eine Spitzenposition in der Tabelle erreichen", verkündete Daum und genoss seinen Auftritt im Rampenlicht sichtlich: "Das bin ich aus der Türkei und auch aus Köln gewohnt."
Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen bestaunte die ungewöhnlich hohe Zahl der anwesenden Medienvertreter, die den Nachfolger des am Dienstag beurlaubten Michael Skibbe hautnah erleben wollten. "Ein solches Medienaufkommen sind wir normal nicht gewohnt, aber wir sind erfreut", sagte Bruchhagen, dem mit der Verpflichtung des schillernden Daum ein Coup gelungen war.
"Ab sofort 25 Stunden am Tag für die Eintracht"
Mit harter Arbeit will Daum die nur drei Punkte vor einem Relegationsplatz liegenden Hessen vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit bewahren. "Hand auflegen reicht nicht", sagte der Ex-Coach des 1. FC Köln bei seiner Präsentation, bei der wegen des großen Andrangs sogar die Presseausweise der anwesenden Journalisten kontrolliert wurden. "Ich werde ab sofort 25 Stunden am Tag für die Eintracht da sein", sagte der Motivationskünstler.
Langfristig hat der 57-Jährige aber mehr vor, als nur gegen den Abstieg zu spielen. "Ich will helfen, den Verein an den nationalen Spitzenbereich ranzuführen", sagte Daum, der in der vergangenen Saison bei Fenerbahce Istanbul tätig war. "Jeder soll wieder stolz sein, wenn er über die Eintracht spricht." Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff begrüßte das Comeback des polarisierenden Trainers. "Daum ist mit Sicherheit jemand, der die Liga mit seiner Arbeit bereichert."
Vor seinem Engagement in der Türkei hatte Daum den 1. FC Köln in die deutsche Eliteklasse zurückgeführt, seiner "großen Liebe" danach aber den Rücken gekehrt - ihm fehlten am Rhein die Perspektiven. Am Main soll alles anders werden. Kritik, auch in Frankfurt sei internationaler Spitzenfußball eher nicht zu erwarten, konterte der gut erholt wirkende Daum gelassen. "Ich denke, dass die Eintracht Riesenpotenzial hat. Der Verein ist schuldenfrei. Mit kalkuliertem Risiko wollen wir einen Schritt in die Zukunft machen", sagte er.
"Die schnellste Entscheidung meines Lebens"
Nach dem Ende seines Engagement in Istanbul war es zuletzt eher still um den einstigen Lautsprecher der Liga geworden. In den Bundesliga-Stadien war Daum nicht zu sehen, stattdessen nutzte er die Auszeit zu Hospitanzen in England und Südamerika. Eigentlich hatte Daum, den vor elf Jahren eine Kokain-Affäre um den Posten des Bundestrainers gebracht hatte, erst zur neuen Saison wieder bei einem Klub einsteigen wollen. Der Anruf von Bruchhagen sei daher auch für ihn überraschend gekommen, erklärte Daum. Innerhalb kürzester Zeit sei es dem Frankfurter Vorstandsvorsitzenden aber gelungen, ihn für ein Engagement beim Uefa-Pokal-Sieger von 1980 zu begeistern.
"Das war die schnellste Entscheidung meines Lebens", sagte Daum, der in Frankfurt zunächst im Hotel leben wird. "Ich habe zu Hause Fotos aufgestellt und Videos von mir eingelegt", meinte er in gewohnte Sprücheklopfer-Manier. In den verbleibenden eineinhalb Wochen bis zum mit Spannung erwarteten Duell beim VfL Wolfsburg mit Felix Magath will Daum seinen neuen Spielern vor allem Selbstvertrauen einimpfen. "Das Wort Abstieg gibt es bei mir nicht", sagte Daum, der seinen langjährigen Assistenten Roland Koch mitbringen wird. "Der Kopf spielt eine ganz wichtige Rolle. Wenn er funktioniert, ist er das dritte Bein."
Quelle: ntv.de, Detlef Rehling und Lars Reinefeld, dpa