"Der Ausputzer" ist abergläubisch Löws Glückspulli und Ronaldos rechter Fuß
14.04.2015, 14:57 Uhr
Das Ende eines Talismans: Bundestrainer Joachim Löw in seinem blauen Pullover - im Halbfinale der WM 2010 gegen Spanien.
(Foto: imago sportfotodienst)
Tore, Punkte, Tabelle, klar. Doch wir wissen alle, dass man nur mit einem bestimmte Stutzen oder Trikot gewinnt. "Der Ausputzer" über Aberglauben im Fußball, der Kicker wie Fans gleichermaßen befällt - und sie zu großen Opfern zwingt.
Tom ist einer von den eher gemäßigteren Fußballfans - keiner mit Dauerkarte, und es kann auch gut passieren, dass er am Wochenende mal nicht die Bundesliga schaut. Aber trotzdem möchte er seine Jungs gerne mal im Stadion sehen. Und hier liegt das Problem: Immer wenn Tom den Weg in die Fußballarena findet, verliert seine Mannschaft.
Das Fußballwochenende ist passé, alles ist geschrieben und gesagt. Wirklich alles? Natürlich nicht. Mit unserer Kolumne "Der Ausputzer" kehren wir auf n-tv.de dienstags, was aufzukehren ist. Unsere Autoren sind: Christian Bartlau, Kai Butterweck, Anja Kleinelanghorst und Ingo Scheel. Nach dem Spiel ist schließlich vor dem Spiel.
Seine Kumpel, eher von der Sorte Vollblutfans, zögern deshalb, wenn er den Wunsch äußert, mitzukommen. Vor allem, wenn es eng im Abstiegskampf wird und man alle Punkte braucht. Tom erhielt deshalb ein inoffizielles Stadionverbot, das er erstaunlicherweise akzeptiert. Einmal in der Saison darf er dann doch mit - meistens gegen den FC Bayern, denn gegen die verliert es sich leicht. Nun kann man argumentieren, dass Tom so aus der Schleife nie herauskommt, denn bis jetzt hat sein Team auch tatsächlich keinen Sieg gegen die Münchner geschafft. Aber irgendwie gefällt es ihm wohl, dass er scheinbar so eine Macht hat und deshalb verzichtet er bereitwillig auf den Stadionbesuch.
Von Glückspullis und Schienbeinschonern
Aber auch andere bringen Opfer. Freund S. ist felsenfest davon überzeugt, dass er Spiele der Nationalmannschaft nur allein vor dem Fernseher schauen kann, anderenfalls sieht es düster für Jogis Buben aus. Nun haben die auch schon mal verloren, als er so einsam und verlassen vor der Glotze hing, aber er lässt sich nicht davon abbringen, dass nur diese Konstellation eine gewinnbringende sei. Vielleicht hat er einfach keine Lust, Fußball mit anderen zu schauen und schiebt das nur vor. Man weiß es nicht.
Aber wer ist schon gefeit vor dem Aberglauben - gerade zu WM-Zeiten, wenn man in einem bestimmten T-Shirt schaut und dies dann irgendwie zu einem Glücks-T-Shirt wird, das die Nationalmannschaft zum Sieg führt. Fans sind da gar nicht allein - wir erinnern uns an Udo Latteks blauen Pulli - dieses magische Stück des damaligen Sportdirektors sorgte 1987 angeblich dafür, dass sein FC Köln 14 Spiele unbesiegt blieb. Auch Joachim Löw hielt bei der WM 2010 eine Weile an seinem hellblauen Pullover fest. Doch dann kamen im Halbfinale die Spanier - und den Deutschen blieb nur das Spiel um Platz drei. Beim 3:2 gegen Uruguay trug Löw dann Schwarz.
Und wir wollen mal gar nicht von den Fußballern reden - bei Chelseas John Terry müssen es immer dieselben Schienbeinschoner sein, sonst ist die Hölle los. Ronaldo betritt, wie Miro Klose auch, das Fußballfeld mit dem rechten Treter, während es bei Marco Reus der linke sein muss. Aber jede Siegesserie geht zu Ende - selbst die Bayern können mal verlieren wie unlängst bewiesen. Und das lag natürlich auch nur daran, dass Cousine B. das Spiel nicht schauen konnte. Die ist sonst immer im Stadion, aber eine fette Grippe hielt sie davon ab - und schon war es geschehen.
Quelle: ntv.de