Politik

Druck auf Deich nimmt zu IAEA blickt mit Sorge auf den Kühlteich des AKW Saporischschja

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Nach dem Dammbruch am Dnipro rückt für die Internationale Atomenergiebehörde ein weiteres Problem in den Fokus: Der Wasserstand rund um den Deich des Kühlteiches am AKW Saporischschja sinkt - dadurch steigt der Druck auf die Innenseite.

Der große Kühlteich des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja rückt nach dem Dammbruch am Dnipro in den Fokus der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). Der Druck auf den Deich rund um den Teich steige auf der Innenseite, da an der Außenseite der Pegel des aufgestauten Flusses stark gefallen sei, meldete die IAEA in Wien. Die Atombehörde - die Beobachter in dem russisch besetzten AKW stationiert hat - beobachte die Lage genau, berichtete IAEA-Chef Rafael Grossi.

Europas größtem Kernkraftwerk drohe zwar kurzfristig keine Gefahr, doch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms und zunehmende militärische Aktivitäten würden für "erhebliche neue Schwierigkeiten" sorgen, so Grossi. Zuvor hatte auch die Umweltorganisation Greenpeace vor einem Bruch des Kühlteichs gewarnt.

Nikolaus Müllner, Leiter des Instituts für Sicherheits- und Risikowissenschaften an der Universität Wien, sieht die Reaktorsicherheit derweil mittelfristig in Gefahr. Die Wasserversorgung der Kühlsysteme sei trotz des Dammbruchs für einige Monate gewährleistet, sagte Müllner. Doch angesichts der Kriegshandlungen sei es fraglich, ob dieses Zeitfenster genutzt werden könne, um alternative Wasserquellen zu erschließen. "Es ist natürlich eine bedrohliche Situation", sagte er.

Grundsätzlich ist laut IAEA in dem Teich und in anderen Bereichen des AKW genug Wasser vorhanden, um die stillgelegten Reaktoren und die abgebrannten Brennstäbe für mehrere Monate zu kühlen, selbst wenn infolge der Zerstörung des Staudamms schon bald kein Wasser mehr aus dem sinkenden Dnipro-Reservoir gepumpt werden könnte.

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So pumpe das AKW "weiterhin Kühlwasser aus dem Kachowka-Stausee", teilte die IAEA mit. Auch bei einem Pegelstand unterhalb der bisher als kritisch eingestuften Schwelle von 12,70 Metern könne der Pumpvorgang fortgesetzt werden. Dies verschaffe etwas mehr Zeit, "bevor wir möglicherweise auf andere Versorgungsquellen umsteigen müssen", erklärte Grossi, der nächste Woche das größte Atomkraftwerk Europas besuchen will bereits einen Tag zuvor.

Unter normalen Umständen reiche dieses Zeitfenster aus, um etwa Ansaugrohre im Dnipro-Reservoir tiefer zu legen, sagte Müllner. Es sei jedoch schwer einschätzbar, ob dies aktuell möglich sei, "da das Kernkraftwerk direkt an der Frontlinie liegt". Die Reaktoren der von der russischen Armee besetzten Nuklearanlage sind bereits abgeschaltet. Der Brennstoff in den Reaktorkernen und in den Lagerbecken muss allerdings ständig gekühlt werden, um eine Kernschmelze zu verhindern.

Quelle: ntv.de, spl/dpa/AFP

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