Politik

Der Kriegstag im Überblick Russlands Vormarsch "eingefroren" - Scholz zahlt nicht in Rubel

Besonders in den Gebieten um die Separatistenhochburg kommt es immer wieder zu Gefechten.

Besonders in den Gebieten um die Separatistenhochburg kommt es immer wieder zu Gefechten.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Seit vier Wochen widersetzt sich die Ukraine der russischen Invasion. Militärisch geht es für die Truppen Wladimir Putins nur schleppend voran. Auf dem Krisengipfel zeigt die NATO erneut Einigkeit, als nächster diplomatischer Schritt könnte ein russischer Ausschluss vom G20-Treffen folgen. NATO-Mitglied Frankreich übt sich derweil in militärischer Abschreckung und testet eine atomwaffenfähige Rakete. Der 29. Kriegstag im Überblick.

"Der Besatzer ist hungrig und barfüßig"

Vier Wochen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ist die Front nach ukrainischen Angaben "praktisch eingefroren". Präsidentenberater Olexij Arestowytsch sagte in Kiew, dem Generalstab zufolge haben die russischen Truppen an den meisten Frontabschnitten keine Ressourcen für weitere Vorstöße mehr. Der Kriegsgegner stehe "praktisch auf der Stelle", betonte Arestowytsch.

"Der Besatzer ist hungrig und barfüßig", behauptete der Präsidentenberater. Dennoch gebe es weiterhin russische Angriffe auf Isjum im Gebiet Charkiw, Marjinka und Mariupol im Donezker Gebiet und am rechten Ufer des Dnipro bei Cherson. An den übrigen Frontabschnitten seien die Russen zur Verteidigung übergegangen. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Isjum weiter in ukrainischer Hand

Kreml-Angaben zufolge soll die russische Armee die Stadt Isjum erobert haben, von der Ukraine folgte prompt das Dementi. "Das ist eine weitere Provokation der russischen Presse. Sie haben keine andere Wahl als über angebliche "Siege" zu lügen", schrieb der Gouverneur des Gebiets Charkiw, Oleh Synjehubow, auf Telegram. Es werde weiter heftig gekämpft, aber die ukrainischen Streitkräfte hielten ihre Stellungen, betonte Synjehubow. Die strategisch wichtige Stadt wurde seit Tagen belagert. Sie liegt etwa auf halber Strecke zwischen der Separatistenhochburg Donezk und der von Russland attackierten Großstadt Charkiw und zählte vor dem Krieg rund 48.000 Einwohner.

Kadyrow will Mariupol "säubern"

In Mariupol behaupten tschetschenische Kämpfer, die Kontrolle über das Rathaus der seit Wochen eingekesselten südukrainischen Hafenstadt Mariupol übernommen zu haben. Auf dem Gebäude sei die tschetschenische Flagge gehisst worden. Im Messengerdienst Telegram veröffentlichte Machthaber Ramsan Kadyrow ein Video, das ein Telefonat des russischen Abgeordneten Adam Delimchanow mit den "tapferen" tschetschenischen Kämpfern zeigen soll. Er kündigte zudem "Säuberungen" in Mariupol an. Eine Bestätigung dafür gab es nicht. Bereits zuvor war Kadyrow von ukrainischer Seite als Prahler und Lügner entlarvt worden.

NATO schätzt hohe russische Verluste

Im Ukraine-Krieg wird davon ausgegangen, dass die Angaben zu russischen Verlusten durch den Kreml deutlich niedriger ausfallen, als sie tatsächlich sind. Ein NATO-Beamter spricht nun von Tausenden Toten. Aus historischen Erfahrungen liegt die Zahl der letztendlich kampfunfähigen Soldaten weit höher - bei rund 40.000 kampfunfähigen Soldaten.

Scholz: Zahlen nicht in Rubel

Auf diplomatischer Ebene bleibt der Westen gegenüber Russland hart. Zumindest will man der Forderung von Wladimir Putin, Gas-Lieferungen künftig nur noch in Rubel abrechnen zu wollen, von deutscher Seite aus nicht nachkommen. In den bestehenden Verträgen sei die Währung festgelegt, in der bezahlt wird, sagte Kanzler Olaf Scholz nach einem G7-Gipfel in Brüssel dazu. "Das ist ja etwas, was dann auch gilt. Und da steht ja meistens Euro oder Dollar. Das sind die Ausgangslagen, von denen wir ausgehen müssen."

Biden will Russlands G20-Ausschluss

Als Putin die Krim eingenommen hat, wurden aus den G8 die G7. Russland ist weiter Mitglied in der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Wenn es nach US-Präsident Joe Biden geht, soll sich das ändern. Auf die Frage, ob er für einen Ausschluss Russlands aus der G20-Gruppe sei, sagte Biden: "Meine Antwort ist Ja". Entscheiden kann er das allerdings nicht. Den Vorsitz beim nächsten Treffen im Herbst hat Indonesien.

NATO aktiviert ABC-Abwehr

Auf militärischer Ebene stärkt die NATO ihre Ost-Flanke. Dazu wird auch die Abwehr von chemischen, biologischen und atomaren Bedrohungen aktiviert, wie Generalsekretär Jens Stoltenberg am Rande des NATO-Sondergipfels in Brüssel sagte. Zudem werde die NATO auch der Ukraine die nötige Ausrüstung schicken, um sich besser vor Chemie- und Biowaffen zu schützen. Darunter könne das Erkennen, der Schutz, medizinische Hilfsmittel sowie Training zur Dekontaminierung sein.

Frankreich testet Mittelstreckenrakete

Eine Form der militärischen Abschreckung übte dagegen Frankreich aus. Das Land testete eine atomar bestückbare Mittelstreckenrakete. Die strategische Luft-Boden-Mittelstreckenrakete wurde ohne Sprengstoff von einem Rafale-Kampfjet aus abgefeuert, nach dem erfolgreichen Test wird nun die Serienproduktion der Waffe anlaufen. Sowohl die Luftwaffe, die nuklearen Luft- und Seestreitkräfte als auch die Marine sollen damit ausgestattet werden.

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Quelle: ntv.de, mba

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