Kino

Daniel-Kehlmann-Verfilmung "Ruhm" - der Preis fürs Glück

Kein Schwein ruft mich an ....

Kein Schwein ruft mich an ....

(Foto: dpa)

Wie nah Dichtung und Wahrheit doch beieinanderliegen können: Daniel Kehlmanns Roman "Ruhm" wurde verfilmt, und das Unmögliche - viele ineinander verwobene Geschichten auf mehreren Ebenen, für die man vor allem Fantasie braucht - funktioniert in diesem Film hervorragend.

Komisch, das Telefon ist brandneu, es klingelt sofort, obwohl noch niemand seine Nummer haben kann. Elektroingenieur Joachim Ebling (Justus von Dohnányi) geht natürlich an sein neues Mobiltefon, stellt fest, dass die Person sich verwählt hat und legt auf. Das passiert immer wieder. Anfangs ist der zwar verheiratete, aber dennoch einsame Mann genervt, nach einer Weile jedoch lässt er sich auf eine Art Spiel ein, das ihm zunehmend gefällt.

Bei einem anderen dagegen, gewöhnt an Ruhm, Erfolg und ständiges Telefonklingeln, hört das Klingeln von einem auf den anderen Tag auf. Er ist ebenfalls genervt, dann irritiert, und dann ergreift Filmstar Ralf Tanner (Heino Ferch) die Chance, seiner Bekanntheit zu entfliehen und sich ein Neben-Leben aufzubauen. 

Senta Berger als alte Dame - ein ungewohnter Anblick.

Senta Berger als alte Dame - ein ungewohnter Anblick.

(Foto: dapd)

Die todkranke Rosalie (Senta Berger) beobachten wir dabei, wie sie sich von allem trennt, was ihr Leben bisher ausgemacht hat, so auch von ihrem Mobil-Telefon. Sie will in die Schweiz, um dort ihr Leben bei einem Sterbehilfeverein zu beenden - eigentlich würde sie aber gerne noch weiter leben. Die Rolle der Rosalie steht Senta Berger ausgesprochen gut: Mit ihrem grauen Haar gibt sie eine Dame, die majestätischer mit dem Sterben nicht umgehen könnte.

Im wahren Leben jedoch sieht sie das ein wenig anders, da fällt der Schauspielerin das Altern nicht so leicht. "Ich kann das gut verdrängen, aber ich habe immer wieder Probleme mit dem Älterwerden," verrät sie in einem Interview. "Gerade in meinem Beruf ist das nicht so leicht, weil ich mich da ja selbst auf eine gewisse Weise immer wieder beobachte", so die 70-Jährige.

Das Älterwerden bedeute für sie nun mal, dass die Zeit überschaubarer, weniger werde. Ungebrochen schimmert jedoch ihre Energie durch, im Film und im wahren Leben, auch wenn sie zugibt, gerne wieder jung sein zu wollen: "Ich war voller Kraft, verliebt und leidenschaftlich." Vielleicht ist es ihr ein Trost, dass sie auf andere noch immer so wirkt - auch wenn niemand die Uhr zurück drehen kann.

Ein Anruf, und das Leben steht Kopf

Ganz anders, viel behäbiger und immobiler, wirkt dagegen die Krimiautorin Maria Rubinstein (Gabriela Maria Schmeide), die sich im Laufe des Films jedoch am meisten verändern muss: Sie springt für den bekannten Schriftsteller Leo Richter (Stefan Kurt) bei einer Autoren-Rundreise durch den ehemaligen Ostblock ein und erlebt eine albtraumhafte Odyssee.

Der Schriftsteller und seine unwillige Muse.

Der Schriftsteller und seine unwillige Muse.

(Foto: dapd)

Während Richter auf seiner Lesereise durch Südamerika ist, auf der er seinem Publikum eine noch unveröffentlichte Geschichte vorstellt, muss Rubinstein bald ganz allein um das blanke Überleben kämpfen. Richter, in Begleitung seiner Freundin Elisabeth (Julia Koschitz),  einer Medizinerin, die grausame Nachrichten von ihrer Organisation "Ärzte ohne Grenzen" in den letzten Ecken der Welt per Telefon erreichen und deren größter Albtraum es ist, in einer von Leos Erzählungen vorzukommen, kämpft dagegen "bloß" um den Fortbestand seiner Beziehung.

Diesen Kampf hat Rubinsteins Ehemann Klaus (Thorsten Merten), Abteilungsleiter eines Mobilfunkkonzerns, schon längst aufgegeben: Er betrügt Maria mit einer anderen Frau und muss sich nun allerdings um den Verbleib seiner verschwundenen Gattin kümmern - und um das Geschehen in seinem Betrieb, bei dem seit einiger Zeit Mobilfunknummern, die bereits existieren, an Neukunden vergeben werden.

Lebhafte Fantasie

Der Kreis schließt sich - scheinbar, denn spätestens dann, wenn Rosalie (Berger), die Romanfigur aus Richters neuestem Roman, zu wahrem Leben erwacht, befindet sich der Zuschauer mittendrin in einer Welt aus Realität und Fiktion, wie sie einem sonst nur in Büchern begegnet. Genauso geht einem das schließlich, wenn man ein Buch liest, das einen nicht mehr loslässt. Und tatsächlich gelingt es dem Film - immer ein schwieriges Unterfangen, einen derart vielschichtigen Roman in einen Film zu verwandeln -, all das zu transportieren.

Falsch verbunden? Von wegen ...

Falsch verbunden? Von wegen ...

(Foto: Little Shark Entertainment GmbH / Martin Menke)

Ein absurde Vorstellung, irgendwie: Die Figuren, die ein Autor in seinen Büchern verwendet, beruhen nicht nur auf wahren Personen oder Gegebenheiten, die diesen Personen passiert sind, sondern sie erwachen zum Leben, durch das pure Niederschreiben ihrer Geschichte. Sie sind unter uns, diese Figuren. So ungewöhnlich ist der Gedanke nicht - haben wir uns nicht alle schon mal an eine Person in einem Roman gewöhnt oder verliebt, so dass wir sie gar nicht mehr hergeben wollten oder nach einer Fortsetzung lechzen? In "Ruhm" geht es jetzt sogar so weit, dass eine erfundene Person ihren Schöpfer, den Autor, anfleht, sie doch am Leben zu lassen. Da laufen einige Dinge durcheinander, sollte man meinen, und doch findet am Ende alles einen logischen Schluss.

Am A**** der Welt

"Ruhm"wurde in Köln, Zürich, Buenos Aires, Kiew, auf der Krim und in der Nähe von Cancun gedreht und von Little Shark Entertainment produziert, die schon mit "Das Wunder von Bern" und "Deutschland, ein Sommermärchen" riesige Erfolge feiern konnten.

Der Film, der auf dem Erfolgsroman von Daniel Kehlmann basiert, bekommt vom "Schöpfer" - selbst in einem kurzen Auftritt zu sehen - gute Noten: "Isabel Kleefelds Verfilmung meines Romans 'Ruhm' hat mir ausnehmend gut gefallen. Die Schauspieler sind großartig und der Film eine fantasievolle, kluge und sowohl getreue als auch künstlerisch selbstständige Umsetzung des Romans. Ein wunderbarer Film, für mich eine Ehre und eine große Freude." Dem ist nichts hinzuzufügen.

"Ruhm" kommt am 22. März in die deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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