"Er wird seine Meinung ändern" Selenskyj lädt Trump zu Frontbesuch ein
23.02.2024, 15:31 Uhr Artikel anhören
Selenskyj will Trump die Front zeigen und glaubt an die Lernfähigkeit der Menschen: "Er wird sehen, was vor sich geht, und danach, denke ich, wird er seine Meinung ändern."
(Foto: IMAGO/Bestimage)
Trump brüstet sich damit, den Ukraine-Krieg in 24 Stunden zu beenden. Selenskyj möchte den ehemaligen US-Präsidenten nun an der Front empfangen. Dort werde er sehen, "was vor sich geht". Der ukrainische Präsident äußert sich auch zu einer neuen Gegenoffensive - und Anschlagsversuchen auf sich.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einem Interview mit Fox News US-Präsident Joe Biden und dessen Vorgänger Donald Trump zu einem Besuch an der Front eingeladen, um sich selbst ein Bild von "dieser Tragödie" zu machen. "Ich freue mich, wenn alle Kandidaten und alle Menschen, die Entscheidungsträger sind oder unterstützen können, nicht dagegen sind, sondern verstehen, was der Krieg in der Ukraine bedeutet", sagte Selenskyj im Interview, das in der Nähe der Front geführt wurde und bei dem Artillerieschüsse und Explosionen zu hören waren.
Angesprochen auf Trumps Äußerung, er würde den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden, sagte Selenskyj, dass er immer noch nicht verstehen könne, wie Trump "ein solches Kunststück" erreichen würde. Er werde den ehemaligen US-Präsidenten, der bei der nächsten Präsidentschaftswahl im November für die Republikaner kandidieren will, an der Front empfangen. Da könne dieser dann erklären, was er denke. "Vielleicht hat er einige Ideen. Ich weiß es nicht." Allerdings zeigte sich Selenskyj überzeugt: "Er wird sehen, was vor sich geht, und danach, denke ich, wird er seine Meinung ändern, und wir alle haben verstanden, dass es in diesem Krieg keine zwei Seiten gibt: Es gibt nur einen Feind, und das ist die Position von Putin."
Selenskyj äußerte sich auch zu den Verlusten der Ukraine, wobei er allerdings vage blieb. Diese gingen in die "Zehntausende". Zugleich stellte er die ukrainischen Verluste als deutlich geringer dar als die russischen. Ihm zufolge verliert Russland fünf Soldaten für jeden getöteten ukrainischen Soldaten. Laut dem ukrainischen Verteidigungsministerium hat Russland seit Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 mehr als 400.000 Soldaten verloren.
"Wir werden eine neue Gegenoffensive vorbereiten"
Zum stockenden Verlauf des Krieges sagte der ukrainische Präsident, dass die Verteidigung gegen Russland eine "große Aufgabe" sei. Die Ukraine müsse das Leben ihrer Soldaten schützen, weshalb nicht alles so schnell gehe, so sein Tenor. Zugleich kündigte er eine neue Gegenoffensive an. "Wir werden eine neue Gegenoffensive, eine neue Operation vorbereiten", sagte er. Die Ukraine werde ihre erfolgreiche Geschichte im Schwarzen Meer fortsetzen. Die Russen würden "einige Überraschungen erleben".
Auch ohne die Hilfe des Kongresses werde die Ukraine überleben, so Selenskyj weiter. "Natürlich. Aber nicht alle von uns." Zugleich dankte er dem Kongress und Biden für ihre Hilfe. Allerdings sei es pragmatisch, jetzt die Ukraine zu unterstützen, weil der Preis viel geringer sei als in der Zukunft. Dann müsse man "viel mehr bezahlen, viel mehr". Kiew brauche nun vor allem "starke Waffen, Langstreckenwaffen, Langstreckenraketen und Artillerie".
Selenskyj warnte davor, Putins Äußerungen nicht ernst zu nehmen, wonach Russland kein Interesse habe, nach Polen, Lettland oder "sonst wohin" zu gehen. Schließlich hätten Leute aus Putins Umfeld gesagt, er sei "nicht bereit, aufzuhören, bis sie ihre Ziele erreicht haben". "Putin hat alle roten Linien überschritten", sagte Selenskyj. "Er ist eine Bedrohung für die ganze Welt, er wird die NATO zerstören."
Auf Nachfrage äußerte sich Selenskyj auch zu Anschlägen auf sein Leben. Nach dem fünften Versuch, so der Präsident lapidar, hätten diese ihn nicht mehr interessiert.
Quelle: ntv.de, ghö