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Beschwerde derzeit nicht möglich US-Reporter Gershkovich bleibt in russischer U-Haft

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Der "Wall Street Journal"-Reporter Evan Gershkovich steht im September 2023 in einem Glaskäfig im Moskauer Stadtgericht.

Der "Wall Street Journal"-Reporter Evan Gershkovich steht im September 2023 in einem Glaskäfig im Moskauer Stadtgericht.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Im März verhaftet der russische Geheimdienst Evan Gershkovich wegen Spionageverdachts. Zuletzt verlängert ein Gericht die Untersuchungshaft des US-Reporters bis Ende November. Mit einer Beschwerde dagegen scheitert der US-Reporter nun vor einem Moskauer Gericht.

Der wegen angeblicher Spionage festgenommene US-Reporter Evan Gershkovich bleibt vorerst weiter in russischer Untersuchungshaft. Das Moskauer Stadtgericht kam einer Beschwerde von Gershkovichs Verteidigern gegen die kürzlich verlängerte U-Haft nicht nach, sondern leitete sie an eine andere Instanz weiter, wie die russische Staatsagentur Tass meldete. Das Stadtgericht begründete die Unterbrechung demnach mit angeblichen und nicht näher genannten "Umständen", die das Beschwerdeverfahren vor dem Stadtgericht derzeit nicht möglich machten.

Der US-Journalist Evan Gershkovich ist vor dem Moskauer Stadtgericht erschienen, um Berufung gegen eine Verlängerung seiner Untersuchungshaft einzulegen. Aus dem typischen Glaskäfig der Angeklagten lächelte der Reporter des "Wall Street Journal" ihm bekannten Journalisten zu, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Auch die US-Botschafterin Lynne Tracy war in dem Saal anwesend.

Der 31 Jahre alte Reporter des renommierten "Wall Street Journals" war im März in der russischen Millionenstadt Jekaterinburg im Ural vom Geheimdienst FSB festgenommen worden. Zuletzt wurde seine Untersuchungshaft bis Ende November verlängert. Ihm wird zur Last gelegt, geheime Informationen über Russlands militärisch-industriellen Komplex für US-Stellen gesammelt zu haben.

Bis zu 20 Jahre Haft wegen Spionage

Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. Der Reporter, seine Familie, sein Arbeitgeber und die US-Behörden weisen die Spionage-Anschuldigungen zurück. Nach Angaben des "Wall Street Journals" sei Gershkovich mit einer offiziellen Akkreditierung seiner Arbeit nachgegangen. Auch die US-Regierung fordert die sofortige Freilassung des Korrespondenten. Ende August verlängerte das Gericht seine Untersuchungshaft um drei Monate bis zum 30. November.

Die russische Justiz hat keine Belege für ihre Anschuldigungen veröffentlicht. Das juristische Verfahren gegen Gershkovich wurde als geheim eingestuft. Seit seiner Festnahme befindet er sich im Moskauer Gefängnis Lefortowo. Die Haftanstalt ist dafür bekannt, dass die Häftlinge dort in fast vollständiger Isolation einsitzen.

Gershkovich ist der erste ausländische Journalist, der seit dem Ende der Sowjetunion 1991 in Russland wegen Spionageverdachts festgenommen wurde. In den vergangenen Jahren wurden mehrfach US-Bürger in Russland festgenommen und zu langen Haftstrafen verurteilt. Washington wirft Moskau vor, sie gegen in den USA inhaftierte Russen austauschen zu wollen.

Quelle: ntv.de, rwe/dpa/AFP

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