Kritik an Whistler-Bahn verboten Maulkorb für Bobfahrer

Im Training für den Wettbewerb im Zweierbob verlieren die Piloten reihenweise die Kontrolle über ihre Schlitten, acht Bobs kommen nicht heil ins Ziel. Wie reagiert der Weltverband FIBT darauf? Mit einem Redeverbot für die Aktiven und ihre Trainer, die sich nicht mehr zur Bobbahn äußern dürfen. Im nächsten Training geht das Sturzfestival weiter.

Acht Bobs verunfallten im Training.

Acht Bobs verunfallten im Training.

(Foto: dpa)

Nach acht Stürzen in den ersten beiden Trainingsläufen hat der Weltverband FIBT allen Bobfahrern und ihren Trainern verboten, sich öffentlich über die umstrittene Hochgeschwindigkeitsbahn in Whistler zu äußern. "Dies dürfen nur die Offiziellen des Weltverbandes machen. Bei uns kann man aber an der Mimik und Gestik ablesen, was los ist", sagte der deutsche Pilot Thomas Florschütz in Whistler. "Das ist für mich skandalös. Das ist ein Witz",  sagte dazu der deutsche Sportdirektor Thomas Schwab. Nach dem tödlichen Unfall des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili berät die Jury nun über mögliche Entschärfungen der Bahn.

Auch der Schweizer Medaillenkandidat Beat Hefti verlor die Kontrolle über seinen Schlitten.

Auch der Schweizer Medaillenkandidat Beat Hefti verlor die Kontrolle über seinen Schlitten.

(Foto: dpa)

Die Piloten machen sich Sorgen. Nach der Sturzserie am Mittwoch wurde der heutige Trainingsbeginn um 20 Minuten verschoben. Offizielle Begründung: Zu große Sonneneinstrahlung, doch der Weltverband scheint erstmal um Schadensbegrenzung bemüht. Laut Regelwerk darf die Bahn erst nach Abschluss der Skeleton-Wettbewerbe für die Bob-Piloten modifiziert werden. Der Zweierbob-Wettkampf beginnt am Samstag - möglicherweise ohne den Schweizer Mitfavoriten Beat Hefti, der sich bei seinem Trainingssturz einige Prellungen und eine Gehirnerschütterung zuzog. Der vierfache Weltcup-Sieger in diesem Winter sagte deshalb die zweite Einheit am Morgen danach ab.

Trotz des verspäteten Starts wurde auch der zweite Trainingstag von mehreren Stürzen überschattet. Am heftigsten erwischte es den bereits am Vorabend gestürzten Japaner Hiroshi Suzuki. Der Pilot verließ nach seinem Sturz die Bahn wie unter Schock und trat zum zweiten Trainingslauf nicht mehr an.

Zudem stürzten der Slowake Milan Jagnesak und der erfahrene Tscheche Ivo Danilevic, der aber im zweiten Lauf ohne größere Probleme ins Ziel fuhr. Damit hat es in den ersten vier Trainingsläufen der Zweierbobs bereits elf Stürze gegeben.

Gerade Kufen in runder Bahn

"Schuld an allem ist die FIBT", sagte der zweimalige Olympiasieger Christoph Langen, "nach den ersten Tests hatten die Verbände und Piloten schon ihre Probleme geäußert, aber deren Veto wurde nicht richtig wahrgenommen." Für die Zweierbob-Piloten sei es schon eng, für die Vierer werde es noch enger. "Die Bahn ist rund, was eigentlich schön ist, aber die Rodler haben runde Kufen und unsere sind gerade", erklärte Karl Angerer (Königsee), den es ebenfalls erwischt hatte. Im ersten Trainingsdurchgang auf der schnellen Piste hatte er nur auf der Seite liegend mit seinem Bob das Ziel erreicht. "Alle haben den Crash unverletzt überstanden, doch der Sturz musste nicht unbedingt sein", betonte Angerer.

Zu den Sturzopfern im ersten Training zählte auch der Deutsche Karl Angerer. Er und sein Anschieber blieben unverletzt.

Zu den Sturzopfern im ersten Training zählte auch der Deutsche Karl Angerer. Er und sein Anschieber blieben unverletzt.

(Foto: dpa)

Entwarnung gab auch der australische Pilot Christopher Spring, der bereits in Kurve fünf stürzte. Sein Anschieber Duncan Harvey wurde aus dem Bob geschleudert und war bis zum Ende des Eiskanals gerutscht. Der Olympia-Debütant, der sofort mit einem Krankenwagen ins Hospital gebracht wurde, klagte über starke Rückenschmerzen. Die medizinische Untersuchung zeigte jedoch keine schwereren Verletzungen. Zudem kippten zum Auftakt die Bobs des Italieners Fabrizio Tossini, des Japaners Hiroshi Suzuki, des Rumänen Nicolae Istrate und des Schweizers Daniel Schmid in der schwer zu beherrschenden Bahn um. Auch der Niederländer Edwin van Calker stürzte.

Deutsche Teams vorn dabei

Titelverteidiger Andre Lange brachte alle vier Trainingsläufe ins Ziel.

Titelverteidiger Andre Lange brachte alle vier Trainingsläufe ins Ziel.

(Foto: REUTERS)

Topfavorit André Lange aus Oberhof gab sich keine Blöße. Mit 52,01 Sekunden fuhr der dreimalige Olympiasieger aus Oberhof zusammen mit seinem Stammanschieber Kevin Kuske im zweiten Lauf am ersten Trainingstag die Bestzeit. Auch im zweiten Training präsentierten sich die deutschen Top-Teams in guter Verfassung. Der Riesaer Thomas Florschütz fuhr im ersten Lauf auf den zweiten Platz und legte danach sogar die Bestzeit hin. "Es lief gut. Wir sind fit", sagte Anschieber Richard Adjei.

Lange landete auf den Rängen drei und vier. Für den am Mittwoch gestürzten Karl Angerer aus Königssee reichte es nur zu den Plätzen vier und zehn.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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