Hat das Zukunft? Duramax V8 - Diesel wird Wasserstoffverbrenner
24.01.2022, 15:46 Uhr
Links der Duramax 6,6-Liter-V8-Diesel und rechts der von Punch umgerüstete Hydrogen V8 6.6L.
(Foto: Collage)
Dass Pkw irgendwann nur noch batteriebetrieben fahren, scheint außer Frage zu stehen. Anders sieht es bei den schweren Lkw aus. Hier ist das Patentrezept noch nicht gefunden. Ein belgisches Unternehmen hat da vielleicht eine Idee. Hier will man den Duramax-V8-Diesel befähigen, flüssigen Wasserstoff zu verbrennen.
Wer glaubt, dass Dieselmotoren in den USA nur eine Nebenrolle spielen, der hat insofern recht, als sie in einem Pkw keine Verwendung finden. Dafür verrichten sie aber in den massenhaft fahrenden Pick-ups und Lkw ihre Dienste. Der Grund, warum das so ist, dürfte klar sein: Hier arbeitet ein Motor mit unbändiger Kraft, bei Bedarf liegt ein riesiges Drehmoment an, und die entsprechende Zugkraft bietet kein Benziner. Auch der Verbrauch ist im Vergleich relativ niedrig. Und der letzte nennenswerte Vorteil ist natürlich die Langlebigkeit dieser Art von Verbrennungsmotor. Aber all diese Vorzüge kennen wir auch in Deutschland. Andernfalls hätten die Diesel nicht vor Jahren mit solchem Erfolg Einzug in die schweren und immer beliebter werdenden SUV gehalten.
Die im belgischen Gent beheimatete Punch Group hat sich jetzt ihrerseits einen der weitverbreiteten Dieselmotoren von General Motors, den Duramax V8, vorgenommen, um ihn auf eine klimaneutrale Verbrennung einzuschwören. Natürlich kann der Betrieb des 6,6-Liter-V8, der als Diesel satte 451 PS leistet und ein maximales Drehmoment von 1220 Newtonmeter generiert, dann nicht mehr mit fossilem Kraftstoff erfolgen. Deshalb will man den Treibsatz bei Punch in Zukunft auf den Betrieb mit flüssigen Wasserstoff umrüsten.
Mehrere Leistungsstufen

Wer ein solches Logo an seinem Pick-up trägt, der zeigt, was unter der Haube steckt.
(Foto: Chevrolet)
Allerdings soll es nicht bei einem Duramax-V8-Motor bleiben. In einem Interview mit Automotive News erklärte der Chef der Punch Group, Guido Dumarey, dass man auf Grundlage der Forschung mit dem Duramax am Ende mehrere Triebwerke in unterschiedlichen Leistungsstufen anbieten wolle. Das soll bereits bei 110 PS beginnen und dann bis 544 PS ansteigen. Dumarey räumt ein, dass der mit flüssigem Wasserstoff betriebene Motor in Pkw, wegen der Größe der Tanks, wohl kaum eine Zukunft habe. Er sei aber eine ausgezeichnete Lösung für Nutzfahrzeuge und Lkw.
Dass man bei der Punch Group den Duramax aus dem GM-Regal nutzt, ist übrigens einfach zu erklären. Die Verbindung zum US-Autogiganten besteht schon seit geraumer Zeit. Vor zwei Jahren übernahm Punch dann auch die Wasserstoff-Abteilung, zu der ebenfalls ein ehemaliger Entwicklungsbereich von GM in Turin gehört. Grundlage des Vertrages war es seinerzeit, den Duramax-Diesel auf allen Märkten Europas verkaufen zu dürfen. Mit Blick auf den derzeitigen Stand des Selbstzünders hat Dumarey aber bereits angekündigt, in Turin keine Dieselmotoren mehr bauen zu wollen. Insofern bleibt nur der Wasserstoffverbrenner.
Erst in Booten, dann im Lkw

Vor allem die Kraft, das Drehmoment und die Zugkraft sollen auch beim Hydrogen 6.6L erhalten bleiben.
(Foto: Chevrolet)
Der soll aber zuerst in Booten eingesetzt werden. Dazu hat Punch einen Vertrag mit der Werft Castagnola gemacht. Der Yacht-Bauer wird jetzt auch ein für den Wasserstoff-Duramax-V8 angepasstes Boot bauen. Eigentlich wollte Punch die Kombination schon auf der Genoa Boat Show 2021 vorstellen. In zwei Jahren soll der Motor einen solchen Entwicklungsstand haben, dass er auch in Pick-ups und Lkw seinen Einsatz findet.
Nun ist die Punch Group aber nicht das einzige Unternehmen, das versucht, Verbrennungsmotoren auf den Betrieb mit flüssigem Wasserstoff umzustellen. Tatsächlich war Toyota lange Zeit der prominenteste Autobauer, der an Motoren arbeitete, die Wasserstoff verbrennen. Die Idee war sogar, dass auch Hybridautos mit derartigen Verbrennungsmotoren fahren. Nach der Hinwendung zur E-Mobilität dürften die Japaner diese Pläne auf Eis gelegt haben.
Denn obwohl der Wasserstoffverbrenner attraktiv erscheint, weil er kein Kohlendioxid ausstößt, bleibt immer noch der als Abgas in die Luft gepustete Stickstoff. Hinzu kommt, dass die Herstellung von Wasserstoff kostspielig und nicht wirklich umweltfreundlich ist. Aber bis 2024 wird sich auch auf diesem Gebiet noch einiges tun. Denn ganz aus den kommenden Energiekonzepten dürfte der Wasserstoff nicht mehr wegzudenken sein.
Quelle: ntv.de, hpr