Politik

Ukrainische Vorstöße beunruhigen Moskau versucht offenbar "Hysterie" einzudämmen

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Ukrainische Soldaten setzen an der Frontlinie nahe Cherson mit Booten über den Dnipro.

Ukrainische Soldaten setzen an der Frontlinie nahe Cherson mit Booten über den Dnipro.

(Foto: AP)

Der Ukraine gelingen Vorstöße am Ostufer des Dnipro - was bei russischen Militärbloggern die Besorgnis nährt. So beklagen sie, dass auch Verwundete kämpfen müssten und "die eigene Trägheit" der "Hauptfeind an der Front" sei. Verteidigungsminister Schoigu reagiert nun.

Das russische Verteidigungsministerium und russische Beamte bemühen sich offenbar, die "Hysterie" wegen der ukrainischen Operationen am östlichen Dnipro-Ufer in der Region Cherson herunterzuspielen. Dies berichtet das Institute for the Study of War (ISW) und stützt sich dabei auf Aussagen von Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Am Dienstag hatte dieser demnach in einer Rede in seinem Ministerium erklärt, dass die russischen Streitkräfte alle ukrainischen Versuche, erfolgreiche "amphibische Operationen in Richtung Cherson" durchzuführen, verhindert hätten. Dabei hätten sie den ukrainischen Streitkräften "kolossale" Verluste zugefügt.

Laut dem ISW ist Schoigus Erklärung wahrscheinlich eine Reaktion auf die Besorgnis einiger russischer Militärblogger über die ukrainischen Angriffe am Ostufer des Dnipro und die russische Unfähigkeit, diese abzuwehren. Allerdings geht das Institut nicht davon aus, dass Schoigus Aussagen die ständig wachsenden Beschwerden im russischen Informationsraum beruhigen werden.

Russische Militärblogger beklagen laut dem ISW-Bericht die Präsenz ukrainischer Truppen am linken Ufer des Dnipro im Gebiet Cherson und kritisieren, dass das russische Militär die Operationen offenbar nicht unterdrücken kann. Ein Blogger erklärte am Dienstag, dass ukrainische Streitkräfte eine gesamte russische Angriffsgruppe in der Nähe von Krynky, 30 Kilometer nordöstlich der Stadt Cherson und 2 Kilometer vom Fluss Dnipro entfernt, getötet hätten. In einem Telegram-Kanal heißt es demnach: "Nach dem Studium der Stellungnahmen verschiedener Kanäle und Gesprächen mit Soldaten an der Front sind wir einmal mehr zu dem Schluss gekommen, dass unser Hauptfeind an der Front nicht die ukrainischen Streitkräfte sind, sondern unsere eigene Trägheit. Auf allen Ebenen. Die russische Armee hat einen langen Weg in ihrer Entwicklung zurückgelegt, aber es gibt noch viel zu lernen."

Ein russischer Soldat der Schwarzmeerflotte, der in der Nähe von Krynky operiert, verbreitete laut dem ISW-Bericht zudem ein Video mit harscher Kritik am eigenen Militär. Demnach würden verletzte russische Soldaten zur Durchführung von Angriffen gezwungen. Auf jeden russischen Soldaten, der in der Gegend von Krynky operiere, kämen außerdem drei ukrainische Drohnen.

Ähnlich klingt ein Brief eines russischen Soldaten, der in der Nähe von Krynky im Einsatz sein soll. In dem Brief, den laut dem ISW ein Militärblogger veröffentlichte, wurde demnach beklagt, dass den russischen Streitkräften im Gebiet von Krynky Aufklärungsdrohnen fehlten. Dies verlangsame ihre Bewegungen und setze sie der Gefahr ukrainischer Angriffe aus. Weiter klagt der Soldat offenbar darüber, dass es den russischen Streitkräften im Gebiet von Krynky an Feuerunterstützung fehle, da Artillerie- und Mörsereinheiten nach dem Abfeuern von "ein paar Schüssen" schnell ihren Standort wechselten, um dem Gegenfeuer auszuweichen. Laut dem Soldaten hat seine Einheit praktisch keine Interaktion mit anderen russischen Einheiten, die in der Nähe operierten. Das russische Hauptquartier bei Cherson entwerfe erfolglose Pläne, weil es nur falsche und verzögerte Informationen erhalte.

Quelle: ntv.de, ghö

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