Nicht nur auf China schauen Scholz will Russland-Fehler künftig vermeiden
22.11.2022, 18:11 Uhr
Scholz sprach beim Wirtschaftsgipfel der "Süddeutschen Zeitung".
(Foto: IMAGO/Future Image)
Russlands Angriff auf die Ukraine erwischte auch Deutschland eiskalt - in Form von explodierenden Energiekosten. Das soll kein zweites Mal passieren, gelobt Kanzler Scholz nun und spricht sich für neue Handelsabkommen mit den USA und Südamerika aus.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich für ein Industriezollabkommen mit den USA ausgesprochen. Der SPD-Politiker sagte beim "Wirtschaftsgipfel" der "Süddeutschen Zeitung", er sei froh, dass man bei Handelsabkommen mit Neuseeland, Australien, Indien, Mexiko, Chile und nach der Wahl in Brasilien "hoffentlich" auch mit dem südamerikanischen Wirtschaftsbündnis Mercosur vorankomme.
"Auch die Idee eines Industriezollabkommens mit den USA sollten wir uns noch einmal sehr genau anschauen." Solch ein Abkommen wäre "allemal besser" als ein Überbietungswettbewerb bei Subventionen und Schutzzöllen, wie es manche in Folge des amerikanischen Inflationsbekämpfungsgesetzes "auf uns zukommen" sehen, sagte Scholz.
Die USA wollen für den Klimaschutz in den kommenden zehn Jahren zig Milliarden Dollar investieren, um etwa die Herstellung von Solarzellen und Windturbinen zu fördern. Befürchtet wird nun, dass europäische und deutsche Unternehmen Standorte in die USA verlegen oder neue Werke dort eröffnen.
Globalisierung ja, aber nicht nur mit China
Die Ampel-Koalition hatte sich vor kurzem darauf geeinigt, das europäisch-kanadische Freihandelsabkommen Ceta zu ratifizieren und die Partnerschaft mit den USA zu vertiefen. Scholz bekannte sich zur Globalisierung. Gerade Deutschland und Europa mit ihrer hochtechnologischen und exportorientierten Wirtschaft seien auf internationale Arbeitsteilung angewiesen.
Scholz warb aber für eine breitere Aufstellung der deutschen Wirtschaft bei Geschäften mit internationalen Partnern. "Ein Fehler der Abhängigkeit wie von Russland passiert uns kein zweites Mal", sagte er in Anspielung auf China. Die deutschen Unternehmen seien innovativ und anpassungsfähig und müssten sich keine Sorgen vor der Entwicklung zu einer multipolaren Welt machen.
"Es gibt viele andere starke Nationen, die nicht wahrgenommen werden", sagte er mit Bezug auf Indien, Indonesien, Vietnam und Südkorea. Nach Gesprächen mit der deutschen Wirtschaft sei er überzeugt davon, dass die Diversifizierung, also die verstärkte Zuwendung zu anderen Märkten, längst laufe.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa/rts