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"Wir sind in einer Notlage" Lauterbach dringt erneut auf Curevac-Zulassung

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Rät davon ab, auf eine Zustimmung der EMA zu warten: Karl Lauterbach.

(Foto: dpa)

Noch werden Studien zur Wirksamkeit des Curevac-Impfstoffs durchgeführt. Angesichts drohender Engpässe durch den Ausfall von Johnson & Johnson mahnt Gesundheitsexperte Lauterbach, nicht mehr lange zu warten und das Vakzin aus Tübingen zuzulassen. Notfalls auch ohne die Zustimmung der EMA.

Nach dem Lieferstopp für den Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson fordert der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, dass Deutschland eine nationale Notfallzulassung für das Vakzin des Tübinger Herstellers Curevac vorbereitet. "Wenn Curevac ähnlich gut wirkt wie Biontech oder Moderna, was zu erwarten ist, sollte der Impfstoff schnellstmöglich zugelassen und verimpft werden", sagte Lauterbach dem "Spiegel". Auf die Zustimmung der EU-Arzneimittelbehörde (EMA) solle Deutschland dann nicht warten. Bei der Behörde dauere es oftmals zu lange, "haben wir schon bei Biontech gesehen".

Ebenso wie die Vakzine von Biontech und Moderna ist auch das Präparat von Curevac ein mRNA-Impfstoff. In den kommenden Wochen sollen die Ergebnisse der Phase-3-Studie veröffentlicht werden. Bis zu einer offiziellen Zulassung durch die EMA könnten dann jedoch nochmals mehrere Wochen vergehen.

Für Deutschland könnte das Paul-Ehrlich-Institut schon vorher eine Notfallzulassung beschließen. "Dies wäre richtig, sofern die Wirksamkeit des Curevac-Impfstoffs hoch ist. Wir sind in einer Notlage, und der Curevac-Impfstoff wäre eine massive Entlastung", sagte Lauterbach. "Und wenn die EU-Zulassung dann später kommt, kann sie die deutsche Notfallzulassung ersetzen." Lauterbach zufolge hat das Tübinger Unternehmen bereits mehrere Millionen Dosen vorproduziert. Zumindest ein Teil davon könnte dann umgehend den Menschen in Deutschland verabreicht werden.

Curevac selbst ist der Auffassung, dass sein Vakzin früher von der EMA zugelassen werden könnte als bisher erwartet. "Wir sind bereits sehr fortgeschritten in der dritten klinischen Testphase und erwarten die Daten für das finale Zulassungspaket", sagte Unternehmenssprecher Thorsten Schüller der "Augsburger Allgemeinen" am Wochenende. Das Unternehmen hoffe daher auf eine Zulassung "im Mai oder Juni". Zuletzt war man von einer EMA-Zulassung bis Ende Juni ausgegangen.

Nur geringe Dosis nötig

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Curevac plane weiter mit der Produktion von bis zu 300 Millionen Impfdosen in diesem Jahr, sagte Schüller. Für das kommende Jahr sei dann die Produktion von einer Milliarde Impfstoffdosen vorgesehen. Das Unternehmen und seine Produktionspartner könnten deutlich mehr als andere Hersteller in vergleichbar dimensionierten Anlagen erzeugen, sagte Schüller. "Unsere Impfdosis ist mit zwölf Mikrogramm sehr gering." Andere mRNA-Impfstoffe bräuchten die zweieinhalb- bis achtfache Wirkstoffmenge für einen vergleichbaren Schutz.

Bereits Mitte März hatte der Epidemiologe Lauterbach gefordert, eine Notfallzulassung für den Curevac-Impfstoff zu prüfen. Seinerzeit sagte er auch, man könne auf die Phase-3-Studie verzichten. "Hier wäre tatsächlich denkbar, dass man diesen Impfstoff prüft und zulässt." Der Wirkstoff auf der Grundlage des Botenmoleküls mRNA funktioniere ähnlich wie jener von Biontech/Pfizer. Es werde ohnehin geprüft, bei den zugelassenen mRNA-Impfstoffen Anpassungen an Mutationen rasch zu ermöglichen, ohne jedes Mal eine groß angelegte Studie einzufordern.

Quelle: ntv.de, fzö/AFP/DJ

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