Happy Hour mit Beatrice Egli "Schlager sind wie Fantasy-Filme"
27.05.2013, 13:21 Uhr
"Ich lebe meinen Traum": Beatrice Egli.
(Foto: picture alliance / dpa)
Sie grinst. Sie lacht. Sie strahlt. Nicht nur auf der Bühne strotzt Beatrice Egli, Gewinnerin von "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS), vor Fröhlichkeit, als wäre sie die leibhaftige Reinkarnation von Maria Hellwig. Auch im n-tv.de Interview mit der neuen Schlager-Prinzessin schunkeln wir uns freudig durch Fragen zu ihrem Album "Glücksgefühle", Andrea Berg, Helene Fischer, Dieter Bohlen und dem ganzen Rest der Männerwelt.
DSDS-Vorjahressieger Luca Hänni, die 12-jährige Michèle, die gerade "The Voice Kids" gewonnen hat, und jetzt auch noch du - kannst du mir mal euer Schweizer Erfolgsgeheimnis verraten?
Beatrice Egli: Es gibt keins. Es kommt nur auf die Menschen an und nicht darauf, woher man kommt. Ich stand bei DSDS hauptsächlich für den deutschen Schlager - da kenne ich keine Ländergrenzen.
Und beim Eurovision Song Contest ist es auch nicht so gut gelaufen. Da ist die Schweiz schon im Halbfinale ausgeschieden …
Eben!
Hast du den ESC geguckt?
Nicht alles, erst im Nachhinein habe ich mir Teile angesehen. Ich hatte an dem Tag noch Termine - deswegen konnte ich nicht alles gucken. Aber stimmt, das lief nicht so rosig. (lacht)
Das DSDS-Finale mit Lisa Wohlgemuth lief indes sehr rosig für dich. Das hast du mit mehr als 70 Prozent gewonnen. Mal ehrlich: Hast du eigentlich je an deinem Sieg gezweifelt?
Immer! Ich weiß noch, wie das war, als es um die Live-Shows ging. Da meinte ich zu meinen Eltern: "Nur eine Sendung - das wäre schon toll. Aber bitte nicht traurig sein, wenn ich nicht mal die erste Runde schaffe." So zog sich das von da an durch. Ich habe jeden Samstag echt genossen, weil ich mir jedes Mal dachte, dass es das letzte Mal wäre. Ich habe zwischenzeitlich auch schon Samstag vorsorglich die Koffer gepackt. Aber es ging immer weiter.
Tatsächlich warst du von Anfang an die Favoritin des Publikums. Abgesehen von einer Mottoshow lagst du nach jeder Sendung in der Abstimmung vorne …
Ja, ich konnte es nicht fassen, als ich das gehört habe. Ich dachte nur: "Das kann nicht sein!" (lacht) Aber mich hat es auch schon, als ich erfahren habe, dass ich gewonnen habe, fast aus den High Heels gehauen. Das war einfach gigantisch, wahnsinnig und wundervoll.

"Gigantisch, wahnsinnig, wundervoll" - ihr Sieg ließ sie fast aus den High Heels kippen.
(Foto: Universal Music)
Du bist nach zehn Staffeln DSDS überhaupt erst die zweite weibliche Gewinnerin. Macht das den Sieg für dich nochmal zu etwas ganz Besonderem?
Ich bin glücklich, dass es ging, mit Schlagern zu gewinnen. Dass es in diesem Jahr Frauen-Power gab, ist natürlich auch schön. (lacht) Aber gleichzeitig sind wir Frauen doch nichts ohne euch Männer. Wir können nicht ohne euch. Wir können auch nur Power haben, wenn wir Männer mit Power um uns haben. Und damit ich das schaffen konnte, müssen ja auch ganz viele Männer für mich angerufen haben.
Von den Männern in der Jury waren allerdings nicht alle von dir von Anfang an überzeugt. Bill Kaulitz wollte dich schon frühzeitig nach Hause schicken. Und Mateo gibt unumwunden zu, dass Schlager nicht sein Ding sind. Wie ist denn nach deinem Sieg dein Verhältnis zu der Jury?
Die Zwillinge haben sich ja schnell vom Schlager-Fieber mitreißen lassen - sie waren schon zu Beginn der Live-Shows total begeistert. Dass Mateo keine Schlager mag, habe ich von Anfang an respektiert. Das ist seine Meinung. Er mag da auch nicht hinhören, ob es gut ist oder nicht, sondern steht dem absolut abweisend gegenüber. Das wird immer wieder passieren. Andere haben das vielleicht gegenüber ihm oder gegenüber ihrem Nachbarn. Dass wirklich alle etwas lieben, geht nicht. Dazu sind alle Menschen zu unterschiedlich - was auch gut ist so.
Der Einzige, der immer zu dir stand, war Dieter Bohlen. Du sagst über ihn, er sei ein "ganz lieber Mensch". Meinst du das ernst?
Ja! Er ruft mich fast jeden Tag an und fragt ganz ehrlich, wie es mir geht und ob alles okay ist. Und das meint er menschlich und nicht beruflich - wir arbeiten ja gerade auch nicht an neuen Sachen. Klar, er ist sehr direkt, sehr ehrlich und kann auch mal einen härteren Ton - "zack zack zack" - rausschießen. Aber das finde ich nicht schlimm. Ich mag ehrliche und direkte Menschen, bei denen man immer genau weiß, woran man ist.
Er hat ja nun auch dein Album "Glücksgefühle" komplett komponiert. Wie lief das?
Sehr gut. Klar, er ist streng, sehr korrekt und pingelig. Aber das ist super, weil es für das Produkt das Beste ist. Und es ist seine Leidenschaft, die ihn antreibt und zu dem macht, was er ist. Ich liebe Menschen, die eine Leidenschaft haben und ihr mit viel Herzblut nachgehen. Gleichzeitig kenne ich jetzt aber auch die menschliche Seite von Dieter - den Dieter, der wirklich wissen will, wie es dir geht.
Hast du die Ambition, auch selbst mal Lieder zu schreiben?
Momentan muss ich sagen: Nein, kann ich nicht. Aber man verändert und entwickelt sich ja. Deswegen sage ich niemals nie. Ich wünsche mir eine lange Zukunft als Sängerin. Da wächst man ja auch rein und es könnte schon sein, dass es dann auch mal Sessions zusammen gibt, in denen man gemeinsam Dinge ausprobiert.
Du hast vor deiner Teilnahme bei DSDS schon eine CD veröffentlicht. Auch Auftritte, etwa beim "Grand Prix der Volksmusik" oder im "Musikantenstadl", hattest du schon absolviert. Manche sagen, eigentlich wärst du schon längst ein Musik-Profi gewesen …
Oh nein! Ich war alles andere als ein Musik-Profi. Zu dem, was ich jetzt bin, haben mich wirklich erst die zwei intensiven Monate bei DSDS gemacht. Natürlich durfte ich vorher immer wieder Auftritte machen. Aber das war auf acht, neun Jahre verteilt. In so einer Zeit passiert viel. Es gibt keine Regelmäßigkeit. Man macht das mal, dann ist man aber auch wieder lange weg und hat keinen Auftritt. Das hatte mit einem Profi nichts zu tun.
Aber von solchen Erfahrungen profitiert man doch …
Ja, und ich hatte natürlich auch sehr viele Auftritte bei Hochzeiten, Geburtstagen oder Dorffesten. Das ist wirklich richtig gut für das, was ich jetzt erleben kann. Denn ich weiß, was es heißt, diese Treppen hochzusteigen. Treppen sind nichts Schlimmes - sie geben einem Bodenhaftung. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich jetzt so ein großes Team um mich habe, in dem alle nur das Beste für mich wollen und ich nicht mehr alleine die Treppen hochsteigen muss.
Von außen gibt es aber auch Kritik an deinem Auftreten. Die Nachrichtenagentur dpa attestierte dir etwa eine "gusseiserne Fröhlichkeit" …
Gusseiserne Fröhlichkeit? Auch geil! (lacht)

"Glücksgefühle" lautet der Titel von Beatrice Eglis erstem Album nach dem DSDS-Sieg.
(Foto: Universal Music)
Andere spotten über dein schlagertypisches "Dauergrinsen". Trifft dich das oder perlt das an dir ab?
Ich lese das Zeug gar nicht. Ich lese in dieser Zeit lieber ein bisschen positive Fanpost. Und ich glaube, man kann mir in der Zeit bei DSDS - und auch jetzt noch - eins nicht übel nehmen: Ich bin echt verliebt! Ich kann nicht essen. Und ich krieg mein Grinsen wirklich nicht aus dem Gesicht. Ich lebe meinen Traum! Verdammt, mir geht es richtig gut. (lacht) Warum sollte ich mein Lachen verbergen? Ich kann es doch auch gar nicht, weil es nicht aufhört. (lacht)
Was macht dich denn traurig oder wütend?
Sehnsucht. Wenn ich etwa Sehnsucht nach meiner Familie habe, fließt auch schon mal eine Träne. Ansonsten bin ich echt ein Mensch, der so aufgewachsen ist, sich auf das Positive zu konzentrieren. Dass ich gerne das Positive sehe, kann man mir doch auch nicht übel nehmen. Ich finde, das Leben ist so einfacher. Und ich ziehe wirklich auch aus jedem Schlechten das Positive. Wenn zum Beispiel in der Presse mal wieder irgendetwas über mich steht, merke ich dafür umso mehr, wie die Fans hinter mir stehen.
Du scheinst tatsächlich rundum glücklich zu sein …
Ja, es gibt einfach keinen Grund, unglücklich zu sein. Ich bin komplett gesund, habe ein Dach über dem Kopf und auch sonst alles, was ich zum leben brauche. Weil es mir so gut geht, habe ich immer die Chance zu arbeiten - egal was, ich kann ja auch putzen gehen. Es gibt nicht die Gefahr, dass ich auf der Straße lande. Wir haben so einen puren Luxus, den viele gar nicht mehr sehen.
Du hast in den Shows sowohl Lieder von Andrea Berg als auch von Helene Fischer gesungen. Und du hast beide auch getroffen. Welche von beiden ist denn das größere Vorbild für dich?
Beide sind Granaten-Frauen! Andrea ist natürlich schon länger im Business, seit 20 Jahren. Sie hat tolle Lieder. Die kenne ich alle in- und auswendig. Sie ist eine tolle Frau. Helene ist seit zehn Jahren dabei. Und was sie reingebracht hat, ist auch ganz toll. Und natürlich gibt es auch noch tausend andere, die man hier nennen könnte - auch Männer: Roland Kaiser oder Semino Rossi finde ich zum Beispiel gigantisch. Ich bin glücklich, dass es so viele gute Sängerinnen und Sänger im Schlager gibt. Denn sie sind verantwortlich, dass ich es so liebe.
Offenbar gibt es ja einen Trend zurück zum Schlager. Sängerinnen wie Andrea Berg und Helene Fischer feiern riesige Erfolge, du gewinnst DSDS und deine Single "Mein Herz" steigt mal eben von Null auf Eins in die Charts ein. Wie erklärst du dir das?
Mir persönlich geht es so: Wenn ich Schlager höre, kriege ich gute Laune. Wer kann davon schon genug haben? Und wer bricht nicht gerne in eine Welt aus, die vielleicht schöner ist als die Realität? Schlager sind wie Fantasy-Filme. Sie eröffnen einem eine Welt, in der alles schön ist. Ich glaube ganz fest an den Schlager. Mir gibt das so viel. Und ich wünsche mir, dass dieses Gefühl auf viele herüberschwappt. Das passiert ja gerade - dass es keine Generationsgrenzen mehr gibt und achtjährige Kinder wie ihre Omas auf die Konzerte kommen.
Viele der bisherigen DSDS-Gewinner sind schon sehr bald nach der Show wieder in der Versenkung verschwunden. Hast du Angst davor, dass dir das auch so gehen könnte?
Natürlich habe ich Respekt vor der Zukunft und vor dem, was kommen wird. Ich weiß auch, dass dieser Hype mal wieder vergehen wird. Medientechnisch wird man nie mehr die Präsenz wie bei DSDS haben. Aber das hat nichts mit dem Erfolg zu tun. Trotzdem verkaufen einige Gewinner tausende Alben. Sie sind 100 bis 200 Tage als Musiker unterwegs und leben davon. Ist das kein Erfolg? Das interessiert nur die Medien nicht so. Gleichzeitig gibt es auch welche, die gesagt haben: "Okay, das ist doch nicht mein Leben." Wenn sie dann entscheiden, etwas anderes zu machen, ist das doch auch gut. Für mich glaube ich an eine lange Zukunft als Sängerin. Ich glaube ganz fest an meine Fans. Sie sind sehr treu und tragen mich. Ob das die Medien interessiert oder nicht - ich denke, ich werde länger auf Bühnen stehen können. Denn dafür lebe und brenne ich.
Mit Beatrice Egli sprach Volker Probst
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Beatrice Egli ist im Oktober und November 2013 in Deutschland auf Tour: Hoyerswerda (2.10.), Oberhausen (3.10.), München (5.10.), Mannheim (10.10.), Karlsruhe (11.10.), Hamburg (13.10.), Berlin (16.10.), Bremen (17.10.), Burglengenfeld (18.10.), Offenbach am Main (19.10.), Köln (20.10.), Hannover (25.10.), Erfurt (26.10.), Stade (16.11.), Osnabrück (17.11.)
Quelle: ntv.de