"Strategische Zusammenarbeit" Iran bestätigt russische Stationierung
17.08.2016, 20:00 Uhr
Russische Langstreckenbomber vom Typ Tu-22 M3 fliegen vom Iran aus nach Syrien - das Bild stammt vom russischen Verteidigungsministerium.
(Foto: AP)
Bisher wehrte sich der Iran gegen Berichte, Russland fliege von dem Land aus Angriffe in Syrien - obwohl selbst Moskau bereits davon berichtete. Nun kommt auch aus Teheran eine Bestätigung. Derweil steigen erneut russische Bomber auf.
Der Iran hat die Stationierung von russischen Kampfflugzeugen in der westiranischen Luftwaffenbasis Hamadan für Angriffe in Syrien verteidigt. Der frühere Außenminister Ali-Akbar Welayjati sagte, "die Angelegenheit sollte als eine strategische und notwendige Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus ausgelegt werden".
Wegen der anhaltenden regionalen und globalen Bedrohung durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) komme diese neue Zusammenarbeit nicht überraschend, sagte Welayjati weiter. Russland und der Iran müssten handeln, um noch mehr Zerstörung und Opfer in Syrien zu vermeiden. Alles sei im Einklang mit internationalen Vorschriften und besonders mit ausdrücklicher Zustimmung des syrischen Staates. Welayjati ist seit fast 20 Jahren außenpolitischer Berater des obersten iranischen Führers, Ajatollah Ali Chamenei, der in allen strategischen Belangen das letzte Wort hat.
Vor der Reaktion aus dem Büro Chameneis war der Iran wegen der Stationierung von russischen Kampfflugzeugen in Erklärungsnot geraten. Eine solche Stationierung gibt es im Iran nicht nur zum ersten Mal nach über 70 Jahren, diese ist auch verfassungswidrig. Aus dem iranischen Parlament kamen nur widersprüchliche Aussagen. Die Regierung von Präsident Hassan Ruhani hat sich zu dem Thema noch nicht geäußert. "Wir haben weder den Russen noch irgendeinem anderen Land einen Flugstützpunkt zur Verfügung gestellt", sagte Parlamentspräsident Ali Laridschani laut der Nachrichtenagentur Irna. Diese Interpretation sei falsch und der Iran dementiere alle Berichte diesbezüglich.
Gleichzeitig aber fügte Laridschani hinzu, dass Russland ein wichtiger Verbündeter sei und der Iran im Syrien-Konflikt eng mit Moskau zusammenarbeite. Russland und der Iran stehen an der Seite des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad. Sie unterstützen ihren Verbündeten militärisch, finanziell und politisch. Die russischen Angriffe erfolgten bislang unter anderem vom Luftwaffenstützpunkt Hmeimim im Nordwesten Syriens oder von Schiffen aus.
Weitere Angriffe gegen IS
Unterdessen griffen russische Kampfflugzeuge bei weiteren Einsätzen, die offenbar vom iranischen Stützpunkt Hamedan aus geflogen wurden, den IS in Syrien an. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau trafen Kampfjets dabei IS-Stellungen in der syrischen Region Deir Essor. Dabei sei die "maximale Kapazität" der Flugzeuge ausgenutzt worden. Die Kampfjets waren demnach mit Splitterbomben ausgerüstet.
Russland zufolge wurden bei den Luftangriffen mehrere Kommandoposten und Ausbildungslager der Dschihadisten zerstört. Auch "mehr als 150 Kämpfer" seien getötet worden, darunter auch ausländische Extremisten.
Bereits am Vortag hatten russische Bomber vom Iran aus Angriffe auf Ziele in Syrien geflogen. Russland hat nach eigenen Angaben Langstreckenbomber vom Typ Tu-22 M3 sowie Jagdbomber vom Typ SU-34 dort stationiert, um den IS und die Fateh-al-Scham-Front, die frühere Al-Nusra-Front, anzugreifen.
USA kritisieren Iran-Einbindung
Kritik an dieser Entwicklung kam aus Washington. Sie sei "unglücklich, aber nicht überraschend oder unerwartet", sagte US-Außenamtssprecher Mark Toner. Die Einbeziehung Irans mache eine "ohnehin schon kontroverse und komplizierte Situation noch komplizierter". Das Ziel der landesweiten Beendigung der Kämpfe in Syrien rücke dadurch in noch weitere Ferne. Die Nutzung des iranischen Stützpunkts durch Russland könnte laut Toner zudem eine Verletzung des Waffenembargos gegen den Iran darstellen. Danach bedarf der Verkauf, die Lieferung oder der Transfer von Kampfflugzeugen in den Iran einer Genehmigung des UN-Sicherheitsrats.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow wies die Kritik zurück. Er sagte, es gebe "keinen Grund, Russland eine Verletzung der Resolution vorzuwerfen". Es habe weder einen "Verkauf, noch eine Lieferung oder einen Transfer von Kampfflugzeugen an den Iran" gegeben. Die russischen Kampfjets beteiligten sich lediglich auf Bitten der syrischen Führung und mit Zustimmung Teherans an einem Anti-Terror-Einsatz in Syrien. "Hier gibt es nichts zu diskutieren", sagte Lawrow.
Nach US-Angaben hatte Russland vor Beginn der Angriffe am Dienstag die von den USA geführte Militärkoalition gegen den IS über den bevorstehenden Einsatz informiert. Russland habe sich damit an die Verabredung mit der Koalition vom vergangenen Jahr gehalten, mit der beide Seiten unbeabsichtigte Zusammenstöße im Luftraum über Syrien verhindern wollen, sagte der in Bagdad ansässige US-Militärsprecher Chris Garver.
Quelle: ntv.de, mli/dpa/rts