Politik

Die Kriegsnacht im Überblick Russland setzt bei Handel auf Eurasien - "Time"-Magazin ehrt Selenskyj

Im Osten und Süden der Ukraine gehen die Kämpfe mit unverminderter Härte weiter.

Im Osten und Süden der Ukraine gehen die Kämpfe mit unverminderter Härte weiter.

(Foto: picture alliance / AA)

Die Kämpfe in der Ukraine fordern nach UN-Angaben bisher knapp 4000 zivile Opfer. Die Ukraine versucht weiterhin, die gefangenen Kämpfer aus Mariupol gegen russische Soldaten auszutauschen. Derweil glaubt Wirtschaftsminister Habeck an das Ölembargo.

Die Kämpfe in der Ostukraine gehen weiter. Die Kampfhandlungen fordern nach UN-Angaben bisher knapp 4000 zivile Opfer. Die Ukraine versucht weiterhin, die gefangenen Kämpfer aus Mariupol gegen russische Soldaten auszutauschen. Derweil glaubt Wirtschaftsminister Robert Habeck an das Ölembargo der Europäischen Union, Russland will sich als Reaktion auf westliche Sanktionen ökonomisch stärker gen Asien orientieren. Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wird eine besondere Ehre zuteil.

"Kämpfen und gewinnen"

"Die kommenden Wochen des Krieges werden schwierig sein", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Videoansprache am Montagabend. "Dennoch haben wir keine Alternative als zu kämpfen. Kämpfen und gewinnen." Selenskyj forderte vom Westen moderne Raketenabwehrwaffen und Kampfflugzeuge. Viele Menschen wären "nicht gestorben, wenn wir alle Waffen erhalten hätten, um die wir bitten", sagte er. Sein Land sei seit Kriegsbeginn Ziel von 3000 Luftangriffen und annähernd 1500 Raketenangriffen gewesen. Die große Mehrheit der Angriffe habe zivilen Objekten gegolten. Alle Partner der Ukraine seien sich einig, dass der Kampf seines Landes gegen Russland dem "Schutz der gemeinsamen Werte aller Länder in der freien Welt" diene, sagte Selenskyj weiter. Deshalb habe sein Land ein Recht auf Waffenhilfe.

UN zählen knapp 4000 zivile Opfer

Seit Kriegsbeginn haben die Vereinten Nationen mittlerweile mehr als 6,5 Millionen Menschen registriert, die aus der Ukraine geflohen sind - ein Großteil davon nach Polen. Mindestens 3930 zivile Todesopfer wurden dokumentiert, die Zahl der von den UN bestätigten Verletzen beträgt 4532. Allerdings dürften die realen Zahlen wesentlich höher sein. Schon jetzt seien die Verluste der Russen in der Ukraine so hoch wie die der Sowjets in Afghanistan, schätzt der britische Geheimdienst.

Ukraine hofft weiter auf Austausch von Mariupoler Kämpfern

Die in der Hafenstadt Mariupol gefangen genommenen ukrainischen Soldaten sollen nach dem Willen Selenskyjs mit der Unterstützung weiterer Staaten gegen russische Soldaten ausgetauscht werden. "Wir müssen sie austauschen", sagte er der ukrainischen Agentur Interfax zufolge. Alle UN-Mitglieder sollten sich einschalten. Im Stahlwerk von Mariupol im Süden der Ukraine hatten sich am Freitagabend nach wochenlanger Belagerung die letzten von mehr als 2400 ukrainischen Kämpfern ergeben. Von russischer Seite gibt es Forderungen, sie vor Gericht zu stellen. In der Ukraine war am Montag ein erster russischer Soldat wegen Kriegsverbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Ukraine berichtet wieder von getöteten Zivilisten

Bei russischen Angriffen im Osten der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben am Montag drei Zivilisten getötet worden. Sechs weitere Menschen seien verletzt worden, schrieb der Gouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, auf Telegram. Ebenfalls im Osten der Ukraine soll Infrastruktur der Eisenbahn zerstört worden sein. Bei vier Raketeneinschlägen im Gebiet Dnipropetrowsk seien Gleise sowie die Oberleitungen schwer beschädigt worden, teilte Gouverneur Walentyn Resnitschenko auf seinem Telegram-Kanal mit. In vielen Regionen des Landes - vor allem in der Zentralukraine und im Osten - gab es in der Nacht Luftangriffe.

Habeck: Ölembargo greifbar

Bundeswirtschaftsminister Habeck sieht ein Ölembargo gegen Russland "in greifbarer Nähe". Es gebe nur noch wenige Staaten, die Probleme anmeldeten - vor allem Ungarn, sagte der Vizekanzler am Montagabend im ZDF. Man könne Rücksicht nehmen, dann müsse aber auch in Ungarn "was passieren". Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, den Import von russischem Rohöl in sechs Monaten zu beenden. Als Kompromiss will sie Ungarn mehr Zeit einräumen.

Lawrow: Russland sollte auf Eurasien setzen

Sanktionen und die "diktatorische Position" des Westens gegenüber Russland beschleunigen nach Aussagen des russischen Außenministers Sergej Lawrow die Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen seines Landes zu China. Moskau werde sich nur auf sich selbst und auf diejenigen Staaten verlassen, die "ihre Zuverlässigkeit bewiesen haben", sagte Lawrow den Agenturen Ria Nowosti und Tass zufolge. Russlands Zukunft liege in der Region Eurasien. Hier seien China, Indien und der Iran wichtige Partner.

"Time"-Magazin listet Selenskyj unter 100 einflussreichsten Menschen

Selenskyj ist vom "Time"-Magazin zu einem der 100 einflussreichsten Menschen des Jahres 2022 gekürt worden. "Mit Präsident Selenskyj haben die Menschen in der Ukraine ein Staatsoberhaupt, das ihrer Tapferkeit und ihrer Widerstandsfähigkeit würdig ist, während Bürger über das ganze Land hinweg ... für ihr Zuhause und ihre Freiheit kämpfen", schreibt dazu US-Präsident Joe Biden. Im russischen Krieg gegen sein Land habe Selenskyj "seine Spuren in der Geschichte hinterlassen". Auch der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, schaffte es auf die bereits am Montag veröffentlichte Liste, auf der auch Putin zu finden ist.

Das bringt der Tag

  • Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos mit Reden von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg
  • EU-Agrarminister in Brüssel erörtern die Lage in der Ukraine

Quelle: ntv.de, als/dpa

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