Politik

Kiew schürt düstere Erwartungen "Russland hat keine militärischen Ziele mehr"

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In der Neujahrsnacht fliegt Russland erneut eine Welle von Luftangriffen auf Kiew und andere ukrainische Städte. Militärisch hätten diese Angriffe keinen Nutzen, erklärt Präsidentenberater Podoljak. Seiner Meinung nach hat der Kreml nur ein Ziel: "So viele Zivilisten wie möglich zu töten."

Mit den massiven Luftangriffen gegen eine Reihe von ukrainischen Städten in der Neujahrsnacht ist Russland nach Meinung des ukrainischen Präsidentenberaters Mychajlo Podoljak zu einer neuen Strategie übergegangen. "Russland hat keine militärischen Ziele mehr", twitterte Podoljak. "Es versucht, so viele Zivilisten wie möglich zu töten und so viele zivile Objekte wie möglich zu zerstören. Ein Krieg des Tötens wegen."

Das russische Militär hatte in der Neujahrsnacht eine Welle von sogenannten Kamikaze-Drohnen gegen mehrere ukrainische Städte gestartet. Etwa eine halbe Stunde nach Mitternacht (Ortszeit) trafen russische Geschosse zwei Bezirke von Kiew, wie Bürgermeister Vitali Klitschko mitteilte. Die ukrainische Luftabwehr gab an, 45 Drohnen abgeschossen zu haben. Staatschef Wolodymyr Selenskyj kündigte in seiner Neujahrssprache an, die Ukrainer würden bis zum Sieg gegen Russland weiterkämpfen.

Die Drohnen waren unter anderem gegen Kiew und die ostukrainische Großstadt Charkiw gerichtet. Auch am Silvestertag griff Russland die Ukraine massiv an. Reporter, die sich in der ukrainischen Hauptstadt befinden, geben an, dass Kiew am Samstagnachmittag von mehreren Detonationen erschüttert wurde. Laut Bürgermeister Klitschko wurden bei den Angriffen auf Kiew ein Mann getötet und mindestens 20 weitere Menschen verletzt, darunter auch ein Journalist aus Japan. Eine Detonation riss ein klaffendes Loch in ein Vier-Sterne-Hotel in der Hauptstadt.

"Luftabwehr funktioniert"

Die Ukrainer feierten dennoch Silvester. Wegen der nächtlichen Ausgangssperre veranstalteten sie vielfach Übernachtungspartys. "Unsere Feinde, die Russen, können unsere Ruhe, aber nicht unsere Geisteshaltung zerstören", sagte dazu etwa der 23-jährige Kiewer Filmemacher Jaroslaw Mutenko. Um 00.35 Uhr (Ortszeit, 23.35 Uhr MEZ) vermeldete Klitschko im Onlinedienst Telegram erneute Angriffe: "Explosion in der Hauptstadt gehört. Luftabwehr funktioniert."

Auch mehrere andere Regionen wurden nach Behördenangaben beschossen. Angriffe wurden unter anderem aus der südlichen Region Mykolajiw und aus der Region Chmelnyzkyj im Westen gemeldet. In Mykolajiw wurden nach Behördenangaben sechs Menschen verletzt. Laut Bürgermeister Oleksandr Sjenkjewytsch brach ein Brand aus, mehrere Wohngebäude seien beschädigt worden.

In der Region Chmelnyzkyj wurden laut Gouverneur Serhij Gamalij mindestens sieben Menschen verletzt. Teile der Stadt seien wegen der Angriffe ohne Strom. "Der Kriegsverbrecher Putin 'feiert' Silvester, indem er Leute tötet", schrieb der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter.

Putin trinkt mit seinen Soldaten

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Der russische Präsident Wladimir Putin hielt nach Angaben des Kreml seine Neujahrsansprache vom Hauptquartier des südlichen russischen Militärdistrikts aus, wo er Soldaten auszeichnete. Darunter war laut russischen Agenturberichten der Kommandeur des Ukraine-Einsatzes, General Sergej Surowikin. Fernsehbilder zeigten Putin mit einem Glas Sekt in der Hand zusammen mit Soldaten in Militäruniform.

Russland stehe in dem Konflikt mit der Ukraine "moralisch" und "historisch" auf der richtigen Seite, sagte Putin in seiner Ansprache. Russland kämpfe in der Ukraine dafür, "unser Volk in unseren eigenen historischen Territorien, in den neuen Gebieten der Russischen Föderation zu schützen", fügte er mit Blick auf die von Moskau für annektiert erklärten ukrainischen Regionen hinzu.

(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 01. Januar 2023 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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