Merkel räumt ihren Schreibtisch "Nehmen Sie dieses Haus in Besitz"
08.12.2021, 15:54 Uhr
Es ist der symbolische Akt des Machtwechsels. Die langjährige Kanzlerin Merkel übergibt ihrem Nachfolger Scholz die Regierungsgeschäfte im Kanzleramt. Beide sparen nicht mit freundlichen Worten für den anderen.
Die ausgeschiedene Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihrem Nachfolger Olaf Scholz zum Start ins Amt gratuliert. "Nehmen Sie dieses Haus in Besitz und arbeiten Sie mit ihm zum Besten unseres Landes", sagte die CDU-Politikerin bei der Amtsübergabe an Scholz im Kanzleramt. Sie wisse aus eigenem Erleben, dass es ein bewegender Moment sei, in dieses Amt gewählt zu werden.
Scholz erahne vielleicht, dass dies eine spannende, erfüllende und auch fordernde Aufgabe sei. "Aber wenn man sie mit Freude angeht, dann ist es vielleicht auch eine der schönsten Aufgaben, die es gibt, für dieses Land Verantwortung zu tragen", sagte Merkel. Sie wünsche von Herzen alles Gute und immer eine glückliche Hand für das Land.
Bundeskanzler Scholz dankte seiner Vorgängerin im Amt für ihren Einsatz als Kanzlerin für Deutschland. In ihrer Amtszeit habe Merkel viele Krisen zu bewältigen gehabt, manche davon hätten sie auch zusammen durchgestanden. "Das hat zusammengeschweißt", sagte der SPD-Politiker. "Zwischen uns hat immer eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit existiert." Das zeige, dass Deutschland eine starke und leistungsfähige Demokratie sei.
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Wenn er jetzt das Kanzleramt übernehme, werde sich gar nicht so viel ändern, sagte Scholz mit einem Schmunzeln. "Ich will gerne anknüpfen an die, wie soll man das sagen, nord-ostdeutsche Mentalität, die da bisher geherrscht hat. So viel wird sich da nicht ändern", versprach er. Später fügte er ernst hinzu, ein Regierungsübergang in einer großen, nicht abgeschlossenen Krise setze auch Kontinuität und Gemeinschaft voraus. "Und ich gehe davon aus, dass uns das auch gelingt", sagte er.
Özdemir: Oberster Anwalt der Landwirte und oberster Tierschützer
Der Grünen-Politiker Cem Özdemir hat zu seinem Amtsantritt als neuer Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft die Bedeutung des Agrarsektors betont. "Die Landwirtschaft prägt unser Land", erklärte er. "Vielerorts ist sie Garant dafür, dass Dörfer lebendig und ländliche Räume lebenswert sind." In seinem Amt sehe er sich "als obersten Anwalt der Landwirtinnen und Landwirte, von denjenigen, die für das Essen auf unserem Tisch sorgen".
"Ihnen müssen wir bei der Transformation hin zu mehr Tierwohl sowie Umwelt- und Klimaschutz helfen", fügte Özdemir hinzu. Gleichzeitig sei er "auch oberster Tierschützer" des Landes. "Für mich heißt es jetzt: Zwischen Landwirtschaft und Umwelt gehört kein 'oder'. Da bin ich mit meiner Kollegin, Umweltministerin Steffi Lemke, einig", erklärte er.
Christine Lambrecht hat das Bundesverteidigungsministerium von ihrer Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer übernommen. Die bisherige Justizministerin wurde vom Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, mit militärischen Ehren im Bendlerblock empfangen. Sie sei sich der Verantwortung und Herausforderung ihres neuen Amtes durchaus bewusst, sagte Lambrecht in einer kurzen Ansprache. Sie nehme diese aber "gern an".
Altmaier: Machen Sie es gut und besser
Der neue Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck sieht die klimafreundliche Wandlung der deutschen Wirtschaft als historische Aufgabe. "Das wird die große Aufgabe unserer Zeit sein", sagte der Grünen-Vorsitzende bei der Amtsübernahmen von Peter Altmaier. "Gemessen wird am Ende die große historische Aufgabe am Gelingen dieses Projektes." Er wolle mit Menschen und Verbänden reden, um den besten Weg bei dieser Herausforderung zu finden.
Habeck kündigte zudem Investitionen in großem Stil an. Er verwies darauf, dass bis 2030 rund 80 Prozent des Stromverbrauchs aus Erneuerbaren Energien stammen und der Kohleausstieg möglichst auf 2030 vorgezogen werden sollen. Für die Herausforderungen werde er das Wirtschaftsministerium umbauen, aber nicht als "Bilderstürmer", kündigte Habeck an. "Es sollen lernende Schritte sein." Amtsvorgänger Peter Altmaier räumte ein, dass es im Ringen um mehr Klimaschutz in der vergangenen Wahlperiode Widerstand in den Reihen der Union, aber auch der SPD gegeben habe. "Machen Sie es gut und besser", wünschte er Habeck.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP