Über ein Jahr lang gefangen im WM-Land Fußballer Belounis darf Katar verlassen
27.11.2013, 16:38 Uhr
Das unmenschliche Kafala-System wirft seinen Schatten auch auf den Fußball in Katar.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wenn Fußball-Profis aussortiert werden, wechseln sie für gewöhnlich den Klub. Im WM-Land Katar müssen sie befürchten, wie Gefangene zu leben. So passierte es dem Franzosen Zahir Belounis. Er bekam kein Geld und durfte nicht ausreisen. Nun endlich darf er nach Hause.
Seit mehr als einem Jahr will Zahir Belounis nichts als raus aus Katar. Der Franzose spielte Fußball für den Armeeverein Al-Jaish. 2010 war er aus Frankreich in die Wüste gewechselt, als Kapitän führte der heute 33-Jährige seinen Klub in die erste Liga. Doch Belounis landet auf der Bank, und als er nicht mehr gebraucht wird, erhält er auch kein Geld mehr – und darf das Land trotzdem nicht verlassen. Erst nach einem verzweifelten Hilferuf, Selbstmorddrohungen und dem Einschreiten der internationalen Spielergewerkschaft Fifpro darf Belounis nun ausreisen.
Wie sein Bruder Mahdi über Twitter bestätigte, wird Belounis nun nach Paris zurückkehren. Der Fußballprofi selbst bedankte sich ebenfalls über Twitter: "Wenn ich raus komme, dann wegen Eures tollen Engagements und Eurer Unterstützung für die Menschenrechte".
Kein Geld, kein Pass
Belounis ist einer von vielen, die dem Kafala-System zum Opfer gefallen sind, das die Lage von tausenden anderen Gastarbeitern unerträglich macht. Wer aus dem Ausland einreist, um in Katar zu arbeiten, braucht einen "Sponsor", eine Art Bürgen. Als solcher dient meist das Unternehmen, in Belounis' Fall der Verein Al-Jaish. Die Bürgen sorgen für Unterhalt und Verpflegung ihrer Arbeiter, und regeln auch die Aufenthaltsgenehmigung. Oft ziehen sie dafür den Pass ein - ohne ihn wieder zurückzugeben. Ausreisen dürfen die Arbeiter dann nur mit einer speziellen Genehmigung der Bürgen.
Belounis' Vertrag lief noch bis 2015, erst nach dem Auslaufen wollte Al-Jaish ihm den Pass zurückgeben. Danach hatte sich der Franzose in einem offenen Brief an den dreimaligen Weltfußballer Zinedine Zidane und an Bayern Münchens Trainer Josep Guardiola gewandt. Beide hatten sich als Botschafter für die WM-Vergabe an Katar ausgesprochen, "sicherlich mit guten Absichten", wie Belounis schrieb. Er bat Zidane und Guardiola, sich gegen das Kafala-System auszusprechen. "Es bringt mich um", klagte er.
Journalisten, die in den vergangenen Wochen Kontakt mit Belounis hatten, berichteten von Selbstmorddrohungen des Franzosen. Eine Delegation der internationalen Spielergewerkschaft Fifpro war gestern nach Katar gereist, um Gespräche mit den Organisatoren der WM 2022 zu führen. Doch nun hat der öffentliche Druck offenbar geholfen. Ein Druck, den Fifa-Präsident Joseph Blatter übrigens für "völlig überzogen und ungerechtfertigt" hält.
Das Online-Portal "Beyond the Pitch" hat vor ein paar Tagen ausführlich mit Zahir Belounis Bruder Mahdi über die Situation gesprochen. Zu dem Interview gelangen Sie hier.
Quelle: ntv.de, cba/dpa/sid