Terrorangst beim Weltjugendtag Franziskus sieht die Welt im Krieg
27.07.2016, 19:29 Uhr
"Es gab einen Krieg in 1914, einen von 1939 bis '45 und nun diesen", sagte Papst Franziskus kurz vor Beginn des Weltjugendtages in Polen.
(Foto: imago/Eastnews)
"Die Welt hat den Frieden verloren", sagt Papst Franziskus zum Auftakt seiner Polen-Reise. Die Religionen und Flüchtlinge macht er allerdings nicht dafür verantwortlich. Die polnische Regierung kritisiert er deswegen für ihre ablehnende Asylpolitik.
Papst Franziskus hat die polnische Regierung zum Auftakt des Weltjugendtages in Polen aufgefordert, Flüchtlinge aufzunehmen. Die Menschen seien auf der Flucht vor Kriegen und Hunger, sagte das Kirchenoberhaupt bei einem Treffen mit der polnischen Staatsspitze um Präsident Andrzej Duda und Regierungschefin Beata Szydlo in Krakau. Diejenigen, die ihrer Grundrechte beraubt seien oder des Rechtes, in Freiheit und Sicherheit den eigenen Glauben zu bekennen, benötigten Solidarität.
Polen weigert sich im Unterschied zu anderen EU-Staaten, in nennenswertem Umfang muslimische Flüchtlinge aus Krisengebieten wie Syrien, dem Irak oder Afghanistan aufzunehmen. Dies hatte Szydlo vor dem Hintergrund der jüngsten Anschläge in Deutschland und Frankreich nochmals betont.
Der Papst sprach angesprochen auf die Taten von einer "Welt im Krieg", wenn auch nicht von einem Krieg der Religionen. "Wir dürfen keine Angst haben, die Wahrheit zu sagen: Die Welt hat den Frieden verloren", erklärte er im Flugzeug auf dem Weg nach Polen. Wenn er von "Krieg" spreche, meine er allerdings "einen Krieg der Interessen, des Geldes, der Ressourcen, nicht der Religionen". Ein Opfer dieses Krieges sei der katholische Priester, den in der Kirche im Nordwesten Frankreichs getötet worden sei.
Terrorangst in Krakau
Franziskus zog bei seinen Ausführungen auch einen Vergleich zu den beiden Weltkriegen. "Das Wort, das wir im Moment oft hören, ist 'Unsicherheit', aber das richtige Wort ist 'Krieg'", erklärte er und ergänzte mit Blick auf die Jahreszahlen: "Es gab einen Krieg in 1914, einen von 1939 bis '45 und nun diesen."
Die Anschläge der vergangenen Wochen in Frankreich und Deutschland sorgen auch beim Weltjugendtag in Polen für strengste Sicherheitsvorkehrungen. Viele potenzielle Teilnehmer blieben anscheinend aus Angst vor neuer Gewalt zu Hause: Zur Eröffnungsmesse kamen nach Angaben der Polizei 200.000 Menschen, erwartet worden waren 500.000.
Es ist die erste Reise des argentinischen Papstes in das zutiefst katholische Polen, aus dem sein Vorvorgänger Johannes Paul II. stammte. Für Donnerstag ist eine Messe am Marienheiligtum von Tschenstochau geplant, für Freitag ein Besuch im Vernichtungslager Auschwitz in der Nähe von Krakau. Zudem ist ein Treffen mit Holocaust-Überlebenden geplant.
Insgesamt werden zum Weltjugendtag bis zu zwei Millionen Teilnehmer erwartet, hauptsächlich Jugendliche und junge Erwachsene.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa