1,65 Millionen Asylanträge OECD zählt Nachkriegshoch bei Flüchtlingen
19.09.2016, 13:39 Uhr
Hunderte Rettungswesten weisen in New York anlässlich des Flüchtlingsgipfels auf die Gefahren hin, die viele Menschen bei der Überfahrt über das Mittelmeer auf sich nehmen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Pünktlich zum ersten Flüchtlingsgipfel der Vereinten Nationen in New York stellen die Industriestaaten der OECD ihren jährlichen Migrationsbericht vor. Die Zahlen sind alarmierend und werden wahrscheinlich weiter steigen.
Die Zahl der Flüchtlinge in OECD-Ländern hat im zweiten Jahr in Folge stark zugenommen. Wegen der Flüchtlingskrise in Syrien hätten 2015 so viele Menschen Asyl gesucht wie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in ihrem neuen Migrationsbericht mit. Die Zahl der Asylanträge habe sich auf 1,65 Millionen verdoppelt.
Fast 25 Prozent der Asylbewerber kamen den Angaben zufolge aus Syrien, 16 Prozent aus Afghanistan. 75 Prozent der Asylbewerber suchten in Ländern der Europäischen Union Schutz, die meisten davon in Deutschland. Für das laufende Jahr rechnet die OECD mit einem weiteren Anstieg.
Insgesamt haben sich vergangenes Jahr etwa 4,8 Millionen Menschen dauerhaft in OECD-Staaten niedergelassen. Das sind rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Diese Zahl umfasst allerdings auch Umzüge innerhalb von OECD-Ländern.
Alternative Migrationsmöglichkeiten schaffen
Die Studie weist daraufhin, dass mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingskrise ein strukturiertes Vorgehen der Staaten und mehr internationale Kooperation notwendig seien. Ein typisches Beispiel sei die Europäische Union, die Schwierigkeiten habe, auf die Krise mutig, umfassend und koordiniert zu reagieren, schreiben die Autoren. Alternative Migrationsmöglichkeiten könnten verhindern, dass Flüchtlinge sich auf die gefährliche Flucht begeben. Die Autoren nennen als Beispiele etwa Arbeitsmigration, Studentenprogramme oder humanitäre Visa.
Zu den OECD-Mitgliedern zählen 35 entwickelte Industrieländer weltweit - von Neuseeland über Deutschland bis Mexiko. Die Zahlen im neuen Migrationsbericht beruhen auf den Daten des UN-Flüchtlingshilfswerks.
Der Bericht wirdg beim ersten UN-Flüchtlingsgipfel in New York vorgestellt. Zum Auftakt forderte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller Geberländer in aller Welt auf, die versprochenen Hilfsgelder für die Opfer des syrischen Bürgerkrieges auszuzahlen. Von den bei einer Konferenz im Februar in London zugesagten rund zehn Milliarden Dollar, umgerechnet 8,9 Milliarden Euro, sei noch nicht einmal die Hälfte ausgezahlt worden.
Zu dem Flüchtlingsgipfel werden Vertreter von mehr als 150 Staaten erwartet. Weltweit gibt es 65 Millionen Vertriebene, 21 Millionen von ihnen sind auf der Flucht vor Verfolgung, Armut oder Konflikten wie dem Bürgerkrieg in Syrien, durch den bereits 300.000 Menschen starben.
Quelle: ntv.de, chr/dpa/rts/AFP