Beziehung zu führendem Neonazi Warum reiste Drygalla ab?

Die Ex-Polizistin (4.v.r.) startete im deutschen Achter.

Die Ex-Polizistin (4.v.r.) startete im deutschen Achter.

(Foto: AP)

Die deutsche Ruderin Nadja Drygalla steht in der Kritik - die Ex-Polizistin verlässt das Olympische Dorf, weil sie offenbar mit einem Neonazi verbandelt ist. Von einer "Belastung der Mannschaft" ist die Rede. Michael Vesper, Chef de Mission, begüßt den Schritt. Die Vorwürfe waren wohl länger bekannt. Eine entscheidende Frage bleibt unbeantwortet.

Was waren die "Erkenntnisse zum privaten Umfeld"?

Was waren die "Erkenntnisse zum privaten Umfeld"?

(Foto: dapd)

Vor mehr als einem Jahr waren in der linken Szene Bilder des Neonazis Michael Fischer aufgetaucht, wie er sich privat mit einer Polizistin trifft. Die Aufnahmen legen nahe, dass die beiden ein Paar sind. Die Frau heißt Nadja Drygalla, eine Ruderin, die im Jahr 2008 noch auf dem Titelblatt des "Polizei-Journal" Mecklenburg-Vorpommerns mit Innenminister Lorenz Caffier von der CDU posiert hatte. Kurz darauf scheidet sie aus dem Polizeidienst aus, möglicherweise auf Druck von oben.

Anfang des Jahres wird Drygalla Mitglied des Olympia-Teams. Auf einer Pressekonferenz erläuterte der deutsche Chef de Mission Michael Vesper nun, man habe "intensiv über ihre Geisteshaltung gesprochen". Ob sich die Rostockerin klar vom Nationalsozialismus distanziert habe? "Ja", so die Antwort, "das war auch völlig zweifelsfrei." Trotzdem habe es die Entscheidung gegeben: Abreise, die Ex-Polizistin verlässt die deutsche Mannschaft.

Das "ausführliche Gespräch" hatte zwischen Drygalla, Vesper, sowie dem Sportdirektor des Deutschen Ruderverbandes, Mario Woldt stattgefunden. Die Sportlerin hatte in London mit dem Deutschland-Achter auf dem Dorney Lake den letzten Platz belegt. Ein weiterer Start der 23-Jährigen war nicht vorgesehen.

Entscheidendes Detail?

Welche "Erkenntnisse zum privaten Umfeld" Drygallas die Mannschaftsleitung der deutschen Olympiasportler erhalten hat, ist nicht klar. Die Vorwürfe wegen ihrer Beziehung zu Fischer gibt es bereits seit dem Frühjahr 2011. Gibt es weitere, bislang unbekannte Details? Warum verließ die Rostockerin das deutsche Team?

Zuvor hatte es geheißen, Drygalla habe von sich aus erklärt, dass sie das Olympische Dorf verlassen werde, um keine Belastung für die Olympia-Mannschaft entstehen zu lassen. Vesper wiederholte diese Begründung - auf wiederholte Nachfrage allerdings in einer leicht geänderten, vielleicht entscheidend abweichenden Formulierung. "Wir", sagte er, nicht "Sie", hätten nicht gewollt, dass "diese Diskussion" die Mannschaft belaste. Und: Gäbe es Hinweise, dass eine Person eine rechte Einstellung hat, wäre sie nicht Mitglied des deutschen Olympia-Teams.

Die 23 Jahre alte Rostockerin habe in dem Gespräch bekräftigt, "dass sie sich zu den Werten der Olympischen Charta und den in der Präambel der DOSB-Satzung niedergelegten Grundsätzen bekennt", hatte der Deutsche Olympische Sportbund bereits zuvor verlauten lassen. Die Reaktion Vespers: "Die Mannschaftsleitung begrüßt diesen Schritt."

Angriff auf der Straße

Informationen aus der linken Szene zufolge ist Drygallas Freund ein "Kopf" der Kameradschaft "Nationale Sozialisten Rostock" und hielt sich ebenfalls in London auf. Fischer hatte bei der vergangenen Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern für die rechtsradikale NPD kandidiert.

Auf der Internetseite der Nazi-Kameradschaft wird eine "Backpfeife für Schwarze" per Newsposting bejubelt und ein "Neger-Sonderbonus" sowie eine "Negerflut" in der Stadt an der Ostsee moniert. Gegen den Staat solle "Widerstand nicht in Worten, sondern in Taten lebendig werden". Fischer teilt diese Ansicht offenbar, auch auf der Straße ist der Neonazi aktiv: So soll er etwa einen versuchten Angriff auf eine Gedenkkundgebung für ein Opfer des Nationalsozialistischen Untergrunds angeführt haben.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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