Für Angriffe auf die Ukraine Nutzt das russische Militär US-Satellitenbilder?
18.03.2024, 22:30 Uhr Artikel anhören
Private Firmen liefern bereits für wenige Tausend Euro hochauflösende Satellitenbilder.
(Foto: picture alliance/dpa/Satellite image ©2022 Maxar Technologies)
Satellitenbilder dienen sowohl Russland als auch der Ukraine bei der Aufklärung von feindlichen Stellungen. Im ukrainischen Militär wird jedoch vermutet, dass die Kreml-Truppen sich über Umwege auch Aufnahmen von US-Firmen beschaffen - mit gravierenden Folgen.
Im ukrainischen Militär gibt es den Verdacht, dass Russland seine Angriffe aus der Luft mit Bomben und Marschflugkörpern auch auf von US-Firmen erstellte Satellitenbilder stützt. Das berichtet "The Atlantic" unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Vertreter des ukrainischen Militärs. "Die Anzahl der Übereinstimmungen, bei denen Luftschläge auf die Bilder folgen, ist zu hoch, um zufällig zu sein", wird der Militär zitiert.
Demnach ist die Reihenfolge klar: Ein Satellit macht Bilder von einem Ort und einige Tage oder Wochen später schlägt eine Rakete ein. Manchmal wird ein weiterer Satellit geschickt, um weitere Bilder aufzunehmen, vielleicht um das Ausmaß des Schadens zu überprüfen, schildert der Ukrainer.
Laut dem Bericht lassen sich anhand von mit Datum und Koordinaten archivierten Satellitenbildern Muster erkennen, dass in Hunderten Fällen Aufnahmen von US-Firmen durch russische Streitkräfte genutzt worden sein könnten. Die Aufnahmen bei entsprechenden Unternehmen sind mitunter bereits für wenige Tausend Euro käuflich zu erhalten.
US-Firmen bestreiten Zusammenarbeit
Die stellvertretende Verteidigungsministerin der Ukraine, Kateryna Chernohorenko, erklärte, dass US-Satellitenunternehmen die Ukraine unterstützt haben. Jedoch hegen die Experten ihres Ministeriums den Verdacht, dass Russland "Satellitenbilder über Drittunternehmen erwirbt", die mit westlichen Satellitenbildunternehmen zusammenarbeiten, und diese Bilder "für bewaffnete Angriffe gegen die Ukraine verwendet werden könnten".
Laut dem Bericht in "The Atlantic" befinden sich unter den Satellitenbildern auch Aufnahmen von zwei der größten entsprechenden US-Firmen: Planet und Maxar. Letztere erklären, dass sie jegliche Geschäfte mit russischen Stellen oder Dritten, die nach Russland verkaufen, Anfang März 2022 eingestellt hätten. Planet erklärte, dass es sich der Bereitstellung von Bildmaterial auf "verantwortungsbewusste Akteure wie Regierungen, Hilfs- und Rettungsorganisationen und Medien" beschränkt habe, wobei "sorgfältig darauf geachtet wird, dass ein möglicher Missbrauch vermieden wird".
Möglicherweise können dennoch über Dritte solche Bilder an russische Stellen gelangen, wird in dem Bericht vermutet. Der namentlich nicht genannte ukrainische Militärvertreter würde "diese Bilder nur gerne moderiert sehen", möglicherweise indem man dem ukrainischen Militär ermöglicht, zu sehen, welche Bilder in Auftrag gegeben werden, bevor sie aufgenommen werden. Er fügte hinzu, dass "die Unternehmen die Aufzeichnungen darüber, wer diese Bilder gekauft hat, sehr sorgfältig prüfen sollten".
Quelle: ntv.de, lme