"Feiern statt verhaften" Walfang-Gegner Paul Watson noch immer inhaftiert


Paul Watson selbst hat einmal gesagt: "Es geht nicht darum, GEGEN etwas zu sein, es geht darum, FÜR die Erde zu sein."
(Foto: Paul Watson Foundation)
Walschützer Paul Watson wurde jahrelang per Haftbefehl gesucht. Im Juli wurde er in Grönland beim Tanken festgenommen, jetzt droht ihm die Auslieferung an Japan. Stimmen werden laut: "Sollte man jemanden, der unser Ökosystem schützt, nicht eher feiern als verhaften?"
"Wenn Dänemark Paul Watson an Japan ausliefert, wird er im Gefängnis sterben, daran besteht kein Zweifel. Er ist 73 Jahre alt und die Gefängnisse sind brutal dort." Das sagt Cyrill Gutsch, Gründer von "Parley For The Oceans". Als dem Designer nach einem Treffen mit Sea-Sheperd-Gründer Paul Watson 2012 klar wird, dass er sich für die Umwelt, insbesondere das Meer einsetzen will, gründet er die Umweltschutzorganisation "Parley For The Oceans". Natürlich ist er momentan besorgt, denn Paul Watson sitzt immer noch in einem Gefängnis in Grönland und weiß nicht, wie es weitergehen wird.
Doch der Reihe nach: Der kanadisch-amerikanische Staatsbürger Paul Watson hatte mit dem Schiff "John Paul DeJoria" den Hafen in Nuuk angelaufen und war dort am 21. Juli verhaftet worden. Grund für die Festnahme war ein von den japanischen Behörden ausgestellter internationaler Haftbefehl gegen ihn.
Watson wird vorgeworfen, japanische Walfänger überfallen und dabei eine Person verletzt zu haben. Watsons Inhaftierung soll nach Angaben der grönländischen Polizei sicherstellen, dass er das Land nicht verlässt, bis über eine mögliche Auslieferung an Japan entschieden wurde.
Frederiksen versteckt sich
Watson setzt sich seit Jahrzehnten für Wale und andere Meerestiere ein. Es ist richtig, dass Watson wegen seines konfrontativen Vorgehens beim Schutz der Tiere auch unter Umweltschützern umstritten ist, dazu hat Cyrill Gutsch eine ganz klare Meinung: "Anstatt dass die dänische Regierung Wale davor schützt, unter enormen Qualen und in barbarischer Weise getötet zu werden, lässt sie Polizei und sogar Militärschiffe bereitstellen, um die Walmörder zu schützen."
Für Gutsch eine vollkommen unverständliche Vorgehensweise: "Dänemark hat Paul Watson verhaftet. Nicht Japan. Nicht Frankreich und nicht England. Dänemark", so Gutsch gegenüber ntv.de.
Premierministerin Mette Frederiksen versteckt sich hinter ihrem Justizminister, findet der Parley-CEO, dabei sei sehr klar, was ihre Motivation ist: "Sie will verhindern, dass Watson wieder versucht, gegen das Wal-Massaker einzuschreiten, das vor den Färöer Inseln stattfindet."
"Er ist ein Held"
Cyrill Gutsch ist nicht allein mit seiner Ansicht, viele, auch Prominente, unterstützen das Gesuch, Paul Watson freizulassen. Unter ihnen Pierce Brosnan: Der legendäre Schauspieler wird nicht müde, sich für Watson einzusetzen.
"Wenn unsere Ozeane sterben, sterben wir", so Brosnan auf Instagram und zitiert damit seinen Freund. Er betont, dass Watson ein Mann mit einer unglaublichen Charakterstärke ist, der ihm und seiner Frau Keely seit über dreißig Jahren ein enger Freund sei. "Wir sehen, wie mutig und uneigennützig Paul sich für das Meeresleben einsetzt, ohne Rücksicht auf sich selbst."
Wie Gutsch findet Brosnan es unerhört, dass Watson, eine Person, "der denen eine Stimme verleiht, die keine haben", für etwas bestraft wird, was dringend notwendig ist für den Fortbestand der Welt. "Er ist ein Held. Unser Ökosystem zu schützen, ist keine Straftat", betont der ehemalige "James Bond"-Darsteller. Und "Parley"-Gründer Gutsch ergänzt: "Diejenigen, die unseren Planeten schützen, sollten gefeiert und nicht verhaftet werden."
"Eine Farce"
Die "Captain Paul Watson Foundation" teilt mit: "Paul Watson wurde das grundlegende Recht verweigert, sich mit Beweisen zu verteidigen, während er eine erniedrigende Behandlung erdulden muss, die eher einem verurteilten Kriminellen angemessen wäre als einem Mann, der noch nicht vor Gericht stand. Das Justizministerium muss schnell handeln, um dieser Farce ein Ende zu setzen."
In einem Video ist zu sehen, wie Watson in Nuuk, mit Handschellen gefesselt und unter Schmerzen aus einem Polizeiwagen steigend, vor Gericht gebracht wurde. Die gesamte Gerichtsverhandlung soll auf Dänisch abgehalten worden sein, berichtet die Foundation, es hätte keinen Übersetzer gegeben. Das würde gegen dänisches Recht verstoßen.
Das Gericht weigere sich überdies, Videobeweise aus der "Whale Wars"-Serie anzuschauen, die zeigen, dass die Japaner Beweise gefälscht haben. "Diese Beweise sind nicht nur öffentlich zugänglich, sondern widerlegen auch die Vorwürfe gegen ihn. Wenn diese Beweise zugelassen würden, könnten sie das Verfahren der japanischen Behörden erheblich untergraben.
Die Weigerung, diese Beweise anzuschauen, wirft ernsthafte Zweifel an der Fairness des Gerichtsverfahrens auf und legt nahe, dass Watson eine faire Gelegenheit zur Verteidigung verwehrt wird", so die Foundation.
Und weiter: "Die gegen Watson ergriffenen Maßnahmen stellen eine eklatante Verletzung seiner persönlichen Rechte dar. Die Verweigerung der Möglichkeit, entlastende Beweise vorzulegen, zusammen mit seiner langen Inhaftierung unter zweifelhaften Umständen, zeigt eine beunruhigende Missachtung seiner grundlegenden Menschenrechte." Dieser Fall bedrohe nicht nur Watsons Freiheit, sondern schaffe auch einen gefährlichen Präzedenzfall für die Behandlung von Aktivisten und den Schutz individueller Rechte angesichts politisch motivierter Verfolgung.
Gefälschte Beweise
Watsons Anwälte Julie Stage und Jonas Christoffersen legten Berufung gegen die Entscheidung beim Obersten Gerichtshof Grönlands ein: "Die Vorwürfe gegen Paul Watson basieren auf Tatsachen, die von den japanischen Behörden konstruiert wurden, um Paul Watsons Kampagne zu stoppen. Paul Watson wird beschuldigt, ein Besatzungsmitglied der 'Shonan Maru' verletzt zu haben, (...) das Besatzungsmitglied war aber, entgegen der Behauptungen Japans, nicht an Deck, als eine Wasserkanone das Schiff traf. Die Bilder zeigen auch, dass die Japaner kurz zuvor große Mengen Pfefferspray eingesetzt hatten, das ihre eigene Besatzung im Gesicht traf. Diese Videos beweisen, dass Japan Tatsachen erfunden hat, um Auslieferung und Verurteilung zu erreichen (...)."
Am 21. Juli 2024 wird der Anti-Walfang-Aktivist Paul Watson in Grönland festgenommen, als er mit seinem Schiff zum Tanken in der Hafenstadt Nuuk anlegt. Jetzt droht dem 73-jährigen Sea-Sheperd-Gründer die Auslieferung an Japan. Das Land hatte bereits 2012 eine sogenannte "Red Notice" bei Interpol beantragt. Dadurch werden Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert, den Gesuchten zu finden und festzunehmen. Eine Verpflichtung zur Auslieferung gibt es nicht. Die japanischen Strafverfolgungsbehörden werfen Watson vor, 2010 "Einbruch in ein Schiff", Sachbeschädigung, "gewaltsame Behinderung von Geschäften" und Körperverletzung begangen zu haben. Im Falle einer Auslieferung an Japan drohen dem gebürtigen Kanadier bis zu 15 Jahre Haft. Ob er wirklich ausgeliefert wird, entscheidet am Ende das Kopenhagener Justizministerium, denn offiziell gehört Grönland zum dänischen Königreich.
Momentan bleibt Watson in Grönland in Untersuchungshaft. Das hat das Bezirksgericht von Nuuk entschieden. Die Inhaftierung soll bis zum 5. September verlängert werden.
Macron hat sich positioniert
Der deutsche Ableger der "Captain Paul Watson Foundation" hat Bundeskanzler Olaf Scholz, Umweltministerin Steffi Lemke und Außenministerin Annalena Baerbock gebeten, sich den internationalen Protesten gegen die Inhaftierung Watsons anzuschließen und sich öffentlich für die Freilassung und gegen eine Auslieferung auszusprechen.
Frankreichs Präsident Macron hat sich bereits öffentlich gegen die Auslieferung Watsons ausgesprochen. Viele Personen des öffentlichen Lebens wie Verhaltensforscherin Jane Goodall, Regisseur James Cameron oder Sänger Bryan Adams haben öffentlich über die sozialen Medien ihre Unterstützung für Paul Watson verlauten lassen.
Wer die Petition #FreePaulWatson an die dänische Regierung unterzeichnen möchte, geht auf freepaulwatson.org.
Quelle: ntv.de