Lifestyle elektrisch ausleben Neues SUV Mini Countryman - für Stadt und Land


Die Dachlinie des Mini Countryman hat den typischen Knick.
(Foto: Mini)
Als stylishes Kompakt-SUV mit ausgefallener Optik und Retroanleihen ist der Mini Countryman recht einzigartig. Und dabei ist er gar nicht mehr so richtig kompakt, sondern längst ein erwachsenes Auto geworden. ntv.de war mit der elektrischen Version unterwegs.
Wenn man einmal genau darüber nachdenkt, müsste man den Markennamen "Mini" als blanken Hohn empfinden. Denn geblieben ist von der Idee aus den Fünfzigerjahren, ein geniales Auto auf kleinstem Raum zu bauen, bloß noch eine große Marketing-Maschinerie. Aber sie funktioniert und man muss neidlos anerkennen, dass die BMW Group gute Arbeit macht. Klar, wer meckern möchte, findet etwas zu meckern. Aber die Marke Mini hat offenbar fähige Designer und Innenarchitekten, die Tradition und Moderne wirklich gekonnt zusammenführen.

Die Kreativen beherrschen das Spiel mit der Geometrie. Auch die gezielt nicht kreisrunden LED-Scheinwerfer gehen als Hingucker durch.
(Foto: Mini)
So auch beim Mini Countryman. Und der zeigt außerdem, dass das Prinzip Markenbildung dann auch auf mehrere Segmente ausgeweitet werden kann. Warum nicht ein Familienauto mit Nutzwert aus dem Hause Mini? Und die Neuauflage des SUV strahlt abermals Qualität und Solidität aus jeder Pore. Dem Kreativteam gelingt gleich mit mehreren Kniffen, Spannung in das Karosseriekleid zu bringen. Design-Gimmicks wie eine besonders glattflächige Dachreling oder die geometrisch-geradlinigen Fensterkanten fallen genauso ins Auge wie die gezielt nicht kreisrund gestalteten Scheinwerfer oder gar der markante Dach-Knick im Bereich der C-Säule. Bunte Farben plus diverse Wahlmöglichkeiten bei den Trims (inklusive Dach-Kontrastfarben sowie Dekors wie der Union-Jack), um einmal den Mini-Sprachjargon zu bedienen, bringen Pep in die Optik.
Innenarchitektonisch geht das Akzentesetzen munter weiter. Das große Rundinstrument in der Mitte (24 Zentimeter Diagonale) ist so ikonisch und in ästhetischer Weise in die Armaturenlandschaft integriert - sieht nach "Schöner Wohnen 2.0" aus.

Das Dach dient als künstlerisches Element, um das Mini-Äußere kreativ zu machen. Hier bildet es einfach bloß einen Kontrast zur Lackfarbe, auf Wunsch zieren es Streifen oder auch der Union Jack als beliebtes Motiv.
(Foto: Mini)
Klar ist natürlich: Wo Licht ist, fällt ist auch Schatten. Der Rundkörper in OLED-Technologie zwecks brillanter Farbdarstellung dient ja als berührungsempfindliche Multifunktionsanzeige, und hier haben es die Gestalter eindeutig zu gut gemeint. Wenn man vor lauter Grafik nämlich kaum noch Buttons zuordnen kann, auf die man touchen soll, dann ist der Zenit überschritten. Aber okay, Augen zu und durchkämpfen. Und dass der große Monitor gleichzeitig auch als hauptsächliches Kombiinstrument herhält, ist ein Schönheitsfehler. Man kann sich allerdings daran gewöhnen, beispielsweise für das aktuelle Tempo immer nach rechts zu schielen.
Viel schwieriger gewöhnen kann man sich jedoch an die Tatsache, dass der sonst so wertig wirkende Mini beim Head-up-Display auf Technik von gestern zurückgreift. So gibt es eine kleine Plexiglasscheibe, auf die sämtliche Informationen projiziert werden statt gleich in die Frontscheibe. Eine solche Billiglösung wird diesem Premiumfahrzeug in keiner Weise gerecht.
Der Stromer hat viel Power

Einen Tacho gibt es im Countryman nicht, dafür das zentrale OLED-Display. Stylishe Architektur prägt das Bild ansonsten mit fancy Stoffen.
(Foto: Mini)
Zum Glück findet man den retro-angehauchten Schalter (greifen und drehen) für den Motorstart zügig in der Mittelkonsole und kann loslegen. Die hier als elektrische Topversion besprochene Variante mit Allrad tritt auch in der Praxis ziemlich wuchtig an, was dank 313 PS kein Wunder ist. In der Drehmoment-Währung sind das 494 Newtonmeter. Puh. Ad hoc volle Last auf die beiden Achsen geben bedeutet gleichermaßen ein Ruck durch die Magengrube, denn beschleunigungshemmende Traktionsprobleme kennt der starke E-Countryman dank 4x4 nicht. Kann man machen.
Landstraßentempo liegt bereits nach 5,6 Sekunden an, wenn man möchte. Bei 180 Sachen ist allerdings Schluss. Damit präsentieren sich die Mini-Specs so ziemlich eins zu eins an die Kennzahlen des elektrisch angetriebenen BMW X1 respektive X2 angelehnt, auf dessen Architektur er schließlich aufbaut. Damit trägt er auch die gleichen Aggregate ohne Permanentmagnete unter dem Blech (macht Metalle der Seltenen Erden überflüssig) und bietet ebenso die Option auf Ein-Motor-Elektroantrieb mit bloß 204 PS.

Üppige Fauteuils fast wie in der Oberklasse machen das Reisen im Mini Countryman entspannt. Eine Massagefunktion ist ebenfalls verfügbar.
(Foto: Mini)
Und beim Cruisen durch engere Gässchen fällt plötzlich auf, dass dieser Zweitonner zwar Mini im Namen trägt, aber gar nicht mini ist. Immerhin ist er 4,43 Meter lang und strebt damit formal in Richtung Mittelklasse. Gefühlt hat er diese längst erreicht, was seine Geräumigkeit unterstreicht. Hier kommt ihm allerdings auch seine Höhe von über 1,60 Metern zugute, die eine ordentliche Kopffreiheit erzeugt, wodurch wiederum eine gewisse Großzügigkeit entsteht.
Mini als Familienauto funktioniert
Taugt der Mini Countryman also als universelle Familienkutsche für Kind und Kegel? Na klar. Oder als multifunktionaler Allrounder zum Verreisen mit Freunden? Sicherlich. Auch in elektrisch angetriebener Form für Menschen mit Sensibilität für die CO2-Thematik? Warum nicht, allerdings sind ein paar Dinge zu beachten, deren sich BEV-Mini-Käufer bewusst sein sollten, um am Ende nicht enttäuscht zu werden.
Mit maximal 130 Kilowatt lädt der 66 kWh große Akku mittelprächtig schnell. Und selbst bei milden 16 Grad Celsius Außentemperatur liegt die Reichweite laut Bordcomputer zwar bei akzeptablen 340 Kilometern, allerdings weit entfernt von den 433 angegebenen WLTP-Kilometern (gemittelt) bei bis zu 18 kWh Stromverbrauch je 100 Kilometer. Das ist noch lange nicht Verbrenner-Niveau. Und auch wenn ntv.de hier und heute nicht testen konnte, wie lange der Countryman tatsächlich am 150-kW-Lader steht - eine halbe Stunde ist es zumindest laut Werk und dann soll der Akku wieder 80 Prozent Füllstand haben.
Macht aber nichts, schließlich bietet Mini für den Countryman diverse Antriebsoptionen zum Ausweichen - darunter auch Verbrenner. Keine Abstriche sind jedenfalls beim Fahrkomfort zu machen. Obwohl Mini als sportlich positionierte Marke gedacht ist, federt das SUV ordentlich. Und das obendrein bei hoher Lenkpräzision. Also dürfen die Mini-SUV-Fahrer die kurvige Landstraße ruhig immer als Chance und niemals als Hindernis betrachten.
Richtig üppige und damit komfortable Sitze (optional auch massierend) mit sichtbarem Premiumanspruch runden dieses Kapitel ab und schlagen gleich die Brücke zum Kapitel Praxistauglichkeit. So ist die Rücksitzbank längs verstellbar, um kurzfristig entweder den Kofferraum oder den Fußraum der zweiten Sitzreihe geräumiger zu machen. Klappt man die Rücksitze um, passt Gepäck im Äquivalent von 1450 Litern in das Gepäckabteil. Ein stabiler Wert.
Blöd, dass diese durch und durch attraktive Familienkutsche so gar nicht günstig ist. Als starker SE All4 mit Allradantrieb werden mindestens 49.500 Euro fällig. Die einmotorige Variante rollt bereits ab 43.500 Euro vom Händlerhof, auch nicht gerade ein Schnäppchen. Der alte Grundsatz, dass Qualität ihren Preis hat, gilt eben auch für Autos im Allgemeinen und für Mini im Besonderen.
Quelle: ntv.de