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Theologe wurde 94 Jahre Honecker-Gastgeber Uwe Holmer gestorben

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Vor drei Jahren berichtete der Pastor ausführlich von seinen Monaten mit den Honeckers.

Vor drei Jahren berichtete der Pastor ausführlich von seinen Monaten mit den Honeckers.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

1990 schreibt Uwe Holmer ein Stück deutscher Geschichte mit: Er gewährt dem gestürzten DDR-Staatschef Erich Honecker und seiner Frau Margot für zehn Wochen Asyl in seinem Zuhause in Lobetal. Nun ist der einstige Theologe und Pastor gestorben.

Der Pastor und einstige Honecker-Gastgeber Uwe Holmer ist tot. Der Theologe starb im Alter von 94 Jahren, wie ein Sprecher der Nordkirche unter Berufung auf Angaben des Diakoniewerks im mecklenburgischen Serrahn im Landkreis Rostock sagte.

Honecker, seit 1971 an der Spitze des SED-Staats, hatte zu Beginn des Umbruchs in der DDR am 18. Oktober 1989 unter Druck seiner Genossen alle Ämter abgegeben: Generalsekretär des SED-Zentralkomitees, Staatsratsvorsitzender, Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrats. Dann folgte ein weiterer Schock für den Staatschef: Honecker hatte nach einem Krankenhausaufenthalt keine Bleibe mehr. Die 20 Kilometer entfernte Wohnsiedlung von SED-Funktionären in Wandlitz wurde am 1. Februar 1990 aufgelöst. Deshalb nahm Holmer den gestürzten DDR-Staatschef Erich Honecker und seine Frau Margot bei sich auf.

Damals trafen in Lobetal verschiedene Biografien aufeinander: Holmer war ein bibelfester evangelischer Mecklenburger und 60 Jahre alt, als er den 17 Jahre älteren gestürzten DDR-Machthaber aufnahm. Er leitete damals die Hoffnungstaler Anstalten, in denen rund 650 Beschäftigte mehr als 1000 Behinderte, Senioren und Suchtkranke betreuten. Traditionell ist der Leiter der diakonischen Einrichtung auch Bürgermeister von Lobetal.

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Der Pastor unternahm nach eigenen Aussagen in dieser Zeit viele Spaziergänge mit dem kranken SED-Chef. Über politische Dinge habe Honecker nicht reden wollen. "Nur einmal, als ich Michail Gorbatschow einen 'fantastischen Menschen' nannte, reagierte Honecker empört", erinnert sich Holmer. Er glaube, wie auch der letzte DDR-Ministerpräsident Hans Modrow, dass sich Honecker mit den falschen Leuten umgeben habe. "Er wollte nur immer das Positive hören, wer ihm negative Wahrheiten über die DDR sagte, wurde - wie Modrow nach Dresden - abgeschoben", meint Holmer.

Seine Lebenserfahrungen hat der rüstige Pfarrer in dem Buch "Der Mann, bei dem Honecker wohnte" beschrieben. "Tatort"-Star Jan Josef Liefers verfilmte die Geschichte. Das ZDF strahlte den Film "Honecker und der Pastor" im März vergangenen Jahres aus.

Quelle: ntv.de, rwe/dpa

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