Bundeswehr hilft in Bayern Dobrindt will mit Abwehrzentrum Drohnen-"Wettrüsten" gewinnen
04.10.2025, 19:20 Uhr Artikel anhören
Innenminister Dobrindt will die Fähigkeiten bei der Drohnenbekämpfung "deutlich ausbauen".
(Foto: REUTERS)
Die Bedrohungslage durch Drohnen ist unübersichtlich. Auch die Reaktionen darauf. Nach Vorfällen am Münchner Flughafen prescht Bayern voran und will die Polizei stärken. Die Bundeswehr hilft auch bereits. Auf Bundesebene soll ein Abwehrzentrum entstehen. Eine Expertin hält auch dies für nicht ausreichend.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt hat seine Pläne für eine bessere Drohnenabwehr präzisiert. Eine Grundgesetzänderung sei nicht nötig, damit die Bundeswehr wie von ihm geplant Amtshilfe leisten kann, sagte der CSU-Politiker in München bei einem Treffen mit europäischen Amtskollegen. Zu den Hintergründen der jüngsten Drohnen-Überflüge am Flughafen München äußerte er sich nicht.
Eine Sprecherin des bayerischen Innenministeriums bestätigte dem BR, dass die Bundeswehr bereits um Amtshilfe ersucht worden sei. Wie das Operative Führungskommando der Bundeswehr bestätigte, unterstützen nun auch Einheiten der Truppe den Anti-Drohnen-Kampf am Flughafen München. Dabei gehe es darum, Drohnen rechtzeitig aufzuspüren. Weitere Details wurden nicht genannt.
Dobrindts Plan geht jedoch weiter. Der Bundesinnenminister will ein gemeinsames Drohnenabwehrzentrum schaffen. "Wir haben heute schon Fähigkeiten, sowohl bei Bundespolizei, bei Zoll, bei BKA, in den Länderbehörden. Wir wollen diese Fähigkeiten aber deutlich ausbauen und wir wollen dafür sorgen, dass die Kommunikation zwischen Ländern und Bund und die Analysefähigkeit stärker wird", sagte der Minister. Bereits am Freitag hatte Dobrindt verdeutlicht, den "Wettlauf zwischen Drohnen-Bedrohung und Drohnen-Abwehr" gewinnen zu wollen.
Wer bekämpft Drohnen in großer Höhe?
Je nach Art der Drohnen, um die es gehe, könne eine Amtshilfe der Bundeswehr nötig werden, sagte Dobrindt - diese dürfe jedenfalls nicht ausgeschlossen werden. "Deswegen muss man die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass das geht."
Drohnen, die auf Baumwipfel-Höhe flögen, könnten zum Beispiel gestört werden, das könne die Polizei, sagte Dobrindt. "Wir haben aber auch Drohnen in sehr hohen Höhen." Man könne sich auch militärische Drohnen vorstellen, wie man sie in anderen Ländern wie Polen schon gesehen habe.
Der Minister will zudem eine "Entwicklungs- und Forschungseinheit" aufbauen zum Thema Drohnen und dabei mit Israel und der Ukraine zusammenarbeiten, aber auch mit anderen Ländern in Europa und der EU-Kommission.
Dobrindt: Nicht jede Drohne ist automatisch eine Bedrohung
Dobrindt betonte aber auch, nicht jede Drohne sei eine Bedrohung: "Auch vieles davon, selbst wenn es von ausländischen Mächten initiiert und gesteuert ist, ist Teil einer gezielten Provokation, nicht automatisch immer eine Bedrohung."
Auf Landesebene will Bayern vorangehen und Befugnisse der Polizei erweitern, damit die Drohnen abfangen oder abschießen kann. Laut Innenminister Joachim Herrmann soll deswegen im Freistaat ein Drohnenzentrum entstehen, um Fähigkeiten zu entwickeln, den Kampf gegen Drohnen aufzunehmen. Er bekräftigte, Bayern sei zwar gut aufgestellt, Drohnen zu erkennen und den Steuerer zu identifizieren. Trotzdem müsse noch weiter investiert werden.
EU-Innenkommissar Magnus Brunner kündigte zusätzliches EU-Geld für Drohnen an. Bisher stünden dafür schon 150 Millionen Euro aus den Mitteln der EU-Grenzschutzagentur Frontex zur Verfügung. "Da werden wir zusätzlich 250 Millionen Euro zur Verfügung stellen aus dem Grenzschutzfonds, ganz gezielt auch für Drohnen", sagte er unter Bezug auf einen Vorschlag seiner Behörde. Dabei solle es auch um den Schutz von Flughäfen gehen. Brunner sprach von hybrider Kriegsführung. Angriffe gebe es inzwischen nicht mehr nur an der östlichen EU-Außengrenze, sondern auch im Herzen Europas.
Die Drohnen-Expertin Verena Jackson von der Universität der Bundeswehr München fordert nach den Drohnenüberflügen derweil ein grundsätzliches Umdenken im Bedrohungsverständnis. Dem BR sagte sie, wenn Europa hier wirksam handeln wolle, reiche es nicht, nationale Einzelgesetze zu erlassen. Stattdessen brauche man einen gemeinsamen europäischen Ansatz, abgestimmte Standards und geschlossene Reihen, denn "hybride Angriffe - egal ob mit Drohnen oder im Cyberspace - machen nicht an den Binnengrenzen Halt", so die Expertin. Nationale und europäische Verteidigung funktioniere nicht mehr so wie noch vor 20 Jahren.
Quelle: ntv.de, als/dpa