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Beloussow spricht über Verluste Russlands neuer Verteidigungsminister hat überraschenden Plan

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Andrej Beloussow machte während einer Plenarsitzung mehrere Ankündigungen zu seinen Vorhaben für das russische Militär.

Andrej Beloussow machte während einer Plenarsitzung mehrere Ankündigungen zu seinen Vorhaben für das russische Militär.

(Foto: IMAGO/SNA)

Der neue russische Verteidigungsminister Andrej Beloussow will den Krieg in der Ukraine mit möglichst geringen Verlusten bestreiten. Eine Ankündigung, die überrascht, denn auf Soldatenleben nimmt Russland bislang wohl eher wenig Rücksicht. Das Militär soll laut dem 65-Jährigen zudem besser ausgestattet werden.

Der designierte russische Verteidigungsminister Andrej Beloussow will den Angriffskrieg gegen die Ukraine mit möglichst geringen Verlusten bei den eigenen Streitkräften gewinnen. Dies sei die "Schlüsselaufgabe", sagte er in einer Parlamentsanhörung in Moskau. Zugleich kündigte der Wirtschaftsexperte an, dass es keine neue Mobilmachung zur Rekrutierung weiterer Soldaten geben werde.

Die Äußerung Beloussows zu den möglichst geringen Verlusten auf den Schlachtfeldern in der Ukraine wurden von Beobachtern als ungewöhnlich gewertet. Russische Staatsvertreter sprechen in der Regel nicht über Kriegsopfer, außer wenn es darum geht, gefallene Soldaten als Helden zu glorifizieren. Auch ist unklar, wie das Ziel, Verluste zu reduzieren, erreicht werden soll, denn der militärische Erfolg der russischen Seite basiert wahrscheinlich zum großen Teil auf dem rücksichtslosen Umgang mit Menschenleben.

Militärexperten weisen darauf hin, dass die russische Führung im Kriegsverlauf bislang weit eher gewillt gewesen sei, einen hohen Blutzoll hinzunehmen als die ukrainische Seite. Immer wieder haben ukrainische Soldaten zum Beispiel über Sturmläufe von schlecht ausgebildeten Truppen berichtet. Diese würden vorgeschickt, um die ukrainischen Stellungen für nachfolgende Truppen aufzudecken, hieß es.

Kiew gibt die Zahl der eliminierten russischen Soldaten - also getötete und verletzte - mittlerweile mit fast 500.000 an. Viele westliche Beobachter halten dies für übertrieben, doch auch die NATO ging im März von 350.000 aus, die USA sprachen Ende 2023 von 315.000. Sicherheitsexperte Frank Umbach sagte kürzlich im Interview mit ntv, die Verluste der russischen Seite seien "exorbitant hoch". Bis Ende des Jahres würden diese voraussichtlich bis auf 500.000 hochgehen - auch nach NATO-Schätzung.

Beloussow mit Seitenhieb auf Schoigu

Das russische Präsidialamt hatte Beloussow am Sonntag als Nachfolger des langjährigen Verteidigungsministers Sergej Schoigu nominiert. Der Vertraute von Präsident Wladimir Putin soll Sekretär des nationalen Sicherheitsrats werden. Der 65-jährige Beloussow war früher Wirtschaftsminister und zuletzt Erster Stellvertretender Ministerpräsident. Angesichts der gestiegenen Militärausgaben wünsche sich Putin wirtschaftliche Expertise an der Spitze des Verteidigungsressorts, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow zu der Nominierung.

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Beloussow betonte in der Parlamentsanhörung, unumgängliches Ziel sei, die russischen Soldaten mit moderner Ausrüstung, darunter Drohnen und Kommunikationssysteme, auszustatten. Dazu gehöre auch die Versorgung mit ausreichend Munition. Die Ausgaben des Verteidigungsministeriums würden umfangreicheren Kontrollen unterzogen, um eine größere Effizienz zu erreichen. Putin hat in Russland mittlerweile eine Kriegswirtschaft etabliert. Fast zwei Drittel des Staatshaushalts gehen zudem in das Militär.

Beloussow präsentierte sich in der Anhörung als integerer Politiker. Er sei stets von dem Prinzip geleitet gewesen "Du kannst Fehler machen, aber du darfst nicht lügen". Das kann als Seitenhieb auf Schoigu verstanden werden, unter dessen Regie es im Verteidigungsministerium zuletzt einen Korruptionsskandal gegeben hatte.

Quelle: ntv.de, rog/rts

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