Panorama

Tausende Menschen in Gefahr Hochwasser steigt nach Staudamm-Bruch in Polen

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Der Extremregen lässt nicht nach. Zahlreiche Orte in Rumänien, Tschechien, Polen stehen bereits unter Wasser. Rettungskräfte sind im Dauereinsatz. In Schlesien verschlimmert sich die Lage dramatisch durch den Bruch eines Staudamms.

Nach dem Bruch eines Staudamms im Schneegebirge an Polens Grenze zu Tschechien hat sich die Situation in der Kleinstadt weiter verschärft. Eine neue Flutwelle habe den Ort erreicht, sagte Bürgermeister Michal Piszko der Nachrichtenagentur PAP. Die Glatzer Neiße, ein Nebenfluss der Oder, habe nun bei Klodzko einen Pegelstand von 6,84 Meter. Üblich ist ein durchschnittlicher Wasserstand von etwa einem Meter, wie ein Sprecher der Feuerwehr sagte.

In einigen Straßen der Stadt stehe das Wasser anderthalb Meter hoch, sagte der Bürgermeister weiter. Gebirgsjäger der polnischen Armee seien mit Booten unterwegs, um Bürger zu retten, die vor dem Wasser in den zweiten oder dritten Stock ihrer Häuser geflohen seien. In dem Ort mit 26.000 Einwohnern, der hundert Kilometer südlich von Breslau (Wroclaw) liegt, gibt es keine Wasserversorgung mehr. Auch das Gas werde bald abgestellt, sagte der Bürgermeister.

Zuvor war im niederschlesischen Stronie Slaskie ein Staudamm gebrochen. Das Wasser fließt nun von dort über den Fluss Biala Ladecka in die Glatzer Neiße. Es sei eine ernste Bedrohung für die Orte entlang dieser Flüsse, hieß es. Die Polizei schickte einen Rettungshubschrauber in die Gegend, um vom Wasser eingeschlossene Menschen in Sicherheit zu bringen. Auch Soldaten der Armee und des Heimatschutzes sind im Einsatz. "Wir gehen unter", sagte der Bürgermeister von Glucholazy und rief die Einwohner auf, sich in Sicherheit zu bringen. Tausende Menschen müssen evakuiert werden. Der Ort Stronie Slaskie liegt im Glatzer Schneegebirge an Polens Grenze zu Tschechien. Am Samstagabend war in der gebirgigen Gegend bereits ein Staudamm in Miedzygorze übergelaufen.

Der polnische Regierungschef Donald Tusk, der seit Samstag in den Hochwassergebieten im Südwesten seines Landes unterwegs ist, bestätigte den Tod eines Menschen in Polen. "Wir haben einen ersten Todesfall durch Ertrinken in der Region Klodzko" an der polnisch-tschechischen Grenze, erklärte Tusk. Er kündigte weitere Evakuierungen sowie die Einrichtung des Internet-Satelliten-Systems Starlink an, um die Kommunikation zu gewährleisten.

Feuerwehrmann stirbt in Niederösterreich

Der extreme Dauerregen hat neben großen Teilen von Polen auch Tschechien, Österreich und Rumänien unter Wasser gesetzt - und mindestens sechs Menschen das Leben gekostet. Vier weitere Menschen wurden in Tschechien vermisst. In Niederösterreich kam ein Feuerwehrmann bei Auspump-Arbeiten ums Leben, wie Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner mitteilte. Das Bundesland, das die Hauptstadt Wien umschließt, ist in Österreich am schlimmsten von den Fluten betroffen. Am Sonntag wurde ganz Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt. Die Armee war unterstützend im Einsatz, mehrere Menschen mussten aus Häusern gerettet werden.

Mikl-Leitner sprach am Sonntagvormittag von einer "dramatischen Situation". Es gebe noch keine Entwarnung, es seien weitere massive Regenfälle vorhergesagt, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA. Erwartet wurden weitere 60 Liter Regen pro Quadratmeter in den nächsten Stunden. Besonders dramatisch war die Lage am Fluss Kamp, dort wurde ein Jahrhundert-Hochwasser befürchtet. Laut APA waren zahlreiche Ortschaften auf dem Landweg nicht mehr erreichbar.

Im Osten Österreichs wurde der Zugverkehr auf der Strecke zwischen Amstetten und St. Valentin unterbrochen, wie die staatliche Eisenbahngesellschaft ÖBB mitteilte. Die Strecke ist Teil der Bahnverbindung zwischen Wien und Deutschland. Auch in der österreichischen Hauptstadt standen erste Häuser unter Wasser. Dort trat der Wienfluss über die Ufer. Es wurden mehrere U-Bahn-Strecken gesperrt.

Auch in Sachsen und Bayern steigen die Pegel

In Rumänien waren bereits am Samstag mindestens vier Menschen in der Region Galati im Südosten des Landes ums Leben gekommen. Dort standen Menschen bis zum Oberkörper im Wasser, tausende Haushalte waren betroffen. In Tschechien wurden vier Menschen von den Fluten weggerissen und gelten als vermisst. Die Polizei berichtete, drei Menschen seien in einem Auto in der Stadt Lipova-Lazne im Nordosten des Landes von einem Fluss weggeschwemmt worden. Ein Mann wurde demnach im Südosten vom Hochwasser eines Baches fortgerissen.

Die Lage in Tschechien ist besonders im Nordosten des Landes schlimm. Dort wurde ein großer Teil der Stadt Opava wegen Hochwassers evakuiert. Im Süden des Landes lief ein Staudamm über und überflutete die Städte und Dörfer der Umgebung. In Brno im Südosten Tschechiens war schon am Samstag ein Krankenhaus evakuiert worden, die nordöstliche Region Mähren erklärte den Notstand. In der slowakischen Hauptstadt Bratislava wurde am Samstag ebenfalls der Notstand erklärt.

In Österreich sorgten auch Sturm und Schnee für Chaos. Tirol war stellenweise von einer bis zu einem Meter hohen Schneeschicht bedeckt - in der vergangenen Woche waren noch Temperaturen von mehr als 30 Grad gemessen worden. Das Sturmtief "Boris", das in Deutschland "Anett" heißt, zieht derzeit über Mittel- und Osteuropa hinweg. Auch in den deutschen Bundesländern Sachsen und Bayern stiegen am Wochenende die Pegel.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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