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Jahrhunderte alter Schatz Carabinieri decken illegale Ausgrabung in Neapel auf

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Die Stadt Neapel liegt an der Westküste Italiens.

Die Stadt Neapel liegt an der Westküste Italiens.

(Foto: imageBROKER/MaciejxOlszewski)

Unter dem Wohnhaus eines Neapolitaners buddeln Grabräuber illegal monatelang nach antiken Kostbarkeiten. Sie hoffen auf einen Schatz, der sich zu Geld machen lässt. Doch eine Spezialeinheit der italienischen Polizei hat die Bande längst im Visier.

Schon seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. lebten Menschen auf dem Gebiet um die italienische Stadt Neapel. Die drittgrößte Stadt Italiens hat eine weit zurückreichende Geschichte und genau das nutzt manch einer aus, um sich zu bereichern. Eine Spezialeinheit der italienischen Carabinieri hat kürzlich eine illegale Grabung mitten in der italienischen Großstadt aufgedeckt, wie der "Guardian" berichtet.

Vor einiger Zeit wurde mitten in der Innenstadt von Neapel eine U-Bahnstation gesperrt, weil dort Überreste einer antiken Kirche gefunden wurden. Das soll laut "Guardian" auch die Aufmerksamkeit von sogenannten "Tombaroli" auf sich gezogen haben. Die "Tombaroli" graben seit Jahrzehnten illegal in Regionen Italiens, in denen sich vor mehr als Tausend Jahren römische oder griechische Siedlungen befanden. Besonders betroffen sind die Gebiete um Pompeji, Herculaneum oder auch Paestum. Dort hoffen die Grabräuber auf antike Artefakte, die sie dann heimlich an Kunsthändler im Ausland verkaufen. Das kann ein lukratives Geschäft sein.

Der mutmaßliche Anführer der Grabräuber in Neapel wittert einen Schatz unter seinem Wohnhaus in der Nähe dieses Fundes. Deshalb begannen die Tombaroli im Keller ihres vermutlichen Anführers zu graben. Dabei waren sie gut organisiert. Monatelang gruben sie etwa acht Meter tief ein Labyrinth aus Tunneln, die sie sogar mit Betonpfeilern abstützen. Die Gruppe soll vor allem tagsüber gearbeitet haben, um die Grabungsgeräusche durch den Stadtlärm zu verdecken.

Unter Beobachtung der Carabinieri

Nachdem der vermutliche Anführer der "Tombaroli" - eigentlich ein Unternehmer in Neapel - mit einer Kiste voller nützlicher Materialien für eine Ausgrabung gesehen wurde, kam der erste Verdacht auf. Verdeckt begannen Massimo Esposito, Leiter der Carabinieri-Einheit für den Schutz des kulturellen Erbes in Neapel, und sein Team zu ermitteln.

"Wir vermuteten, dass es sich um illegale Ausgrabungen handeln könnte, da aus den Unterlagen hervorging, dass im oder in der Nähe des Gebäudes keine öffentlichen oder privaten Arbeiten stattfanden, die eine solche Tätigkeit rechtfertigen würden", sagte Esposito dem "Guardian". Die Gruppe ahnte nicht, dass Espositos Team sie Tag und Nacht beobachtete, das Wohnhaus überwachte und das Telefon des mutmaßlichen Anführers abhörte.

Schließlich griffen die Carabinieri ein: Neben den Überresten einer Kirche aus dem 11. Jahrhundert unter dem Wohnhaus beschlagnahmten die Polizeibeamten auch 10.000 Fragmente römischer und mittelalterlicher Keramik sowie 453 intakte Artefakte, darunter Vasen, Terrakotta-Lampen und Münzen, in der Wohnung des mutmaßlichen Bandenchefs. Derzeit wird das Material von Archäologen untersucht.

"Italien ist ein Freilichtmuseum"

Die Entdeckung einer heimlichen Ausgrabung mitten in der Stadt überraschte die Spezialeinheit. "Wenn man an Pompeji denkt, weiß man, dass eine Ausgrabung zu einem wohlhabenden Domus führen kann, in dem prestigeträchtige Gegenstände gefunden werden können", sagte Esposito. "Aber es ist selten, dass man im Herzen von Neapel fündig wird."

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Die Carabinieri-Einheit zum Schutz des Kulturerbes wurde 1969 mit der Aufgabe gegründet, Italiens unschätzbare Kulturgüter zu schützen. Seitdem wurden laut "Guardian" mehr als drei Millionen gestohlene Kunstwerke und Relikte sichergestellt. Wie bei anderen "Tombaroli"-Funden sollen auch die nun beschlagnahmten Überreste der Kirche langfristig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

"Das ist immer das oberste Ziel", sagt Esposito. "Italien ist ein Freilichtmuseum, das so reich an kulturellem Erbe ist. Das macht unsere Arbeit sehr mühsam, aber wir sind auch von der Leidenschaft getrieben, sicherzustellen, dass Italiens Eigentum zurückgegeben wird."

Quelle: ntv.de, rwe

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