Hertha-Machtkampf entschieden Hoeneß nicht mehr Manager
07.06.2009, 19:00 UhrAm Ende ging es ganz schnell: Nach knapp 13 Jahren trennen sich die Wege von Hertha BSC und Manager Dieter Hoeneß - natürlich im Guten, wie der Verein versichert.
"Hertha BSC und Dieter Hoeneß haben heute freundschaftlich und einverständlich vereinbart, das Vertragsverhältnis zum Saisonende aufzulösen. Die Vereinsgremien des Clubs und der Vorsitzende der Geschäftsführung hatten zuletzt unterschiedliche Auffassung über die zukünftige Vereins- und Geschäftspolitik", teilte der Verein per Pressemitteilung mit.
Antiquierter Führungsstil
Tatsache ist, dass der Hauptstadt-Club und Hoeneß spätestens seit Ende der Saison, die Hertha auf Rang vier beendete, öffentlich im Clinch lagen. Der 56-jährige Hoeneß hatte noch einen Vertrag bis Juni 2010, eine Abfindung in geschätzter Millionenhöhe wird ihm wohl den vorzeitigen Weggang versüßt haben. Der frühere Hertha-Torjäger Michael Preetz (41), der in die Geschäftsführung aufrücken soll, und der Schweizer Coach Lucien Favre sollen die neuen starken Leute bei Hertha unter Präsident Werner Gegenbauer werden. Die drei waren zuletzt auf Konfrontationskurs zu Hoeneß gegangen.
Hoeneß wurde vor allem sein autoritärer und autokratischer Führungsstil und sein teilweise wenig glückliches Händchen bei kostspieligen Transfers angekreidet. Letzte Beispiele dafür sind die Brasilianer André Lima und Kaká, die zusammen rund 5,5 Millionen Euro kosteten und sich als Total-Flops entpuppten. Laut "Berliner Morgenpost" beläuft sich Herthas Schuldenstand im Juni auf 33,5 Millionen Euro. Dem Verein sind aus Finanzgründen trotz der Abgänge der Torjäger Marko Pantelic und Andrej Woronin die Hände für die kommende Spielzeit gebunden.
Warme Worte zum Abschied
Im der Pressemitteilung des Vereins hieß es weiter, dass Hoeneß "ausschließlichen im Interesse von Hertha BSC schon jetzt den Weg für eine Neugestaltung frei machen" wollte und das Präsidium um vorzeitige Vertragsauflösung zum 1. Juli 2009 gebeten habe." Er habe sich "dauerhaft um Hertha BSC verdient gemacht und sowohl im Verein als auch im Berliner Fußball tiefe Spuren hinterlassen".
Mit seinem Namen werde der Aufstieg des Vereins in die Bundesliga, die Etablierung in der Bundesliga sowie die Teilnahme in der Champions League 1999/2000 sowie zahlreiche Teilnahmen im UEFA-Cup verbunden bleiben. Hoeneß habe "maßgeblichen Anteil" daran, dass sich der Verein in den "vergangenen Jahren zu einem national wie international anerkannten Fußballverein" entwickelt hat.
Das Hertha-Präsidium (neun Mitglieder) und der Aufsichtsrat (fünf) des Vereins hatten die Entscheidung contra Hoeneß, der jetzt auf Sardinien Urlaub machen will, getroffen. Der scheidende Manager war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Quelle: ntv.de, dpa/sid