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Zynische Rede bei Videogipfel Putin appelliert an G20: "Tragödie" in der Ukraine beenden

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Kremlchef Putin spricht von Verhandlungen, lehnt aber einen Rückzug seiner Truppen aus der Ukraine ab.

Kremlchef Putin spricht von Verhandlungen, lehnt aber einen Rückzug seiner Truppen aus der Ukraine ab.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Zum ersten Mal seit längerer Zeit nimmt Wladimir Putin an einem G20-Treffen teil. Den von ihm angeordneten Angriffskrieg gegen die Ukraine bezeichnet der Kremlchef dabei als eine "Tragödie". An die Gipfel-Teilnehmer appelliert er, darüber nachzudenken, wie man diese nun beenden kann.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat bei einem virtuellen G20-Gipfel Vorwürfe wegen seines Angriffskrieges gegen die Ukraine zurückgewiesen. Einige Teilnehmer hätten sich in ihren Redebeiträgen erschüttert gezeigt über die fortdauernde Aggression Russlands in der Ukraine, sagte Putin nach Angaben des Kremls. "Ja natürlich, kriegerische Handlungen sind immer eine Tragödie". Man müsse darüber nachdenken, wie diese Tragödie beendet werden könne, sagte er.

Immer wieder inszeniert der Kreml die Ukraine als ein angeblich von "Neonazis" geführtes Land und stellt den Machtwechsel, der 2014 auf proeuropäische Proteste in Kiew folgte, als vermeintlichen Auslöser für den Krieg dar. "Übrigens hat Russland Friedensgesprächen mit der Ukraine nie eine Absage erteilt", behauptete Putin nun zudem. Die Ukraine hingegen verweigere sich Verhandlungen. Tatsächlich hält Russland inklusive der bereits 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim derzeit rund ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebietes besetzt. Für Kiew ist ein Rückzug der russischen Truppen eine Bedingung für dauerhaften Frieden. Das wiederum lehnt Moskau ab.

Putin leitete bei seinem G20-Auftritt dann auf den Gaza-Konflikt über. Ob die Kollegen nicht erschüttert seien über die Ermordung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen, fragte er etwa. Terroristen der Islamistenorganisation Hamas hatten am 7. Oktober Massaker in Israel verübt. Israels Militär flog daraufhin zahlreiche Luftangriffe auf den Gazastreifen und rückte mit Bodentruppen in das abgeriegelte Küstengebiet ein.

Scholz und Meloni rufen Putin zum Rückzug auf

Bundeskanzler Olaf Scholz forderte Putin in der G20-Schalte auf, russische Truppen aus der Ukraine zurückzuziehen. "Ich habe dazu aufgerufen, dass Präsident Putin seinen Angriff auf die Ukraine beendet und Truppen vom Territorium der Ukraine abzieht, damit dieser Krieg endlich ein Ende findet", sagte Scholz nach dem G20-Gespräch. "Klar ist: Wir werden die Ukraine so lange unterstützen wie nötig."

Auch die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die sich in Berlin zu deutsch-italienischen Regierungskonsultationen aufhält, sagte, sie stelle sich hinter die territoriale Unversehrtheit der Ukraine. Mit Blick auf Putins Aussagen beim G20-Gespräch sagte sie während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Scholz: "Russland möchte am Friedensprozess arbeiten. Ich bin zufrieden, dass er das gesagt hat. Aber ich glaube, dass man das sehr leicht beweisen kann ... Man muss einfach seine Truppen zurückziehen."

Kremlchef: Nicht wir sind für Inflation verantwortlich

Russlands Präsident machte außerdem die führenden westlichen Mächte für Teuerung und andere Probleme der Weltwirtschaft verantwortlich. Es seien Billionen US-Dollar und Euro in die Wirtschaft geflossen, teilweise auch zur Bekämpfung der Corona-Epidemie, sagte Putin. Dies führe aber zu globaler Inflation, zu gestiegenen Preisen für Lebensmittel und Energie, unter denen vor allem die armen Länder litten. "Es sind nicht unsere Handlungen und unsere Versuche, Gerechtigkeit in der Ukraine zu erreichen, nein, es sind die Handlungen der größten Volkswirtschaften der Welt", sagte Putin.

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Der wirtschaftliche Konkurrenzkampf werde mit unfairen Mitteln ausgetragen, beklagte der Kremlchef. Als solche nannte er die Unterbrechung von Verkehrs- und Logistikverbindungen, Sperren im Zahlungsverkehr - wohl mit Blick auf westliche Sanktionen. Obwohl diese eine Reaktion auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine sind, stellt Moskau sie stets als ungerechtfertigt dar.

Putin hat die Gipfeltreffen der Zwanzigergruppe wichtiger Industrie- und Schwellenländer zuletzt gemieden. Beim vergangenen Treffen in Neu Delhi im September vertrat ihn Außenminister Sergej Lawrow. Die indische G20-Präsidentschaft hat den zusätzlichen Videogipfel wegen des Konflikts im Gazastreifen einberufen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz sollte zugeschaltet sein.

Quelle: ntv.de, uzh/dpa

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