Flynn wird Nationaler Sicherheitsberater Das ist Trumps rechte Hand
18.11.2016, 17:53 Uhr
Michael Flynn wird Nationaler Sicherheitsberater unter dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump.
(Foto: dpa)
Mehr als drei Jahrzehnte dient Michael Flynn im US-Militär. Nun wartet auf ihn eine neue Aufgabe: Der Ex-Chef des Militärgeheimdienstes wird Nationaler Sicherheitsberater von Donald Trump. Wegen seiner Äußerungen zum Islam ist er hochumstritten.
Nun ist es offiziell: Der künftige US-Präsident Donald Trump ernennt Michael Thomas Flynn zum Nationalen Sicherheitsberater. Dabei war dessen politische Karriere schon vorbei. Nach seinem Ausscheiden aus dem US-amerikanischen Militär im Jahr 2014 hatte der ehemalige Drei-Sterne-General genügend Zeit, um sich seinen Hobbies Surfing und Football schauen zu widmen. Ganz ohne Politik geht es dann aber doch nicht. Der Ex-Direktor des Militärgeheimdienstes Defense Intelligence Agency (DIA) ist ein begehrter Ansprechpartner für Fragen der Sicherheitspolitik, hält immer wieder Vorträge zu diesem Thema. Nebenbei schreibt er ein Buch mit dem Titel "Wie wir den weltweiten Krieg gegen den radikalen Islam und dessen Verbündete gewinnen können".
Seine Fokussierung auf das Thema Islam mag einer der Gründe gewesen sein, warum Trump ihn Anfang des Jahres in sein Wahlkampfteam holt. Dass Flynn Mitglied der Demokratischen Partei ist, stört den Republikaner nicht. Vielmehr schätzt er dessen militärische Expertise und außenpolitische Vergangenheit. Schnell avanciert Flynn zu einem von Trumps engsten Beratern und führt einen leidenschaftlichen Wahlkampf. Nun honoriert der künftige US-Präsident diese Loyalität.
Flynn bekleidet damit das wichtigste sicherheitspolitische Amt innerhalb der US-Regierung und tritt in die Fußstapfen von außenpolitischen Schwergewichten wie Henry Kissinger. Als Nationaler Sicherheitsberater hat der 57-Jährige das letzte Wort bei Entscheidungen in militärischen Konflikten oder bei Epidemien. Dass Trump nun den Ex-Militär Flynn mit diesen Aufgaben betrauen will, ist parteiübergreifend umstritten. Denn mit seinen Äußerungen zum Islam sowie zur Obama-Administration handelt er sich regelmäßig Ärger ein.
Feldzug gegen politische Elite
Seit etwa zwei Jahren führt Flynn einen rhetorischen Feldzug gegen die politische Elite und den radikalen Islam. In Donald Trump erkennt er rasch einen Gesinnungsgenossen – und umgekehrt. So betont Flynn, dass der radikale Islam eine existenzielle Bedrohung darstelle, die man bekämpfen müsse. "Wir sind im Krieg mit einer radikalen Komponente des Islam. Und ich glaube, dass der Islam eine politische Ideologie ist, die auf einer Religion fußt", sagte er in einem Interview mit Al-Jazeera. Dass dies von der Regierung verkannt wird, macht den Nahost-Veteran wütend. Die Gräueltaten des "Islamischen Staats" zeigen, dass Flynn mit seiner Argumentation nicht vollkommen Unrecht hat.
In Flynns Augen hat die amerikanische Verteidigungs- und Außenpolitik der Präsidentschaften von George Bush und Barack Obama das Land "von einem Schlamassel in den nächsten" geführt. Deshalb avancierte Ex-Außenministerin und Trump-Herausforderin Hillary Clinton zur Zielscheibe von Flynns heftigen Verbalattacken während des Wahlkampfs. Auf dem Parteitag der Republikaner im Juli stachelte er persönlich die Masse zu den berüchtigten "Lock her up"-Rufen an.
"Ich würde mir über einen impulsiven Präsidenten mit einem impulsiven Nationalen Sicherheitsberater Sorgen machen", kommentierte der demokratische Kongresspolitiker Adam Schiff die Entscheidung zugunsten Flynns. Auch vielen Republikanern gilt der Ex-Generalleutnant als zu radikal. Doch der Widerstand gegen die Personalentscheidung ist zwecklos. Trotz der Bedeutung des Amtes bedarf die Ernennung des Nationalen Sicherheitsberaters nicht der Zustimmung des Senats.
Steile Militärkarriere
Im Gegensatz zu vielen ranghohen US-Militärs wächst Flynn in bescheidenen Verhältnissen auf. Nach dem Studium an der Universität von Rhode Island absolviert er dort das Ausbildungsprogramm für Reserveoffiziere. Ab 1981 steigt der Sohn eines Welt- und Korea-Kriegsveteranen in die höchsten Ränge des militärischen Geheimdienstes auf. Während seiner Laufbahn erwirbt er sich den Ruf als direkter und unkonventioneller Offizier.

Ende 2015 nahm Flynn (hier an der Seite des russischen Präsidenten Putin) an einer Gala des TV-Senders "Russia Today" teil.
(Foto: AP)
Von 2001 an ist Flynn für verschiedene militärische US-Geheimdiensteinheiten in Afghanistan sowie im Irak im Einsatz. 2012 beruft ihn der damalige Präsident Barack Obama zum Direktor der DIA. Nach nur zwei Jahren wird Flynn gefeuert. Er selbst sieht sich als Opfer einer alten Elite. Weil er unliebsame Wahrheiten über den Kampf gegen den Islamismus ausgesprochen habe, habe er gehen müssen. Andere behaupten wiederum, die DIA sei unter seiner Führung ins Chaos gestürzt worden. 33 Jahre lang hat "Mike" Flynn im US-Militär gedient. Ehemalige Mitarbeiter berichten, dass Flynn sich häufig widerspreche. Ex-Außenminister Colin Powell hat Flynn einst als "verrückten Rechten" bezeichnet.
Dinner mit Putin
Was Flynn und Trump außenpolitisch vorhaben, ist derzeit noch unklar. Gemeinsam sind sie jedoch der Überzeugung, dass die USA – insbesondere im Kampf gegen den militanten Islam – wieder enger mit Russland kooperieren müssen. Flynn hat zu Russland bereits beste Verbindungen. Mehrmals ist er im staatlichen TV-Sender Russia Today (RT) aufgetreten. Im Dezember 2015 nahm er zudem als Redner an der Geburtstaggala des Senders teil – und nahm beim Dinner an der Seite des russischen Präsidenten Wladimir Putin Platz.
Die heftige Kritik aus der Heimat an dem - bezahlten - Auftritt in Moskau kann Flynn nicht nachvollziehen. "Was ist CNN? Was ist MSNBC?", fragte er eine Journalistin der privaten "Washington Post" und machte deutlich, dass er keinen Unterschied zwischen US-Sendern und RT sehe. Dass seine Beratungsfirma "Flynn Intel Group" der "New York Times" zufolge Verbindungen zu Ländern im Mittleren Osten pflegt und als Lobbyistin für die türkische Regierung in Erscheinung tritt, hält er ebenfalls für wenig problematisch.
Wie Trump hat sich Flynn einen gewissen Trotz angeeignet. Beide sehen sich als Außenseiter. Um ihre Argumente zu untermauern, wählen sie oft einen lauten Ton und nehmen es mit der Wahrheit nicht immer ganz genau. In seiner Zeit als DIA-Direktor machte unter Flynns Mitarbeitern das geflügelte Wort der "Flynn Facts" die Runde. Nun beginnt dieser Mann seine zweite Karriere und wird nationaler Sicherheitsberater von Donald Trump – und wird somit die künftige Außen- und Sicherheitspolitik der USA maßgeblich prägen.
Quelle: ntv.de