WM-Songs 2018 Ohren zu und durch
10.06.2018, 09:49 Uhr
Das kann ja heiter werden - zum Beispiel mit Matze Knops musikalischem Beitrag zur WM.
Pumpender Ballermann-Schlager, angestaubter Eurodance-Pop und Formatradio-Rock aus dem Nirgendwo: Wer sich der musikalischen Zuarbeit für die kommende Fußball-Weltmeisterschaft in Russland nähert, der ergreift schnell wieder die Flucht.
Vier Jahre lang hatten professionelle High End-Produzenten, Mittelklasse-Soundtüftler und Hobby-Reglerdreher Zeit, um der mittlerweile vor der Tür stehenden Fußball-Weltmeisterschaft in Russland einige hörbare Mitsing-Dreiminüter zur Seite zu stellen. Nun ist es endlich so weit. Und nun haben wir den Salat. Denn statt hochwertiger Klang-Glanztaten schallen dieser Tage unzählige in Musik gegossene Ohren-zu-und-durch-Verbrechen durch die Straßen. Hier eine kleine Auswahl der bis dato "populärsten" Sound-Griffe ins Klo:
Die Fantastischen Vier - "Zusammen" (feat. Clueso)
"Nehmt die Flossen hoch", näselt Clueso ins Mikrofon, während die Fanta-4-Belegschaft im Hintergrund chillig von einem Bein aufs andere hüpft. Der offizielle WM-Song der ARD grüßt zwar vom oberen Ende der Popularitätsnahrungskette, stapelt aber in puncto Feuer und Elan in etwa genauso viele Pluspunktbauklötze wie der letzte Erstligakader des Hamburger Sportvereins.
Sir Rosevelt - "The Bravest"
Im Gegensatz zur ARD setzen die ZDF-Verantwortlichen alles auf die Unbekannt-aber-total-toll-Karte. Die erweist sich im Fall des narkotisierenden Valiumschunklers "The Bravest" allerdings als schwarzer Peter. Die Tapferkeitsmedaille wird all jenen verliehen, die der Urheber-Truppe aus Nashville (Sir Rosevelt) auch in Zukunft die Stange halten.
Dschingis Khan & Jay Khan - "Moskau Moskau (Deutsche Fußball-Version)"
Die Nachricht einer Zusammenarbeit von Ralph Siegel, Jay Khan und dem recycelten 79er-Rest von Dschingis Khan sorgt schon allein für schrillende Alarmglocken. Nun hat das im Retortenstudio geschwängerte Dreigestirn des Schreckens "geworfen". Und im Brutkasten jault und schreit es: "Deutschland hey, Deutschland ho, Jogi go!" Kann mal jemand einen selbstklebenden Schnuller besorgen?
Matze Knop & Silverjam - "Jogipalöw (Der Jogi Song)"
Comedy-Sternschnuppe Matze Knop steht natürlich auch stramm, wenn zwischen Hamburg und München die Public-Viewing-Leinwände aufgebaut werden. Im Windschatten von Alpenrock-Dödel Andreas Gabalier und mit Schifferklavier, Akustikklampfe und Ballermann-Beats im Gepäck geht's ins eine Ohr rein und ins andere wieder raus. Kann man sich Musik eigentlich schönsaufen?
Adel Tawil - "Flutlicht"
Ex-Boygroup-Libero Adel Tawil stampft auf dem Pathos-Pfad Richtung Moskau. Umgeben von Streichern aus der Maschine und mit dem Glauben, den Mount Everest bei Bedarf nach Berlin-Reinickendorf versetzen zu können, stellt sich der Deutschpop-Barde ins Flutlicht. Durchhalten heißt die Devise – auch vor den heimischen Boxen. Nach knapp vier Minuten schallt es daheim endlich durchs Wohnzimmer: Geschafft!
Tobi Vorwerk - "Ein fünfter Stern"
Multikulti-Botschaft und rockige Gitarren: Tobi Vorwerk, Darmstadts hellster Stern am Singer/Songwriter-Himmel, macht bei seiner Suche nach dem fünften Stern vieles richtig – zumindest 20 Sekunden lang. Dann legt sich der ehemalige "The Voice Of Germany"-Kandidat die Murmel auf den Elfmeterpunkt und fordert die Massen zum Mitgrölen auf. Die Folgen: ein lautstarkes "Lalalalalalalaaaaaaaa" und ein meilenweit übers Tor segelnder Ball.
Bleibt nur zu hoffen, dass Jogis Kicker ihre eigenen Soundtracks zum Titel mit im Gepäck haben und sich keine der vorgestellten Ohje!-Klangperlen auch nur in die Nähe der Playlisten von Manuel, Jerome und Co verirrt. Sonst heißt es nachher noch: "Wir wären ja viel weiter gekommen, hätte man in der Kabine nur andere Songs laufen lassen."
Quelle: ntv.de