"Jetzt liegst du am Boden, liegst in deinem Blut" Frei.Wild-Texte auf dem Prüfstand
21.11.2013, 10:23 Uhr
Sehen zumindest "Rache muss sein" heute als "Dreckslied" an: Frei.Wild mit Sänger Philipp Burger (r.).
(Foto: picture alliance / dpa)
Sie selbst sind sich natürlich keiner Schuld bewusst, doch Kritiker werfen der Südtiroler Band Frei.Wild nationalistische Tendenzen und Gewaltverherrlichung vor. Nun könnte es Konsequenzen für die Gruppe geben.
Weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit hat sich die Südtiroler Rockband Frei.Wild in den vergangenen Jahren eine beachtliche Fangemeinde erspielt. In den Fokus geriet die Gruppe mit dem früheren Skinhead Philipp Burger als Frontmann jedoch, als sie im März für den Musikpreis Echo nominiert wurde. Nun lässt Thüringens Sozialministerin Heike Taubert Songtexte der Italiener durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) überprüfen.
Anlass sei die Anfrage des Journalisten Thomas Kuban, der den Südtirolern vorwirft, in ihren Texten Hass zu verbreiten und Gewalt zu verherrlichen, ließ die SPD-Politikerin mitteilen. Eine Bewertung der Texte durch das Ministerium sei in dem Prüfantrag aber nicht zu sehen. Frei.Wild-Sänger Burger wies die Vorwürfe als haltlos zurück.
Kuban, der seit Jahren unter diesem Pseudonym aus der rechten Szene berichtet, hat bundesweit Behörden wegen einer möglichen Jugendgefährdung durch die Band aus Brixen angefragt. Nach seinen Angaben prüfen auch das baden-württembergische Sozialministerium und die Landesjugendbehörden in Bremen, ob sie bei der Bonner Prüfstelle Indizierungsanträge stellen.
"Hass auf Andersdenkende"

Gegen ihre Ausladung vom Echo protestierten wiederum Frei.Wild - auf ihre Weise.
(Foto: picture alliance / dpa)
In seinen Schreiben hatte Kuban sieben Songs von Frei. Wild exemplarisch aufgeführt und analysiert, unter anderem Texte wie "Jetzt liegst du am Boden, liegst in deinem Blut. Das Blut auf meinen Fäusten, ich find das steht mir gut" aus dem Lied "Rache muss sein". Kuban kritisiert, dass die Musik schon für Kinder freigegeben sei, obwohl die Frei.Wild-Mitglieder "in ihren Liedern unter anderem Hass auf Andersdenkende verbreiten, Gewalt verherrlichen, mit geschichtsrevisionistischen Anspielungen arbeiten und antisemitische Stereotype bedienen". Auch andere Kritiker werfen Frei.Wild ein rechtskonservatives und nationalistisches Weltbild vor.
"Alle Tonträger wurden ja schon von Gutachtern überprüft und als bedenkenlos eingestuft", weist Sänger Burger die Anschuldigungen zurück. Zugleich gestand er Fehler bei dem Song "Rache muss sein" ein. "Ich muss sagen, der Song ist aus heutiger Sicht ein Dreckslied, mit dem wir uns überhaupt nicht mehr identifizieren wollen." Burger bekennt sich zu seiner Vergangenheit als Skinhead, die er heute als Fehler bezeichnet. Bei Konzerten werde darauf geachtet, dass keine Neonazis im Publikum seien, sagte Burger.
Die Nominierung Frei.Wilds für einen Echo hatte im Frühjahr für einigen Wirbel gesorgt. Die Gruppen Kraftklub und Mia. protestierten dagegen, indem sie ihre Teilnahme an der Gala absagten. Auch die Berliner Die Ärzte, die traditionell derartige Veranstaltungen meiden, äußerten sich in einer Stellungnahme kritisch zur Berücksichtigung der Italiener. Schließlich wurden Frei.Wild von der Nominierungsliste gestrichen.
Quelle: ntv.de, vpr/dpa