Politische Landkarte im Osten So hat sich Brandenburg verändert
23.09.2024, 14:10 Uhr Artikel anhören
Am Tag nach der Wahl erwachen die rund 2,6 Millionen Brandenburgerinnen und Brandenburger in einem veränderten Land: Die Landtagswahl verschiebt nicht nur Mehrheitsverhältnisse im Potsdamer Parlament. Ein Blick auf die neu eingefärbte Landkarte im Osten.
Bei der Landtagswahl in Brandenburg bleibt die SPD knapp vor der AfD stärkste Kraft, die CDU schneidet schwach ab, das Bündnis Sahra Wagenknecht kommt aus dem Stand auf ein zweistelliges Ergebnis. Wie hat sich die politische Landschaft in Brandenburg in der Fläche verändert?
Ein Blick auf die Ergebnisse aus den 44 Wahlkreisen ermöglicht den Vergleich mit dem Wahlergebnis 2019: Die Direktmandate der kleineren Parteien sind nach der Wahl im Herbst 2024 verschwunden. Grüne, Linke und Freie Wähler fliegen aus dem Landtag. Die politische Landkarte - hier nach Erststimmen - im Überblick:
Der Wahlausgang ist eindeutig - und zeigt ein zwiegespaltenes Land: Brandenburg wirkt nach der Landtagswahl 2024 ärmer an Farben. Bei den Wahlkreisgewinnern nach Erststimmen tauchen nur noch Sozialdemokraten und AfD-Mitglieder auf. Die 44 Regionen des ostdeutschen Bundeslands leuchten entweder in Rot oder in Blau.
Die von der SPD unter dem amtierenden Ministerpräsidenten Dietmar Woidke errungenen Direktmandate liegen fast durchgehend in aneinander angrenzenden Gebieten: Regionale Kandidaten der Sozialdemokraten können sich bei der Auszählung in 19 der 44 Wahlkreise durchsetzen. Die SPD-Regionen erstrecken sich vom Umland der Berliner Metropolregion nach Norden und nach Westen bis zur Elbe.
Die AfD gewann dagegen im dünn besiedelten Nordwesten, in der Uckermark im Nordosten, im Oderland im Osten sowie - abgesehen von Cottbus - auch in den Regionen Spreewald, Neiße und der Lausitz im Süden. SPD-Spitzenkandidat Woidke unterlag in seinem eigenen Wahlkreis dem AfD-Kontrahenten nur knapp.
Mit 25 errungenen Direktmandaten schimmern am Tag nach der Wahl mehr als die Hälfte der 44 Brandenburger Wahlkreise in der Farbe der AfD. Die meisten Stimmen erhielten die Rechten in der Gemeinde Hirschfeld (Amt Schradenland in Elbe-Elster) mit 61,3 Prozent, wie die Landeswahlleitung am Tag nach dem Urnengang mitteilte. Das schwächste Ergebnis erreichte die AfD im stadtnahen Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark), wo nur 11,5 Prozent der Wählerinnen und Wähler ihre Stimme für die AfD abgaben.
Die bei der zurückliegenden Wahl vor fünf Jahren erzielten Direktmandate für CDU, Grüne und Freie Wähler sind von der Landkarte komplett verschwunden. Der Wahlkreis "Havelland II" zum Beispiel wechselte von Schwarz auf Rot. Der Wahlkreis "Barnim II", einst wichtiges Standbein der Freien Wähler, ging an die AfD.
Und im urban geprägten Wahlkreis "Potsdam I", der am Wahlabend lange die letzte Hoffnung der Grünen war, holte letztlich Manja Schüle von der SPD die meisten Erststimmen. Damit war das entscheidende Direktmandat für die Grünen verloren und mit dem schwachen Zweitstimmenergebnis der Partei in Brandenburg zugleich das Aus der brandenburgischen Kenia-Koalition besiegelt.
An mangelnder Mobilisierung kann es in Brandenburg nicht gelegen haben: Die Richtungsentscheidung zur Landtagswahl stieß in der Öffentlichkeit auf reges Interesse. Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben des Landeswahlleiters bei 72,9 Prozent. Damit erreichte das Bundesland die bisher höchste Beteiligungsquote bei einer Landtagswahl seit der Wende.
Quelle: ntv.de