Nur noch zwei gegen Trump Warum Christies Ausstieg wichtig war - und schade


Durch Christies (l.) Ausscheiden steigen die Chancen von Nikki Haley (r.). Favorit bleibt aber Donald Trump.
(Foto: AP)
Im Rennen um die Kandidatur der Republikaner vor der Wahl im Herbst wird das Feld übersichtlicher. Nun gibt auch Chris Christie auf, der frühere Gouverneur von New Jersey. Das kommt früher als erwartet und ist eine gute Nachricht für alle, die noch auf eine Niederlage Trumps hoffen.
Chris Christie hatte keine großen Chancen, tatsächlich Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner zu werden. Insofern ist es kein Wunder, dass der frühere Gouverneur von New Jersey nun im Vorwahlkampf aufgibt. "Mir ist klar, dass es keinen Pfad zur Kandidatur gibt und deswegen stelle ich den Wahlkampf ein", sagte er vor Anhängern in New Hampshire. Er wolle in keinster Weise dazu beitragen, es Trump zu ermöglichen, noch einmal Präsident zu werden.
Dabei hat sein Abschied eine andere Bedeutung als etwa der Ausstieg des früheren Vizepräsidenten Mike Pence oder des Senators Tim Scott. Die gaben nur auf, weil sie einfach nicht bei den Wählern verfingen. Christies Ausscheiden aber ist eine gute Nachricht für alle, die hoffen, Trump könnte doch noch in den Vorwahlen aufgehalten werden. Das ist natürlich gewagt. Trump bleibt klarer Favorit, aber ausgeschlossen ist eine Niederlage nicht. Dafür müssten aber Ron DeSantis oder Nikki Haley, die verbliebenen ernstzunehmenden Konkurrenten, gleich zu Beginn des Vorwahl-Kalenders Erfolge feiern. Und dafür sind nun die Chancen gestiegen.
Zuerst wird im Bundesstaat Iowa gewählt, am kommenden Montag ist es so weit. Dort werden sich DeSantis, Gouverneur in Florida, und Haley, Ex-UN-Botschafterin und Ex-Gouverneurin von South Carolina, ein Rennen um die Silbermedaille liefern - dass Trump dort noch abgefangen werden könnte, erscheint aussichtslos.
Haleys Chancen steigen in New Hampshire
Anders sieht es aber in New Hampshire aus, wo am 23. Januar gewählt wird. Die Republikaner in dem Ostküstenstaat in Neuengland sind nicht so konservativ wie ihre Parteifreunde im Mittleren Westen. Eine neue Umfrage zeigte kürzlich, wie sehr Nikki Haley hier schon aufgeholt hat. Sie stand bei 32 Prozent, Trump bei 39. Im vom Wahl-Portal Fivethirtyeight errechneten Durchschnitt der Umfragen liegt der Ex-Amtsinhaber in New Hampshire 12,5 Prozentpunkte in Führung.
Genau dies ist der Grund, warum Christies Ausscheiden so wichtig ist. Denn in New Hampshire hat er die meisten Fans. Im Umfragedurchschnitt kommt er dort auf 11,6 Prozent. Nun sind solche Umfragen ungenau, sie können auch falschliegen. Doch klar ist, dass Christie sich mit Abstand am deutlichsten gegen Trump ausspricht, ihm die charakterliche Eignung fürs Weiße Haus abspricht. Das ist der Kern seiner Botschaft und genau das dürfte der Grund sein, warum ihn seine Anhänger wählen wollten.
DeSantis vermeidet das und stellt sich eher als Trump 2.0 dar, der sein Programm fortführen, aber das Chaos weglassen will. Haley übt dagegen ebenfalls Kritik am Ex-Präsidenten, wenn auch eher verhalten. Sie ist eher Team George W. Bush als Team Trump, sie ist moderat und keine Kulturkämpferin wie DeSantis. Wer bislang Christie favorisierte, könnte also nun auf Haley umschwenken. Wie viele das tatsächlich tun, ist natürlich offen, doch ist das allemal wahrscheinlicher als ein Wechsel zu DeSantis oder gar zu Trump. Christie selbst hat bislang keine Wahlempfehlung abgegeben.
Schwung für die anderen Wahltermine
Mit den Stimmen Christies im Rücken, läge Haley auf Augenhöhe mit Trump - dann wäre ein Erfolg in New Hampshire tatsächlich realistisch. Das ist wichtig, um den Schwung für die restlichen 48 Wahltermine zu gewinnen - das, was die Amerikaner "Momentum" nennen. So würde sich am Anfang des Vorwahlzyklus zeigen, dass Trump nicht unschlagbar ist und mit Haley eine echte Alternative bereitsteht. Die Schlagzeilen würden ihr gehören, Trump stünde als Verlierer da. Das wiederum könnte Unentschlossene motivieren, ihr Kreuz bei Haley zu machen - jene, die sonst vielleicht gar nicht mehr zur Wahl gehen würden, weil sie einen Sieg über Trump für aussichtslos gehalten hatten. Zumal South Carolina der dritte Vorwahltermin ist, wo Haley einst Gouverneurin war und über eine Basis verfügt. In Umfragen liegt Trump dort allerdings deutlich vor ihr.
Das alles bringt Trump noch nicht in Gefahr, er bleibt der klare Favorit. Für ihn spricht auch, dass viele seiner Anhänger fest entschlossen sind, ihn zu wählen und in Umfragen wenig Wechselinteresse zeigen. Ein Haley-Erfolg in New Hampshire ändert das nicht über Nacht - aber er wäre die Grundvoraussetzung, dass sich etwas ändern könnte. Zur Wahrheit gehört auch, dass Trump bei den Vorwahlen 2016 ebenfalls zu Beginn verlor, damals setzte sich Ted Cruz in Iowa durch. Nominiert wurde Trump am Ende dennoch. Doch damals war er Outsider und Underdog auf dem Weg nach oben, jetzt hat er eine ganz andere Rolle - die des nahezu unangefochtenen Favoriten.
Dass Christie jetzt schon ausgeschieden ist, war überraschend. Er selbst hatte gerade erst gesagt, er wolle weitermachen. Experten waren davon ausgegangen, dass er zumindest noch in Iowa antreten würde. Sein Ausscheiden ist zwar sinnvoll, aber auch schade. Er war der eloquenteste Redner im Feld und der Einzige, der den Mut hatte, Trump frontal anzugreifen. Diesem zu schaden, diesen zu verhindern, war ohnehin seine Hauptmotivation. In fünf TV-Debatten und unzähligen Interviews und Wahlkampfreden hat er seine Haltung deutlich gemacht. Man könnte also sagen: Mission erfüllt. Nun ist die Frage, ob es reicht.
Quelle: ntv.de