Vorwurf des Cyberterrorismus Fake News zu Southport: Pakistan nimmt Webentwickler fest
21.08.2024, 22:08 Uhr Artikel anhören
Viele Rechtsextremisten reisten aus anderen Städten an, um in Southport zu randalieren.
(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)
Die Tötung dreier Mädchen im britischen Southport ist schrecklich. Im Anschluss bricht sich Gewalt, vor allem durch Rechtsextreme, über Tage Bahn. Ein Grund dafür sind Falschbehauptungen über den Täter. Die verbreitet offenbar auch ein Softwareingenieur in Pakistan.
Im Zusammenhang mit den Ende Juli ausgebrochenen migrantenfeindlichen Unruhen in Großbritannien wird in Pakistan gegen den Betreiber einer Website ermittelt. Der Verdächtige musste wegen des Vorwurfs des Cyberterrorismus vor einem Gericht in Lahore erscheinen, wie ein Mitarbeiter der pakistanischen Ermittlungsbehörde FIA mitteilte. Dem Beschuldigten wird demnach vorgeworfen, über seine Website Falschinformationen verbreitet zu haben, die die Unruhen in Großbritannien anstachelten.
"Es handelt sich um einen 31-jährigen Softwareingenieur, der keine journalistische Erfahrung hat, abgesehen vom Betrieb der Website Channel3Now, die eine Einkommensquelle für ihn war", sagte der FIA-Mitarbeiter. In einem Artikel soll der Beschuldigte fälschlicherweise behauptet haben, dass der Angreifer, der im englischen Southport mehrere Kinder tötete, ein muslimischer Asylbewerber war. In Onlinenetzwerken verbreitete Falschinformationen hatten zu den landesweiten rechten Ausschreitungen geführt.
Ein Konto auf der Plattform X namens Channel3Now war eines der ersten Portale, das falsche Angaben zur Identität des Angreifers von Southport publik machte. Laut einem Facebook-Konto von Channel3Now wird die Webseite von Personen in Pakistan und den USA betreut. Deren Chefredakteur entschuldigte sich am 31. Juli, also zwei Tage nach dem Messerangriff von Southport, für die Verbreitung irreführender Informationen in einem Artikel auf Channel3Now.
Verdächtiger weist Schuld von sich
Ersten Ermittlungen zufolge war das einzige Motiv des Verdächtigen, durch die Verbreitung reißerischer Inhalte Geld zu verdienen, wie der FIA-Mitarbeiter weiter mitteilte. Der betreffende Artikel wurde demnach nur Stunden nach der Attacke in Southport am 29. Juli veröffentlicht und in Onlinemedien weiterverbreitet. Der beschuldigte Pakistaner sollte zunächst für einen Tag in Untersuchungshaft verbleiben. Der Mann habe aber ausgesagt, dass er nicht die Quelle der Desinformation gewesen sei. Er habe vielmehr Inhalte über den Täter von Southport in sozialen Medien repostet.
Bei dem Angriff auf einen Tanzkurs zur Musik von US-Popstar Taylor Swift wurden drei Mädchen im Alter von sechs, sieben Jahren und neun Jahren getötet. Acht weitere Kinder wurden verletzt, ebenso zwei Erwachsene, die den Kindern zu Hilfe kamen.
Die Polizei nahm einen 17-Jährigen fest, der in Wales geboren wurde und dessen Eltern aus Ruanda, einem mehrheitlich christlichen Land, stammen. In Onlinenetzwerken verbreiteten sich schnell Falschinformationen über den Täter. Der Vorfall löste eine Welle von rechtsradikalen Ausschreitungen mit Angriffen auf Moscheen und Flüchtlingsunterkünfte aus. Die Unruhen dauerten mehr als eine Woche an. Es gab mehr als 1000 Festnahmen.
Quelle: ntv.de, als/AFP/AP