Nach einem Tag der Gewalt Feuerpause in Berg-Karabach vereinbart
20.09.2023, 10:58 Uhr Artikel anhören
Rauch steigt nach Granatenbeschuss in Berg-Karabach auf.
(Foto: IMAGO/SNA)
Seit einem Tag gibt es Kämpfe in Berg-Karabach: Etliche Menschen sterben oder werden verletzt, Zehntausende fliehen. Nun gibt es laut den Separatisten in der Kaukasus-Region ab 11 Uhr eine Feuerpause. Die Armenier hätten zugestimmt, ihre Waffen abzugeben, meldet Interfax.
Die armenischen Separatisten in Berg-Karabach haben eine ab 11 Uhr geltende Waffenruhe für die umstrittene Kaukasusregion verkündet. Demnach handelt es sich dabei um einen von der russischen Friedensmission vermittelten Waffenstillstand. Zudem erklärten sie, Verhandlungen mit Baku über die Integration der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Region in das verfeindete Nachbarland Aserbaidschan akzeptiert zu haben. Diese Gespräche sollen demnach am Donnerstag beginnen.
Laut der russischen Nachrichtenagentur haben die Armenier in Berg-Karabach der Forderung Aserbaidschans zugestimmt, die Kämpfe zu beenden und ihre Waffen abzugeben. "In der aktuellen Situation sind die Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft zur Beendigung des Kriegs und zur Lösung der Situation unzureichend", zitierte die armenische Nachrichtenagentur Armenpress aus einer Behördenmitteilung. "Unter Berücksichtigung dessen akzeptieren die Behörden der Republik Arzach den Vorschlag des Kommandos des russischen Friedenskontingents bezüglich eines Waffenstillstands."
Am Dienstagmorgen hatte Aserbaidschan einen Militäreinsatz gegen Berg-Karabach begonnen. Dabei kamen nach Angaben aus der Nacht mehr als zwei Dutzend Menschen ums Leben. Der Menschenrechtsbeauftragte der international nicht anerkannten Republik Berg-Karabach, Gegam Stepanjan, sprach von mindestens 27 Toten. Darunter seien mindestens sieben Zivilisten - drei Frauen, zwei Kinder und zwei Männer. Mehr als 200 weitere Menschen seien verletzt worden.
Stepanjans Angaben zufolge wurden mehr als 7000 Bewohner aus 16 Orten vor dem aserbaidschanischen Beschuss in Sicherheit gebracht. Ein großes Problem bei den Evakuierungsmaßnahmen ist der massive Treibstoffmangel, den eine monatelange aserbaidschanische Blockade der Region verursacht hat.
Die aserbaidschanische Regierung sprach von "örtlich begrenzten Anti-Terror-Einsätzen" in Berg-Karabach. Diese zielten auf armenische Militärpositionen und von "Separatisten" genutzte Einrichtungen. Laut dem Verteidigungsministerium in Baku wurden humanitäre Korridore zur Evakuierung von Zivilisten eingerichtet. Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan sprach hingegen im Fernsehen von einem aserbaidschanischen "Einsatz von Bodentruppen" mit dem Ziel einer "ethnische Säuberung" der armenischen Bevölkerung in der Enklave.
Quelle: ntv.de, ghö/rts/AFP/dpa