Panorama

Eine für alle Mit dem Papst, Michael und Paul ins Wochenende

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Majestisch, oder? Wenn Sie sowas noch länger sehen wollen, dann tun Sie was dafür. Nur 'ne Idee ...

Majestisch, oder? Wenn Sie sowas noch länger sehen wollen, dann tun Sie was dafür. Nur 'ne Idee ...

(Foto: imago stock&people)

An diesem Wochenende soll es vielerorts regnen und kühl werden - Gelegenheit, sich ein paar warme Gedanken zu machen, wie wir aus der Misere rauskommen. Was ein Walschützer, Michael Douglas und der Papst damit zu tun haben, weiß die Kolumnistin.

Ich wollte mich eigentlich in einem vollständigen Text über das unnötige Verhalten des Pontifex' auslassen. Fragen, ob so eine Institution Papst nicht vielleicht hoffnungslos veraltet ist, die Positionen der katholischen Kirche viel zu frauenfeindlich, überhaupt zu feindlich gegenüber allem und allen, was nicht Hetero-Mann ist oder asexuell, und auch fragen, ob die Kirche nicht etwas fröhlicher, zuversichtlicher in die Zukunft gucken könnte angesichts der Tatsache, dass um uns herum die Welt eh schon am Abgrund steht.

Auch, weil der Glaube immer noch ein Punkt ist, der Menschen entzweit und nicht verbindet, was er doch eigentlich tun sollte. Gut, für vieles können die katholische Kirche und der Papst momentan nichts, aber man könnte sich da mehr einmischen, mehr um Frieden bemühen, mehr Inspiration. Nur 'ne Idee. Man könnte Frauen nach vorne lassen, denn nachweislich ist es so, dass Frauen weniger Kriege anzetteln und weniger zerstörerisch sind als Männer. Das sage ich nicht nur, weil ich eine Frau bin. Ich möchte ganz ehrlich nicht in einer Welt nur mit Frauen leben. Ich muss nicht von einer Frau regiert werden. Ich kann aber. So wie viele Männer auch. So wie viele Männer es auch aushalten, in die Kirche zu gehen und sich von einer Pfarrerin eine Predigt anhören können.

In einem muss ich dem Papst allerdings recht geben: Er sagte ja, und da horchen vielleicht sogar die klischeehaftesten Tradwifes auf: "Frau ist fruchtbares Empfangen, Sorge, lebendige Hingabe." Schon ein Ding, was der alte Franzi da vom Stapel gelassen, aber immerhin beendet er seinen Satz ziemlich klug: "Und deshalb ist die Frau wichtiger als der Mann." Da ist viel richtig dran, und wenn wir uns dann noch darauf einigen, dass Frauen ab sofort nicht auf ein paar veraltete Rollenbilder reduziert werden, da solche Äußerungen die Spaltung zwischen Mann und Frau nur vergrößern, dann bete ich am Sonntag auch ein paar Rosenkränze extra.

Beim Rumscrollen durch die Nachrichtenportale und andere Quellen der Information bin ich jedoch auf so viele Themen gestoßen, die meine und Ihre Aufmerksamkeit verdienen, dass ich mich nicht an einem einzelnen alten weißen Mann abarbeiten will.

15 Jahre Haft für Paul Watson?

Ein anderer, älterer Herr verdient ebenso unser Interesse: Paul Watson. Das ist der Mann, der Wale schützt, schon seit 40 Jahren, und der vor einigen Wochen in Grönland verhaftet wurde und jetzt in Dänemark im Gefängnis sitzt. Basis seiner Festnahme ist ein internationaler Haftbefehl aus Japan von 2010 (!). Der wurde wegen einer Störaktion gegen den Walfang in der Antarktis ausgestellt. Ihm wird Sachbeschädigung vorgeworfen. Nun geht es darum, dass er nach Japan ausgeliefert werden soll. Dort wird Watson, so befürchten es seine Unterstützer, für mindestens 15 Jahre hinter Gitter wandern. 15 Jahre, die ein 75-Jähriger einfach nicht hat für so einen Mist. Er ist nicht nur Walschützer und Ökoaktivist, sondern auch Ehemann und Vater. In den Augen vieler Menschen ist er ein Held, andere wiederum befürworten seine Methoden zwar nicht, sehen aber auch keinen Kriminellen in ihm, sondern einen, der versucht, die Welt zu retten. Vielleicht mit verzweifelten Methoden, denn wie viel Zeit bleibt ihm noch, etwas auszurichten?

Seine Kinder sind noch jung, vielleicht werden sie ihn also nie wieder sehen und sich nur an ihn erinnern als den Mann mit dem weißen Bart, der sich mutig gegen Industrien und Staaten aufgebäumt hat, um ein paar spezielle Tiere zu schützen. Den Ozean. Genau genommen die Welt - und auch Ihre Zukunft! Und darum bitte ich Sie, an diesem kuscheligen Wochenende in Ihren warmen vier Wänden, diese Petition hier zu unterschreiben. Sie geht direkt nach Dänemark, an #Mette, also Mette Frederiksen, die Ministerpräsidentin dieses kleinen hygge Landes, zu dem eben auch Grönland gehört, und dort fängt man Wale. Und Walschützer, wenn sie an Land gehen.

Michael Douglas in Kiew

Ich merke gerade, dass ich nur über alte weiße Männer schreibe, aber da hat Franca Lehfeldt schon ein ganzes Buch draus gemacht. Also werde ich meine Kolumne ja auf diese aussterbende Art verwenden können.

Der andere alte Mann, der mir mit seiner Botschaft am Herzen liegt, ist Michael Douglas. Er ist gerade in Kiew, Kyiv, wie wir Ortskundigen sagen, und seine Nachricht an uns ist so erschütternd wie klar: "Hallo zusammen. Ich bin zum ersten Mal hier in Kiew, Ukraine, und habe als Gast der First Lady (…) eine außergewöhnliche Erfahrung gemacht. (…) Ich war zutiefst bewegt von dem, was ich gesehen habe, von den Menschen in Kiew und von dem, was sie erreicht haben. Und ich versuche, zu entscheiden, was ich tun kann. Wo kann ich beitragen? Wie kann ich unterstützen?"

Michael Douglas wäre nicht Michael Douglas, wenn er nicht eine Idee hätte: "Ich möchte, dass jeder von United24 erfährt, das unter der Schirmherrschaft von Präsident Selenskyj steht und sich mit all den Themen befasst, mit denen die Ukraine zu kämpfen hat." Er fordert seine Follower auf, es ihm gleichzutun und United24 zu unterstützen. Denn: "Jeder Beitrag macht wirklich einen Unterschied!"

Das Göttliche in dir

Außerdem steht übermorgen der erste Jahrestag des Massakers in Israel auf den Tagesordnungspunkten aller Nachrichtenredaktionen dieser Welt, und ich habe meine Kinder heute schon gebeten, sich an diesem Tag nicht an die neuralgischen Punkte ihrer Heimatstadt zu begeben, weil mit heftigen Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichsten Protestierenden zu rechnen sein wird.

Apropos protestantisch, ich bete natürlich keine Rosenkränze, bin ja gar nicht katholisch, aber wäre es nicht wunderbar, Gott, so denn vorhanden, auch für ein paar schöne Dinge verantwortlich zu machen? Das raschelnde Herbstlaub, geröstete Mandeln, Federweißer oder ein erstes Kaminfeuer? Wie, alles von Menschenhand gemacht (außer das raschelnde Herbstlaub), sagen Sie jetzt? Meinetwegen, aber da können Sie mal sehen, wie viel Göttliches in Ihnen steckt.

Wer, wenn nicht wir?

So, die Einordnung der Weltlage habe ich an diesem Wochenende gern übernommen, Sie merken schon, wir müssen was tun. Gemeinsam aufstehen, gegen oder für das demonstrieren, was uns wichtig ist, nicht dulden, dass in unserem Land Kräfte die Macht übernehmen wollen, die gegen alles sind, was wir uns jahrelang aufgebaut haben: Freiheit, Demokratie, Gleichberechtigung. Das sind Werte, die wir nicht mit den Füßen treten dürfen, und wir sollten auch nicht dabei zuschauen, wie andere das tun. Menschen, denen es bei uns nicht gefällt, können sehr gern gehen, und die, die bleiben wollen, spielen einfach nach den allgemeingültigen Spielregeln und Geschäftsbedingungen, haben wir uns verstanden? Ich gehe davon aus, dass Sie jetzt nicken, liebe Lesende.

Quelle: ntv.de

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