Panorama

Kein Verleih von Sportgeräten Restaurant in Davos diskriminiert offenbar Juden

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Blick auf das Kongresszentrum in Davos, Veranstaltungsort des Weltwirtschaftsforums WEF.

Blick auf das Kongresszentrum in Davos, Veranstaltungsort des Weltwirtschaftsforums WEF.

(Foto: picture alliance/dpa/KEYSTONE)

Der Vorwurf ist ungeheuerlich. Ein Bergrestaurant und Laden für Wintersport in Davos will angeblich keine Ausrüstung wie Skier oder Schlitten an jüdische Menschen mehr verleihen. Laut der Schweizer Polizei besteht wegen eines auf Hebräisch verfassten Zettels der Verdacht auf Anstiftung zum Hass.

Die Schweizer Polizei hat Ermittlungen wegen möglicher Diskriminierung von Juden durch ein Bergrestaurant in Davos aufgenommen. Eine Privatperson habe die Polizei am Sonntag auf einen Aushang an dem Restaurant hingewiesen, sagte der Sprecher der Polizei Graubünden, Roman Rüegg. Die Polizei habe den Zettel in Augenschein genommen. Es werde nun ermittelt, ob der Tatbestand Diskriminierung oder Aufruf zu Hass erfüllt sei. Schweizerische Medien hatten über den Aushang berichtet.

Jehuda Spielman, ein Gemeinderat aus Zürich, veröffentlichte auf der Plattform X ein Foto, das den ausgehängten Zettel des Bergrestaurants, das auch Wintersportausrüstung verleiht, zeigen soll. Auf dem Schild steht, dass der Laden keine Ausrüstung wie Schlitten und Skier mehr an "unsere jüdischen Brüder" verleihen werde. Es verwies auf eine Reihe "sehr ärgerlicher Vorfälle", darunter der angebliche "Diebstahl eines Schlittens". Die Botschaft wurde auf Hebräisch verfasst. Sie schien sich an israelische Juden zu richten.

Die Tourismusbehörde von Davos wollte die Angelegenheit zunächst nicht auf Anfrage kommentieren. Sie kündigte aber eine Reaktion an. Auch das Restaurant bei der Bergstation Pischa war zunächst für eine Reaktion nicht zu erreichen. Später entschuldigte sich Ruedi Pfiffner, der Verantwortliche des Restaurants, im Gespräch mit dem Sender SRF für die beim Aushang verwendete Formulierung. "Wir werden dieser Sache nachgehen und sie richtigstellen", so Pfiffner. Der Zettel sei abgehängt worden, jüdische Gäste sollten ab Dienstag wieder Material mieten dürfen.

Antisemitismus nimmt in Europa zu

Eine wichtige jüdische Organisation in der Schweiz verurteilt das antisemitische Schild. Es handele sich um etwas eindeutig Diskriminierendes, teilte der Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds, Jonathan Kreutner, in einer E-Mail mit. Er sei schockiert. Telefonisch prangerte er später an, dass "eine ganze Gruppe Gäste" wegen ihres Hintergrunds mit einem Kollektivlabel versehen werde.

Kreutner monierte, dass in Davos manche Menschen jüdische Gäste nicht gerne sähen. Der Chef der örtlichen Tourismusbehörde, Reto Branschi, soll in einer örtlichen Zeitung im vergangenen Jahr mit den Worten zitiert worden sein, dass jüdische Gäste Probleme damit hätten, sich an Regeln zu halten

In Europa nimmt derzeit Antisemitismus zu, größtenteils im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg. Der Krieg begann, als die militant-islamistische Hamas am 7. Oktober Israel angriff. Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten bei dem brutalen Überfall auf Israel 1200 Menschen ermordet und weitere 250 verschleppt.

Quelle: ntv.de, gut/AP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen