Geringe Zahl, große Folgen China meldet meiste Neuinfektionen seit Monaten
07.11.2022, 08:58 Uhr
Abgesperrte Geschäfte in Ghuangzhou in der wirtschaftlich wichtigen Provinz Guangdong.
(Foto: AP)
Die Corona-Infektionszahlen in China sind seit Monaten auf niedrigem Niveau - doch die drastischen Gegenmaßnahmen wie Betriebsschließungen und Lockdowns belasten die Wirtschaft. Nun steigen die Zahlen kräftig an.
In China sind die Corona-Zahlen trotz zäher Lockdowns so hoch wie seit sechs Monaten nicht mehr. Die Behörden meldeten zum Wochenbeginn mehr als 5600 neue Infektionsfälle - fast die Hälfte davon in der wirtschaftlich wichtigen Provinz Guangdong im Süden des Landes.
Im Verhältnis zur Einwohnerzahl von 1,4 Milliarden sind mehrere Tausend Fälle nicht viel. Doch da in China noch immer eine sehr strenge Null-Covid-Politik umgesetzt wird, belasten Lockdowns bis hin zu Betriebsschließungen auch wegen kleiner Corona-Ausbrüche die Wirtschaft und den Alltag der Menschen. Beschwerden über schlechte Quarantäne-Bedingungen, Nahrungsmittelengpässe und eine verzögerte Notfallversorgung haben das Vertrauen in die Behörden massiv zerstört.
Ein Beispiel ist ein Corona-Ausbruch in der größten iPhone-Fabrik der Welt im zentralchinesischen Zhengzhou. Dort haben sich Beschäftigte mit dem Corona-Virus angesteckt, was zu Beeinträchtigungen in der Produktion führt. In der Fabrik arbeiten rund 300.000 Menschen. Im Internet kursierten Gerüchte, wonach sich mehrere Zehntausend Mitarbeiter mit Corona infiziert haben. Dies wurde von Foxconn als "völlig falsch" zurückgewiesen, die Produktionsziele blieben bestehen. Apple selbst meldete später aber Einschränkungen der Produktion wegen der Corona-Einschränkungen und kündigte längere Wartezeiten für das iPhone 14 an.
Lockdown empört wegen Todesfällen
Chinas Gesundheitsbehörde hatte am Samstag angekündigt, "unerschütterlich" an der bisherigen Corona-Politik festzuhalten. Zuletzt hatte vor allem der Tod einer 55-jährigen Frau in der abgeriegelten Stadt Hohhot für Empörung gesorgt. Sie hatte sich aus dem Fenster ihrer von außen verschlossenen Wohnung gestürzt, obwohl ihre Familie zuvor den Behörden gemeldet hatte, dass sie an einer Angststörung leide und suizidgefährdet sei. Tonaufnahmen der verzweifelten Bitte ihrer Tochter, die Tür aufzuschließen, wurden vielfach online geteilt.
Wenige Tage zuvor war ein Kleinkind in der ebenfalls unter einem Lockdown stehenden Stadt Lanzhou an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben, weil es nicht rechtzeitig im Krankenhaus behandelt worden war.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP/dpa