Ungewohnte Probleme Crashtest untersucht Schwachpunkte bei E-Autos
31.08.2022, 06:25 Uhr (aktualisiert)
Elektroautos standen im Mittelpunkt der diesjährigen Crashtests von AXA.
(Foto: Axa)
Batterie statt Verbrennungsmotor, hohes Gewicht: Wenn ein Elektroauto einen Unfall hat, kann es zu Problemen kommen, die man beim Autofahren bislang so nicht gewohnt ist. Welche das sind, hat ein spezieller Crashtest untersucht.
Nach 2019 standen wieder Elektroautos im Mittelpunkt der diesjährigen Crashtests des Versicherungsunternehmens AXA in der Schweiz. Anhand von zwei Crash-Szenarien zeigten die Unfallforscher spezifische Risiken durch batterieelektrische Fahrzeuge auf: Zum einen rückte der Unterboden, zum anderen das hohe Gewicht der E-Autos in den Fokus.
Um auf den verwundbaren Unterboden mit den dort platzierten Batterien hinzuweisen, simulierten die Unfallforscher einen Unfall, der durch das starke Beschleunigungspotenzial der E-Autos ausgelöst wurde. Im Crashtest verliert der Fahrer beim "Gasgeben" die Kontrolle über sein Fahrzeug, überfährt eine Verkehrsinsel und überschlägt sich. Die Fahrgastzelle bleibt intakt, doch der Unterboden ist stark beschädigt.
Brandgefahr generell gering
Zwar ist die Antriebsbatterie durch zusätzliche Versteifungen der Karosserie vorne, hinten und seitlich sehr gut geschützt, nach Einschätzung der AXA-Forscher könnte es aber bei solch starken Beschädigungen zur Brandgefahr kommen. Sie fordern daher, dass der Unterboden mit einer Titanplatte oder ähnlichen Materialien mit hoher Widerstandsfähigkeit versehen wird. Sie regen zudem an, dass beim Euro NCAP ein zusätzliches Crashtest-Szenario zur Überprüfung der Stabilität von unten eingeführt wird.

Kein echter Batteriebrand, sondern mit Pyrotechnik inszeniert: Ein simulierter Unfall sollte auf den verwundbaren Unterboden der E-Autos mit den Batterien hinweisen. Allerdings sei die Brandgefahr bei Autos generell sehr gering, so AXA.
(Foto: Axa)
Allerdings, betont AXA, sei das Brandrisiko bei Autos, egal ob benzin- oder strombetrieben, sehr gering und werde oft überschätzt: "Nur 5 von 10.000 Autos fallen statistisch gesehen einem Brand zum Opfer, ein Marderschaden kommt 38-mal häufiger vor als ein Autobrand." Jedoch sind Batteriebrände nur mit hohem Aufwand und großen Mengen Wassers zu löschen.
Auch bei dem Crashtest kam es nicht zu einem Feuer: "An einem Event mit rund 500 Personen war es aus Sicherheitsgründen nicht möglich, einen echten Batteriebrand zu entzünden, weshalb ein Brand mit Pyrotechnik inszeniert wurde", begründete die AXA das Vorgehen. Zudem waren keine Batterien an Bord der Crash-Fahrzeuge: "Die Demonstration eines Batteriebrandes (wäre) aufgrund der anwesenden Gäste zu gefährlich gewesen, weshalb die Batteriezellen der Elektroautos vor den Tests ausgebaut wurden", gab die AXA dazu bekannt. Sie wiederholte damit das gleiche Argument, mit dem auch das pyrotechnisch erzeugte Feuer am gecrashten Tesla Model S erklärt wurde.
Batterien machen E-Autos schwerer
Ein Frontallunfall mit Tempo 50 zwischen einem konventionell angetrieben VW Golf VII und einem batterieelektrischen sollte auf die unterschiedlichen Gewichtsklassen aufmerksam machen. Der E-Golf bringt rund 400 Kilogramm mehr auf die Waage als der Verbrenner. Das leichtere Fahrzeug ist bei einem Crash im Nachteil, weil die Energiebelastung größer ist als beim schweren Fahrzeug. Da beide Fahrzeuge aber über moderne Sicherheitssysteme verfügen, werden die Effekte der Massendifferenz kompensiert und die beiden Fahrgastzellen bleiben intakt.
Anders würde es jedoch aussehen, wenn ältere Modelle ohne moderne Sicherheitsausstattung in einen Unfall verwickelt würden. Fahrer schwerer Fahrzeuge sollten daher nach Einschätzung der AXA besonders umsichtig und rücksichtsvoll unterwegs sein.
(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 28. August 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, abe/sp-x