"Gendermedizin" sieht Risiko Lucha: Männer sind größere "Vorsorgeschlamper"
20.01.2023, 10:46 Uhr
Manne Lucha, der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, will männlichen Vorsorgemuffeln Beine machen.
(Foto: imago/Jochen Tack)
Wer lange leben möchte, legt Wert auf seine Gesundheit. Bei vielen Männern soll das laut Manne Lucha, dem Vorsitzenden der Gesundheitsministerkonferenz, aber nicht der Fall sein. Auf sie will der Grünen-Politiker deswegen den Blick bei der Vorsorge richten - konkrete Maßnahmen sind allerdings noch nicht in Sicht.
Eine auf das Geschlecht zugeschnittene Gesundheitsversorgung findet der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz wichtig. "Es gehört auch zur Geschlechtermedizin dazu, dass wir den Bereich Männergesundheit nochmal deutlicher in den Fokus nehmen", sagte Baden-Württembergs Grünen-Gesundheitsminister Manne Lucha in Stuttgart. Damit ist vor allem die Vorsorge gemeint.
"Männer sind die größeren Vorsorgeschlamper", stellte der Grünen-Politiker fest. Durch ihre Lebensführung stellten sie "per se ein Gesundheitsrisiko für sich" dar. Dem Minister zufolge neigen sie stärker als Frauen zu risikobehafteten Lebensweisen, trinken mehr Alkohol und ernähren sich häufig falsch. Lucha betonte, dass Männer daher gezielter informiert werden müssten über notwendige Vorsorge.
Auch darüber hinaus sei er sehr für geschlechtsspezifische Behandlung in der Medizin, sagte der Gesundheitsminister. Konkrete Maßnahmen stellte er jedoch nicht vor. Er wolle sich bald eingehender mit dem Thema befassen, sagte er.
Lucha hat in diesem Jahr den Vorsitz bei der Gesundheitsministerkonferenz inne. Dort treffen die jeweiligen Ministerinnen und Minister der Bundesländer in der Regel jährlich zum Austausch zusammen.
Gendermedizin findet mehr Beachtung
Lange Zeit richtete die klassische medizinische Forschung sich in der Vergangenheit ausschließlich auf männliche Körper aus. Das hat sich mittlerweile etwas geändert: Seit 30 Jahren sind auch Frauen im Blick der Wissenschaft. Verschiedene Vereinigungen, Krankenkassen und Forschende setzen sich mittlerweile dafür ein, die Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu beachten. Die Geschlechtsspezifische Medizin, auch "Gendermedizin" genannt, findet dadurch mehr Beachtung.
Medikamentenstudien, Diagnosen oder Therapieangebote sollen demnach heutzutage Frauen besser berücksichtigen. Zudem geht es auch um die Dosierung von Medikamenten oder unterschiedliche Krankheitssymptome. Für Frauen kann dieses Wissen lebenswichtig sein.
Die Unterschiede zwischen Frau und Mann sind nicht nur rein äußerlich, sagte Christiane Groß, die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, im ntv-Podcast "Wieder was gelernt". "Wir haben ein anderes Verteilungsmuster von Muskeln. Wir haben ein anderes Verteilungsmuster von Fett. Wir haben eine völlig andere Zusammensetzung von Hormonen", so Groß. "Und dann reagieren auch die Organe anders. Ich erinnere nur daran, dass zum Beispiel eine Frau weniger Alkohol verträgt als ein Mann. Und das hat was damit zu tun, dass die Leber etwas anders arbeitet."
Quelle: ntv.de, rog/dpa