Fußball

Der Bundesliga-Check: 1. FC Köln Der Riese schläft nicht mehr

Kampfeslustig, Peter Stöger und sein Effzeh.

Kampfeslustig, Peter Stöger und sein Effzeh.

(Foto: picture alliance / dpa)

Relativ wenig hat sich verändert im Vergleich zur Vorsaison in Köln, und das beweist: Es bewegt sich richtig was beim FC. Der Manager setzt das Geld klug ein – die Führungsspieler werden "mit Kohle zugeschüttet."

Viel fehlt nicht mehr, dann müssen Trainer Peter Stöger und Sportdirektor Jörg Schmadtke vor den Heimspielen des 1. FC Köln Babys segnen. Platz neun in der Vorsaison war die beste Platzierung seit 24 Jahren, und die Voraussetzungen für mehr sind da: Die wichtigsten Stützen im Team sind beim FC geblieben, selbst die, die im Sommer einem nicht ganz unwichtigen Länderspiel gegen Italien den entscheidenden Elfmeter versenkt haben. Es geht wieder aufwärts am Geißbockheim.

Was gibt’s Neues?

"Nä, wat wor dat dann fröher en superjeile Zick", so klingt die kölsche Version von "früher war alles besser", und was den FC anbelangt, stimmte das ja bis vor kurzem tatsächlich, und zu allem Überfluss lag dieses schöne früher so lange zurück, da träumte man noch nicht von der Champions League, sondern vom Europapokal der Landesmeister. So viel Spott die Optimisten unter den FC-Fans in den letzten Jahren auf sich zogen, so sehr muss man sie im Rückblick verstehen: Sie hatten ja nichts, außer ihre völlig unbegründete Hoffnung auf Besserung. Rund zehn Jahre ist es her, da holte der FC allen Ernstes Michael Meier als Manager, der zuvor den BVB an den Rand der Insolvenz gewirtschaftet hatte. Es kamen mit Spielern wie Maniche und Petit teure, große Namen, die den Klub auf Jahre hinaus ruinierten. Die Krankenhaus-Pressekonferenz von Christoph Daum, die Rückholaktion von Lukas Podolski, Trainer wie Hanspeter Latour und Stale Solbakken – man muss sich diese Leidenszeit vor Augen führen, um zu verstehen, wie glücklich Kölner Fans sein müssen, wenn sie realisieren: Das ist wirklich vorbei, dieser Verein hat ab sofort wieder eine Zukunft.

Auf wen kommt es an?

Verantwortlich für die rosigen Aussichten beim FC ist ein Duo, das in Köln gerade mindestens so beliebt ist wie Tünnes und Schäl: Sportdirektor Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger. Der Österreicher hat dem Team eine klare Ordnung verpasst, die nicht für Spektakel taugt, aber dafür sorgt, dass der FC in den zwei Erstligaspielzeiten seit dem Aufstieg nur 40 bzw. 42 Gegentore bekommen hat. Mit seiner buddhistisch ungerührten Art lässt er typisch kölnerische Aufgeregtheiten immer wieder ins Leere laufen, macht nicht jeden Blödsinn mit - kann sich aber gerade im Karneval auch locker machen.

Jörg Schmadtke verlieh der "Express" jüngst den ehrfurchtsvollen Beinamen "der kölsche Pate", weil er bei der Saisoneröffnung ein rotes Einstecktuch im Jacket trug. Nicht nur modisch hatte der 52-jährige einiges zu bieten, den Fans hatte er ein besonderes Geschenk mitgebracht: die Vertragsverlängerung mit Jonas Hector und Leo Bittencourt (beide bis 2021), die er gewohnt launisch verkündete ( ). "Wir haben sie mit Kohle zugeschüttet. Da waren sie begeistert", sagte er danach grinsend. Tatsächlich hat der FC das Gehaltsgefüge kräftig erhöht, auch Anthony Modeste erhielt einen neuen Kontrakt bis 2021, dem Vernehmen nach gibt es bei allen dreien keine Ausstiegsklausel, eine Garantie für hohe Ablösesummen, wenn im nächsten Sommer die Premier League anklopft. Eine ähnliche Einigung will Schmadtke mit Timo Horn erzielen, wenn der aus Rio zurückkehrt. Das Geld hat Schmadtke, weil er rund 15 Millionen Euro für Yannick Gerhardt (Wolfsburg) und Kevin Vogt (Hoffenheim) eingenommen und nur rund 5 Millionen ausgegeben hat. Die wichtigsten Spieler binden, statt besinnungslos am Transfermarkt zuzuschlagen, die Zukunft sichern, statt in der Gegenwart zu pokern – so kann langfristig etwas entstehen in der Domstadt.

Was fehlt?

Frisches Blut. Mit Konstantin Rausch, Marco Höger, Artjoms Rudnevs und Sehrou Guirassy verstärken nur vier Spieler den Kader, die nicht aus der eigenen Jugend aufsteigen. Peter Stöger spricht trotzdem von "höherer Qualität in der Breite" des Kaders. Die Offensive ist breit besetzt, aber ein Defensivallrounder würde dem FC noch gut zu Gesicht stehen – vor allem, da Stöger auch innerhalb eines Spiels variabel agieren will und in der Vorbereitung immer wieder eine Dreierkette ausprobierte. Funktioniert hat das nicht so gut, die Viererkette bleibt wohl die erste Wahl – auch ohne Jonas Hector, der anders als in der Nationalelf eher im defensiven Mittelfeld agieren wird.

Wie lautet das Saisonziel?

Peter Stöger ist offenbar überzeugter Demokrat: Er ließ das Team im Trainingslager erst in vier Gruppen das Saisonziel diskutieren und anschließend im großen Kreis die Ideen zusammentragen. Das Ergebnis: Mindestens Platz neun soll es sein, wie in der Vorsaison. Vom Europapokal träumen sie in Köln zumindest öffentlich nur auf den Tribünen.

Die n-tv.de-Prognose

Lassen wir doch ausnahmsweise mal Experten sprechen: Ex-Nationalspieler Jan Schlaudraff, der beim FC hospitierte, sieht die Kölner gut aufgestellt. "Sie werden nicht in die Bredouille kommen." Aber wie weit nach oben kann es gehen? Christian Heidel, neuer Manager auf Schalke, liefert zwar ein schiefes Bild, sieht den FC aber offenbar sogar als Mitbewerber um die internationalen Plätze: "Der FC ist ein schlafender Riese, der sich nun ein Stück weit stabilisiert hat – und sicher ein ganz ernstzunehmender Konkurrent ist in der kommenden Saison."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen