Aufstand in Russland Melnyk: "Putins Gewaltherrschaft hängt am Wagner-Faden"
24.06.2023, 17:44 Uhr Artikel anhören
Andrij Melnyk hofft auf Eurofighter, Kampfhubschrauberr vom Typ Tiger und Taurus-Marschflugkörper für die Ukraine.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der ukrainische Vize-Außenminister Melnyk hofft, dass die westlichen Verbündeten seines Landes die militärische Unterstützung nun weiter erhöhen. Die eine russische Niederlage könne einen demokratischen Frühling in Russland einläuten.
Mit dem Aufstand der Wagner-Söldner gegen den russischen Präsidenten Putin sieht der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, für Russland "die Stunde der Wahrheit" gekommen. "Die Gewaltherrschaft Putins und sein Schicksal hängen an einem seidenen Wagner-Faden", so Melnyk, der jetzt Vize-Außenminister seines Landes ist.
"Um seinen Absturz zu verzögern, könnte man dem Kremlherrn nur eins empfehlen: alle russischen Truppen aus der Ukraine sofort abzuziehen, um einen Verteidigungswall um Moskau herum gegen die Wagner-Söldner zu errichten", sagte Melnyk. "Das wäre wohl die klügste - letzte - Entscheidung Putins."
In Russland hat sich der Machtkampf zwischen der Gruppe Wagner und der russischen Armee zu einem Aufstand von Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin ausgeweitet. Wagner-Söldner haben die Stadt Rostow am Don besetzt und sind unterwegs nach Moskau.
In Richtung des Westens, vor allem Deutschlands, sagte Melnyk, die Ukrainer forderten ihre Verbündeten nun auf, "statt in sieben Sprachen zu schweigen angesichts des russischen Kasperltheaters", unverzüglich die militärische Unterstützung Kiews massiv zu erhöhen. "Nur die vernichtende Niederlage Moskaus auf dem Schlachtfeld sowie die Befreiung des gesamten Staatsgebiets der Ukraine könnten einen demokratischen Frühling in Russland einläuten und seinen Verzicht auf imperialistisches Denken möglich machen", so Melnyk. "Das wäre machbar nur mit westlichen - auch deutschen - Kampfjets, Kampfhubschraubern und Marschflugkörpern. Wir hoffen, dass die Bundesregierung für diese Lieferungen von Eurofighter, Tiger und Taurus endlich grünes Licht erteilt."
Der Eurofighter ist ein von der Bundeswehr genutzter Kampfjet, der in Deutschland bislang nicht für Lieferungen an die Ukraine im Gespräch ist. Der Tiger ist ein Kampfhubschrauber, mit "Taurus" bezieht Melnyk sich auf Marschflugkörper in den Beständen der Bundeswehr. Erst am Samstag hatte Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius mitgeteilt, dass die Bundesrepublik an der Kampfjet-Koalition "nicht in erster Reihe" teilnehme. Deutschland sei nicht Teil der Koalition, weil man keine F-16-Jets habe.
Quelle: ntv.de, psa/hvo