Politik

Chemiewaffe besonders gefährlich Ukraine: Russland setzt Phosphorbomben ein

Seit Invasionsbeginn am 24. Februar hätten die ukrainischen Verteidiger den Feind überall aufgehalten, lobt Ukraines Präsident Selenskyj.

Der ukrainische Präsident Selenskyj brachte die Vorwürfe auch in seiner Ansprache vor der NATO vor.

(Foto: Uncredited/Ukrainian Presidentia)

Die Meldungen über den Einsatz von Phosphorbomben in der Ukraine häufen sich. Präsident Selenskyj macht die umstrittene Brand- und Chemiewaffe zum Thema in seiner NATO-Ansprache. Für die Bündnisnationen wäre der Einsatz solcher Waffen eine rote Linie.

Seit Wochen halten sich die Vorwürfe, Russland würde im Ukraine-Krieg Chemiewaffen einsetzen. Ukrainischen Angaben zufolge habe es in den letzten Tagen vermehrt Angriffe mit Phosphorbomben gegeben. Der britische Sender ITV veröffentlichte zudem ein Video, das eine "weiße Phosphorbombe" über der Stadt Irpin nahe Kiew zeigen soll. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erhärtete die Vorwürfe in seiner Ansprache an die Teilnehmer des NATO-Gipfels: "Heute Morgen gab es Phosphorbomben. Russische Phosphorbomben. Erneut wurden Erwachsene getötet und erneut Kinder."

Auf dem ITV-Video sind nach einer Explosion weiße Leuchtkörper zu sehen, die langsam zu Boden gleiten. Auch wenn die Struktur zur besagten Chemiemunition passt, lässt sich nicht verifizieren, ob es sich um eine Phosphorbombe handelt. Weißer Phosphor brennt bei extrem hohen Temperaturen und wird oft verwendet, um Konfliktzonen zu beleuchten oder mit Rauch zu verdunkeln. Laut Human Rights Watch kann es zu schrecklichen Verbrennungen, Atemschäden, Infektionen, Schock und Organversagen führen.

Da Phosphor bei mehr als 1000 Grad Celsius verbrennt, lassen sich die Flammen nicht mit Wasser löschen. Stattdessen wird dazu geraten, die Flammen mit Sand zu ersticken. Da das chemische Element in Bomben mit Kautschuk vermischt wird, bleibt es bei Kontakt an nahezu jedem Material haften. Bei großflächigen Angriffen mit einer Phosphorbombe sterben Betroffene entweder langsam an ihren Verbrennungen oder an der Vergiftung durch die Dämpfe, die bei der Phosphorverbrennung entstehen.

Chemiewaffen als rote Linie

Die Brand- und Chemiewaffe kam bereits in mehreren Konflikten und Kriegen zum Einsatz. Die USA setzten Phosphorgranaten im Irak-Krieg ein, Israel bestätigte den Einsatz von Phosphorbomben im Gaza-Streifen und Russland griff 2015 im syrischen Bürgerkrieg bei Luftangriffen darauf zurück.

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Der Einsatz von Munition mit weißem Phosphor wird durch das Genfer Abkommen zwar nicht verboten, wohl aber Angriffe, bei denen Zivilisten unverhältnismäßig Schaden nehmen. Die NATO hatte einen möglichen Chemiewaffeneinsatz in der Ukraine als rote Linie deklariert. Die chemischen Kampfstoffe könnten sich dann auch auf NATO-Territorium ausbreiten, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg. Es gebe immer das Risiko der Kontamination und der Ausbreitung über größere Gebiete.

Wie die NATO auf einen solchen Fall reagieren würde, sagte Stoltenberg nicht. Zugleich machte er deutlich, dass Russland eine entschiedene Reaktion fürchten müsste. "Die NATO ist immer bereit (...), auf jegliche Art von Angriff zu reagieren", sagte er. Jeder Einsatz chemischer Waffen würde die Art des Konflikts grundlegend verändern. Er wäre eine "eklatante Verletzung des Völkerrechts" und würde "weitreichende und schwerwiegende Folgen" haben, sagte er.

Quelle: ntv.de, mba

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