Politik

Aggressor Russland nicht benannt Indien verurteilt Butscha-Morde vehement

Der russische Außenminister Sergej Lawrow war vergangene Woche zu Gast in Neu-Delhi.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow war vergangene Woche zu Gast in Neu-Delhi.

(Foto: picture alliance/dpa/Indian Foreign Minister S. Jaishankar's Twitter handle/AP)

Indien vollzieht offenbar eine Wende in seiner Haltung zum russischen Krieg in der Ukraine: Vor dem UN-Sicherheitsrat verurteilt nun auch Neu-Delhi das Morden in Butscha. Die Türkei schließt sich ebenfalls der weltweiten Kritik an.

Indien hat sich bisher bei den UN-Abstimmungen zur Verurteilung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine der Stimme enthalten. Nun verurteilte allerdings auch Neu-Delhi die Morde in der ukrainischen Stadt Butscha "unmissverständlich" und unterstützte die Forderung nach einer unabhängigen Untersuchung der "beunruhigenden Berichte". Zwar benannte Indien den Aggressor Russland nicht namentlich, doch mit dem öffentlichen Rüffel hat sich die Haltung des Landes gegenüber dem Einmarsch seines langjährigen Partners in der Ukraine dennoch deutlich verändert.

Der ständige Vertreter Indiens bei den Vereinten Nationen, T.S. Tirumurti, sagte am Dienstag in einer Erklärung vor dem UN-Sicherheitsrat, das Land sei "weiterhin zutiefst besorgt über die sich verschlechternde Lage und bekräftigt seine Forderung nach einer sofortigen Einstellung der Gewalt und einem Ende der Feindseligkeiten". Die Lage in der Ukraine habe sich seit der letzten Erörterung des Themas durch den Rat "nicht wesentlich verbessert. Die Sicherheitslage hat sich lediglich verschlechtert, ebenso wie die humanitären Folgen", sagte Tirumurti.

"Wir hoffen, dass die internationale Gemeinschaft weiterhin positiv auf die humanitären Bedürfnisse reagieren wird. Wir unterstützen die Forderungen nach Garantien für einen sicheren Korridor, um wichtige humanitäre und medizinische Hilfsgüter zu liefern", so Tirumurti. Der ständige Vertreter hielt seine Rede kurz nach einem Telefongespräch des US-amerikanischen Außenministers Antony Blinken mit dem indischen Außenminister Subrahmanyam Jaishankar. Die Vereinigten Staaten haben Indien wiederholt aufgefordert, die russische Aggression zu verurteilen.

"Angriff auf unschuldige Zivilisten ist inakzeptabel"

Indien, das derzeit nicht ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates ist, pflegt seit Jahrzehnten eine enge Beziehung zu Russland. So bezieht Neu-Delhi Waffen aus Moskau, um die eigene Grenze gegen China abzusichern, wo es 2020 zu einem Konflikt mit Peking gekommen war. Der indische Außenminister Jaishankar empfing seinen russischen Kollegen Sergei Lawrow erst vergangene Woche in Neu-Delhi, wo sie über die Aufrechterhaltung der Handelsbeziehungen sprachen. Die USA und Australien kritisierten dieses Vorgehen scharf.

Auch die Türkei schloss sich inzwischen der weltweiten Verurteilung der Ermordung von Zivilisten in Butscha und anderen Städten in der Ukraine an und forderte eine unabhängige Untersuchung. "Die Bilder des Massakers, die in der Presse aus verschiedenen Regionen, darunter Butscha und Irpin in der Nähe von Kiew, veröffentlicht wurden, sind entsetzlich und traurig für die Menschheit", schrieb das türkische Außenministerium in einer Erklärung am Morgen.

"Der Angriff auf unschuldige Zivilisten ist inakzeptabel", hieß es in dem Statement. "Wir erwarten vor allem, dass die Angelegenheit einer unabhängigen Untersuchung unterzogen wird und dass die Verantwortlichen identifiziert und zur Rechenschaft gezogen werden." Die Türkei werde sich weiterhin dafür einsetzen, "solche schändlichen Szenen im Namen der Menschlichkeit" zu unterbinden, hieß es weiter. Das NATO-Mitglied Türkei pflegt sowohl zu Russland als auch zur Ukraine enge Beziehungen.

Quelle: ntv.de, dbe

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen